Marxistische Kritik Nr. 4, Dez. 1987
[Vorbemerkung: Die Seitentrennung
bezieht sich auf die Original-Ausgabe]
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Udo
Winkel
[S. 109-122]
Zur Ideologie der KPD - Material zur alten Arbeiterbewegung
Hartmut Nowacki geht es in seiner Arbeit „Zwischen Lebensphilosophie und
Stalinismus“, Profil Verlag München 1983, 36 DM um „Philosophische Ansätze in
der Kommunistischen Partei Deutschlands (1918-1933)“: „... genauso wenig, wie
die KPD in ihren Gründerjahren eine kommunistische Partei heutigen Typs war, so
wenig war von 1918 bis 1923 der dialektische Materialismus
weltanschaulich-philosophisches Fundament der Partei. Vielmehr lassen sich in
dieser Phase lebensphilosophische, sozialhedonistische, irrationale und
positivistische Ansätze und Tendenzen nachweisen; auch existierten Auffassungen
von marxistischer Philosophie, die in ganz erheblichem Maße von der
leninistischen Sowjetphilosophie abwichen.“ (S. 4) Hatte Nowacki ursprünglich
den Anspruch, im Anschluß an Hegel die Ideologie der KPD als ihre in Gedanken
gefaßte Zeit, als identisch mit der „Totalität der Empirie“ (Lassalle) zu
begreifen, so kommt es letztlich doch nur dazu, „einen bestimmten Fundus von
Texten (zu) sammeln, (zu) strukturieren und (zu) analysieren“, da „sich die
Totalität nicht 'runden' wollte“. (S. 5) In diesem Sinne bietet Nowacki eine
nützliche Sammlung von Material und auch einige interessante Fragestellungen,
geht aber ansonsten über eine Konstatierung der theoretisch-ideologischen
Einengung der KPD im Zuge der sich durchsetzenden „Stalinisierung“ nicht hinaus.
Auch meine Darlegungen können an dieser Stelle nur auf das vorgelegte Material
verweisen und es kommentieren. Ich werde in der nächsten Nr. der MK eine
Darstellung der Ideologie der alten Arbeiterbewegung zwischen Positivismus und
Lebensphilosophie, Rationalismus und Irrationalismus versuchen und greife dort
auch einige hier nur kurz angesprochene Probleme wieder auf.
Während in der
frühen KPD „eine Philosophie der Tat, ein antiphilosophischer Aktionismus“
virulent war, erscheint die Aneignung von Theorie in der späteren KPD „als
funktionalisiert den sogn. praktischen Erfordernissen untergeordnet“. Nowacki
macht Rosa Luxemburg den absurden Vorwurf, sie, die auch in der Parteischule der
SPD aktiv geworden war, würde sich gegen eine Schulung der Arbeiter wenden.
Während es Rosa Luxemburg in ihrer „Rede zum Programm“ auf dem
Gründungsparteitag der KPD - wenn sie dort formuliert: „Wir sind nämlich zum
Glück über die Zeit hinaus, wo es hieß, das Proletariat sozialistisch schulen“.
- darum ging, die Bedeutung der praktischen Umwälzung für die
Bewußtseinsentwicklung der Arbeiterklasse herauszustellen, da ihr der Charakter
des „latenten Bewußtseins“ in der Arbeiterbewegung durchaus klar war. Nowacki
stellt allgemein richtig fest: „So wie die ersten Jahre der Partei durch einen
(antiphilosophischen) Aktionismus linksradikaler Arbeiter stark geprägt waren,
so die letzten Jahre - aller Propaganda und Bildungsarbeit zum Trotz - durch die
Wunschträume von Dauerarbeitslosen, die den extrem unrealistischen
'idealistischen' politischen Kurs der Parteiführung mittrugen.“ (S. 26)
Nowacki sieht die ideologische Entwicklung der KPD in zwei Phasen: Bis 1923
als „individuelle Ansätze kommunistischer Intellektueller“, danach als
„Herausbildung einer einheitlichen Parteiphilosophie“.
1. Individuelle Ansätze kommunistischer Intellektueller
Hier geht Nowacki speziell auf Karl Liebknecht, Ruth Fischer, Heinrich
Vogeler, Karl August Wittfogel, Georg Lukács und Karl Korsch ein. Karl
Liebknecht, der als großer Volkstribun und Aktivist in die Geschichte der
Arbeiterbewegung eingegangen ist, der sich auf den voluntaristischen
„Januaraufstand“ 1919 in Berlin einließ, was bekanntlich Rosa Luxemburgs scharfe
Kritik hervorrief, gehört zu den linken Intellektuellen, die in der
Auseinandersetzung mit dem positivistisch verdinglichten „Marxismus der 2.
Internationale“ und dem „marxistischen“ Reformismus ein lebensphilosophisch
geprägtes Weltbild entwickelten und damit wie ihre positivistischen Antipoden
dem bürgerlichen
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Denken verhaftet blieben. Liebknechts Ideologie kommt insb.
in seinem nachgelassenen Werk „Studien über die Bewegungsgesetze der
gesellschaftlichen Entwicklung“ (1922) zum Ausdruck(1): „Nicht Eklektizismus,
sondern Universalismus ist die Lebenslosung unddas psychisch geistige
Lebenselement des Verfassers ...“ Das Leben im ganzen“ umfaßt einen „Trieb der
Vervollkommung“:
„nicht nur zur besseren Erhaltung des Lebens, sondern zur
Höher- und Bessergestaltung des Lebens selbst, des ganzen Lebens in allen seinen
Eigenschaften, Kräften, Funktionen; des Lebens in seinem ganzen Wesen, seiner
Totalität. Jedenfalls sind hier die verschiedensten, wundersamsten,
rätselhaftesten Triebe, Kräfte, Erscheinungen unlöslich verbunden, miteinander
verflossen, in dauernder wechselseitiger Bedingtheit; und mindestens im
Zusammenhang mit und im Hinblick auf den Lebenserhaltungstrieb ist es erlaubt
- ja geboten, dem Organismus im ganzen den Höherentwicklungstrieb
zuzuschreiben“(2).
Totalität wird hier nicht im Hegelschen, sondern im
organizistischen, universalistischen Sinne verwendet. Liebknecht unterscheidet
eine „Notsphäre“ als Ernährungs-, Schutz- und Sexualsphäre von einer dem
„Lebenserweiterungstrieb“ geschuldeten „Überschuß-Sphäre“,die sich zu einer
„organischen Totalität“, einem „Gesamtgefühl des Lebens“ „verschlingen“.
In
dieser „organischen Totalität“ wird auch der Religion eine besondere Bedeutung
zuerkannt:
Sie dient „im höchsten Maße den praktischen Lebensbedürfnissen,
wenigstens in der Tendenz: der Erhaltung und Förderung des körperlichen und
seelischen Wohlbefindens, der Steigerung der Sicherheit, und zwar auch der
Entschlossenheit und Tatkraft, des Zielbewußtseins, der Orientierung nach einem
Sehnsuchtsziel des Enthusiasmus usw.; sowohl in der Ernährungs- , wie der
Schutz-, wie der Sexualsphäre (z.B. Reglementierung der Geschlechtsbeziehungen
zum Zwecke der Fortpflanzung); daneben ist sie auch dem bloßen Wohlgefühl und
Genuß des Lebens dienstbar. - Freilich ist sie so leicht zu mißbrauchen und ist
in der Tat unendlich viel mißbraucht worden, um andere Menschen als Werkzeuge
gegen ihre eigentlichen Interessen zu lenken; und zwar in solchem Maße, daß es
schier unmöglich ist, aus dem Wust des Mißbrauchs das ursprünglich und notwendig
und nützlich-allgemein Menschliche herauszuschälen.“(3)
Politik erscheint
als „Kunst des Unmöglichen“: „Die verwirklichte Möglichkeit ist die Resultante
aus erstrebten Unmöglichkeiten.“ Politik
„ist keine Wissenschaft. Ihre
intellektuellen Bestandteile dienen der - vor der eigentlichen Politik liegenden
- Zielsetzung, der Mittel- und Wegweisung, ja der Ausführung; aber sie dienen
nur dem politischen Willen, der politischen Aktivität; ... Das klar erkannte
Ziel fest im Auge halten, unbeirrt und zähe verfolgen: das - so primitiv es ist
- macht den Politiker: Selbst irriges, fehlsames Handeln ist ihm eher erlaubt
als Willensschwäche und Untätigkeit“(4).
Es ist auch nicht verwunderlich,
daß Liebknecht - entgegen dem sozialdemokratischen Selbstverständnis - Den
Darwinismus vitalistisch uminterpretiert:
„Den 'materialistischen' und
monistischen Unfug allerdings, der seit Moleschott, Büchner, Voigt bis Häckel
mit seiner Lehre getrieben wurde und wird, können wir nachgerade sich selbst
überlassen. Alle Ansprüche gewisser Darwinisten auf 'Materialismus', Monismus u.
dgl. beruhen auf grober Selbsttäuschung infolge ungenauer begrifflicher Klarheit
und Differenzierung. Der Darwinismus ist in der Tat vitalistisch bis ins Mark,
und das macht nicht seine Schwäche, sondern seine Stärke aus ...“(5).
Liebknecht kommt - ähnlich wie der von Bergsons „élan vital“ herkommende
Sorel - zueiner Kritik an der „schmarotzenden Schicht“ der Parteibürokratie:
„Keine Verbindung, die der freien Initiative Fesseln anlegt ... Diese
Initiative in den Massen zu fördern, ist gerade in Deutschland, dem Land des
passiven Massen-Kadavergehorsams, die dringendste Erziehungsaufgabe, die gelöst
werden muß, selbst auf die Gefahr hin, daß vorübergehend alle 'Disziplin' und
alle 'strammen Organisationen' zum Teufel gehen“ (zitiert nach Nowacki, S. 42).
Der Herausgeber des Werkes von 1922 kommt zu dem Schluß: „Liebknecht wollte
nichts anderes sein als ein 'revolutionärer, internationaler Soldat im
Befreiungskampfe der Arbeiterklasse'. Das vorliegende Werk stellt gleichsam die
tiefere metaphysische (sic!) Einordnung dieses Kampfes in den Zusammenhang der
Welt und des Geschehens dar“ (6).
Während Karl Liebknecht aus der alten
Sozialdemokratie kam, sozusagen aus der sozialdemokratischen „Aristokratie“
(Vater: Wilhelm Liebknecht), schlossen sich während der Revolution 1918/19 auch
manche radikale Intellektuelle von außerhalb der Arbeiterbewegung der jungen
kommunistischen Bewegung an. So etwa Ruth Fischer, die 1924/25 Exponent der
„ultralinken“ Politik der KPD wurde, die sich nicht entblödete, Rosa Luxemburgs
Wirken in der Arbeiterbewegung mit dem eines „Syphilisbazillus“ zu vergleichen,
die in den 50er Jahren als Direktorin eines Amerika-Hauses endete, und der
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Ernst Meyer attestierte, „nicht einmal das kommunistische
Manifest je gelesen zu haben, ganz zu schweigen von sonstiger theoretischer
Literatur.“(7) Nowacki konstatiert richtig: „Auch als 1925 die durch den
Dawesplan finanzierte Stabilisierung sich in Deutschland deutlich abzeichnete,
hielt sie starr an der Formel von der 'Organisierung der Revolution' fest.
Ruth Fischer - und die Parteilinke - verwechselte ihren eigenen Willen zur
Revolution mit dem Willen der 'Massen', ihre subjektiven Wünsche mit der
gesellschaftlichen Realität. ... Diese Politik ist mehr vom Gefühl als vom
Verstand bestimmt, mehr vom Wollen als der Wirklichkeit, und die Logik bleibt
mehr als einmal auf der Strecke. So bringt es Ruth Fischer in ein und derselben
Rede - auf dem 10. Parteitag - fertig, die SPD zunächst als 'bankrott' und
'gescheitert' zu bezeichnen, um dann über ihre 'Lebensfähigkeit' zu sprechen
...“ (S. 62-63).
Der Maler und Graphiker Heinrich Vogeler, bedeutender
Vertreter des Jugendstils, empfand die Niederlage im 1. Weltkrieg als
moralischen Zusammenbruch, der eine neue Ethik und ethische Politik verlange. Er
geht anfangs von völkischen Ideen aus - der Kommunismus ist auf „altgermanisches
Recht“ zurückzuführen, will die Verbindung der Menschheit mit der kosmischen
Ordnung und ein erneuertes Christentum:
„In keiner Zeit ist wohl das
Christentum so klar zu erkennen gewesen, so strahlend,aber so mißverstanden, wie
jetzt. Gäbe es überhaupt Christen, wahre Christen, so ist ein Krieg wie dieser
unmöglich, überhaupt Krieg. Nur Liebe im Leben ist fruchtbar, der Haßist das
vernichtende Prinzip.“ (zitiert nach Nowacki, S. 74)
Vogler versuchte seine
Erziehungs- und Siedlungsvorstellungen in der Barkenhof-Kommune zu
verwirklichen, es ging ihm - „small“ sollte auch schon damals „beautiful“ sein -
um eine agrarisch-handwerkliche Bedarfswirtschaft in „kleinen Einheiten“. „Es
gibt bei Vogeler kein System, sondern eher ein Konglomerat philosophischer
Ideen, das irrationale und stark gefühlsmäßige Züge aufweist.“ (S. 75). Wenn nun
Nowacki mit Bezug auf Hendrik de Man schreibt: „Auf diese Zwiespältigkeit 'der
mechanistisch-rationalistischen Denkweise des Marxismus' neben dem Vorhandensein
von 'Solidarität, Eschatologie, religiöser Symbolik' ist bereits früh aufmerksam
gemacht worden“ (S. 77), so „vergißt“ er hier, zwischen Marx und dem, einer
bestimmten Form seiner Rezeption geschuldeten, positivistisch-verdinglichtem
„Marxismus“ zu unterscheiden, der - wie auch die im bürgerlichen Positivismus
hypostasierte „zweite Natur“ - eine aktivistische
willensmäßig-irrationalistische „Ergänzung“ bedarf(8).
Karl August Wittfogel
beginnt als Dramatiker, der sich selbst als Vertreter des „revolutionären
Idealismus und Expressionismus“ bezeichnet. So läßt er in seiner „politischen
Tragödie“ „Rote Soldaten“ (1921) den Revolutionär Andreas verkünden:
„Neue
Religionen brechen aus dem Osten hervor, diesseitigere, menschenwürdigere,
heldenhaftere, glaubenswertere! Neue Propheten drängen sich vorbehaltlos
umunerhörte Freudenbotschaften.“ (zitiert nach Nowacki, S. 81)
Er wendet
sich den Sozialwissenschaften zu, bezeichnet den „dialektischen Materialismus“
als das kommende „geistige Dach der Welt“. In seiner Schrift „Die Wissenschaft
der bürgerlichen Gesellschaft“ (1922) postuliert Wittfogel:
„Wir wissen, daß
und wie der moderne Positivismus und Empiriokritizismus aus Kant dialektisch
hervorgegangen ist. Wir wiederholen, daß wir uns eine Entwicklung der
Philosophie nur dialektisch über den Positivismus hinaus und durch ihn hindurch
vorstellenkönnen.“(9).
Nowacki vermerkt richtig: „Was Wittfogel also 1922
als dialektischen Materialismus bezeichnet, erweist sich bei näherem Hinsehen
als Verbindung von (marxistischer) Soziologie mit einer kritizistischen
Erkenntnistheorie.“ (S. 84)
Ein positivistisches Verständnis kommt in
Wittfogels überhistorischem Naturbegriff - die formelle Seite wird gegenüber der
stofflichen vernachlässigt - zum Ausdruck: „Ja, es ist wahr, der Natur gegenüber
haben alle Wirtschaftsordnungen ein gleiches Interesse: Man will ihre Kräfte
kennen, beherrschen und benutzen, um auf der dienstbar gemachten Naturgrundlage
das starke Haus der sozialen Kultur aufführen zu können“(10). Schon Georg Lukács
kritisiert in seiner Besprechung im „Grünberg Archiv“ richtig: „Für den
Marxisten, als geschichtlichem Dialektiker, sind die Natur, sowie alle Formen
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ihrer theoretischen und praktischen Bewältigung, soziale
Kategorien, und es geht nicht an, daß ein Marxist hier etwas
übergeschichtliches, übergesellschaftliches finden zu können meine“(11).
Wittfogel wird seit Mitte der 20er Jahre „linientreu“ und versucht - durch
„Anwendung der materialistischen Dialektik“ - eine „marxistische Ästhetik“ zu
entwickeln, die den Primat des sozialen Inhalts vor der ästhetischen Form eines
Kunstwerks proklamiert und die Kunst für politische Zwecke funktionalisieren
möchte.
Wittfogel, der auch Sinologie studiert hatte, war Mitarbeiter des
Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Seine größte wissenschaftliche
Leistung bleibt seine 1931 erschienene umfangreiche Studie über „Wirtschaft und
Gesellschaft in China“ als „asiatischer Produktionsweise“(12). Später in seinem
Werk „Die orientalische Despotie“ (1957) mit dem Untertitel „Eine vergleichende
Untersuchung totaler Macht“ dehnt er diesen orientalen Despotismus auf die
Sowjetunion und den „Sowjetkommunismus“ überhaupt aus. Überhistorisch geht es
ihm nun nicht mehr um die Analyse des Kapitalismus und seine mögliche
Überwindung, sondern um Grundsituationen menschlichen Seins, wobei ihm der
„Westen“ als freiheitlich und der „Osten“ als despotisch erscheint. Nowacki
sieht richtig: „Die dabei entstehende Nähe zum Existenzialismus ist
unübersehbar.“ Man könnte hinzufügen, so neu ist die „Neue Philosophie“ der
ehemals 68er Linken in Frankreich also auch nicht(13).
Georg Lukács kann,
ebenso wie Karl Korsch, an dieser Stelle nur kursorisch behandelt werden. Seine
Bedeutung für die und eine Auseinandersetzung mit seiner Marxrezeption muß einer
eigenen Arbeit vorbehalten bleiben(14). Das Lukács-Kapitel ist das
interessanteste in Nowackis Arbeit, weil er hier v.a. auch Material zur
Auseinandersetzung mit Lukács von Seiten der KPD und Komintern, der
Sozialdemokratie und des links- und rechtsbürgerlichen Akademismus
zusammengetragen hat.
Nowacki stellt fest: „Der Titel dieser Untersuchung
'Zwischen Lebensphilosophie und Stalinismus' ist in seinem vollen Umfang
verkörpert in der Person von Georg Lukács. Lukács hatte unter anderem bei Simmel
und Rickert studiert und war ursprünglich von Lebensphilosophie und
Neukantianismus beeinflußt. Seine Abscheu gegenüber dem Weltkrieg trieb ihn
praktisch zur revolutionären Arbeiterbewegung und theoretisch zu Hegel und Marx.
Während der Stalinära lebte Lukács lange in der Sowjetunion, was nicht ohne
Einfluß auf seine Schriften blieb.“ (S. 97)
Lukács stand auf der Höhe der
bürgerlichen Wissenschaft seiner Zeit, er studierte u.a. bei Rickert, Simmel und
Max Weber und rezipierte Hegel. Anfangs dominierte die Lebensphilosophie. Nach
dem Kriegsausbruch befand sich Lukács, wie er selber sagt, „in einer Stimmung
der permanenten Verzweiflung über den Weltzustand“. Er begriff die Gegenwart mit
Fichte als „Zeitalter der vollendeten Sündhaftigkeit“. Wenn die Welt aus den
Fugen ist, kommt es zum Verlust von Totalität und Lebensimmanenz:
„Unsere
Welt ist unendlich groß geworden und in jedem Winkel reicher an Geschenken und
Gefahren als die griechische, aber dieser Reichtum hebt den tragenden und
positiven Sinn ihres Lebens auf: die Totalität. Denn Totalität als formendes
Prius jeder Einzelerscheinung bedeutet, daß etwas Geschlossenes wird und nichts
auf ein höheres Außen hinweist; ...“ (S. 100) Diese Argumentation ähnelt der von
Simmel in seiner „Philosophie des Geldes“.
Die russische Revolution von 1917
erscheint als Ausweg: Lukács beteiligt sich aktiv in der ungarischen
Arbeiterbewegung und wird stellvertretender Volkskommissar für Unterrichtswesen
in der ungarischen Räterepublik. Gleichzeitig rezipiert er Marx über Hegel. Noch
haben seine Arbeiten einen abstrakt-ethisierenden Charakter wie „Der
Bolschewismus als moralisches Problem“ (1918) und „Taktik und Ethik“ (1919).
Nowacki verweist darauf, daß Lukács schon 1922 in einigen Aufsätzen in der
„Roten Fahne“ und der „Internationale“ die Verflachung der dialektischen Methode
in der Arbeiterbewegung kritisiert und einen Rückfall hinter Feuerbach
feststellt. In seinem „Opus Magnum“ „Geschichte und Klassenbewußtsein“ von 1923
legt er dann „Studien über marxistische Dialektik“ vor. Es geht ihm um „eine
Interpretation, eine Auslegung der Lehre von Marx im Sinne von Marx. ... diese
Zielsetzung (ist) von der
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Anschauung bestimmt, daß in der Lehre und der Methode von
Marx die richtige Methode der Erkenntnis von Gesellschaft und Geschichte endlich
gefunden worden ist. Diese Methode ist in ihrem innersten Wesen historisch. Es
versteht sich deshalb von selbst, daß sie ununterbrochen auf sich selbst
angewendet werden muß, und dies bildet einen der wesentlichen Punkte dieser
Aufsätze“(15). Wenn Lukács hier des öfteren von Methode spricht, so geht es doch
immer um die Methode ihres Gegenstands, nicht um ein abgelöstes Instrumentarium.
Für Lukács ist „die konkrete Totalität die eigentliche
Wirklichkeitskategorie“(16). Die konkrete Totalität ist nicht einfach eine
seiende, sondern von Menschen geschaffene, durch Auseinandersetzung mit der
Natur und untereinander produzierte und damit ein sich entwickelnder und
verändernder gesamtgesellschaftlicher Zusammenhang. So ist für Lukács auch die
„Natur ... eine gesellschaftliche Kategorie. D.h. was auf einer bestimmten Stufe
der gesellschaftlichen Entwicklung als Natur gilt, wie die Beziehung dieser
Natur zum Menschen beschaffen ist und in welcher Form seine Auseinandersetzung
mit ihr stattfindet, also was die Natur der Form und dem Inhalt, dem Umfang und
der Gegenständlichkeit nach zu bedeuten hat, ist stets gesellschaftlich
bedingt“(17). Totalität bedeutet immer historische Totalität. „Die inhaltlichen
Wahrheiten des historischen Materialismus sind ... Wahrheiten innerhalb einer
bestimmten sozialen und Produktionsordnung.“ „Der historische Materialismus in
seiner klassischen Form (die leider bloß vulgarisiert ins allgemeine Bewußtsein
übergegangen ist) bedeutet die Selbsterkenntnis der kapitalistischen
Gesellschaft.“ Und Lukács erkennt: „ ... daß das Kapitel über den
Fetischcharakter der Ware den ganzen historischen Materialismus ... in sich
verbirgt.“(18)
Ausgehend vom Warenfetischkapitel im 1. Band des „Kapital“
stellt Lukács die Herrschaft der Produktionsbedingungen über die Produzenten und
die Verdinglichung der gesellschaftlichen Beziehungen im wichtigsten Aufsatz der
Sammlung: „Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats“ dar. Lukács
Darstellung kann hier nicht entfaltet werden, es sei nur beispielhaft auf ein
auch heute durch die abstrakte „Gewalt-Diskussion“ aktuelles Problem verwiesen:
„Die scharfe und mechanische, begriffliche Trennung von Gewalt und Ökonomie
ist überhaupt nur dadurch entstanden, daß einerseits der fetischistische Schein
der reinen Sachlichkeit in den ökonomischen Beziehungen ihren Charakter als
Beziehungen zwischen Menschen verdeckt und sie in eine die Menschen
fatalistisch-gesetzmäßig umgebende zweite Natur verwandelt. Andererseits
dadurch, daß die - ebenfalls fetischistische - juristische Form der
organisierten Gewalt ihr latentes, ihr potentielles Vorhandensein in und hinter
jeder ökonomischen Beziehung vergessen macht; daß Unterscheidungen wie Recht und
Gewalt, wie Ordnung und Aufstand, wie legale und illegale Gewalt die gemeinsame
Gewaltgrundlage aller Institutionen der Klassengesellschaften in den Hintergrund
drängen“(19).
Lukács zieht die Schlußfolgerung aus der
Wertvergesellschaftung:
„Diese Verwandlung der Arbeit in Ware entfernt
einerseits alles 'Menschliche' aus dem unmittelbaren Dasein des Proletariats,
andererseits vertilgt dieselbe Entwicklung in steigendem Maße alles
'Naturwüchsige', jede direkte Beziehung zur Natur usw. aus den
gesellschaftlichen Formen, so daß sich gerade in ihrer menschenfernen, ja
unmenschlichen Objektivität der vergesellschaftete Mensch als ihr Kern enthüllen
kann. ... Der Träger dieses Bewußtseinprozesses ist aber ... das Proletariat.
Indem sein Bewußtsein als immanente Folge der geschichtlichen Dialektik
erscheint, erscheint es selbst dialektisch. D.h. einerseits ist dieses
Bewußtsein nichts als das Aussprechen des geschichtlich Notwendigen. Das
Proletariat 'hat keine Ideale zu verwirklichen'. ... Andererseits (muß) ... zu
dem bloßen Widerspruch - dem automatisch gesetzmäßigen Produkt der
kapitalistischen Entwicklung - ... etwas Neues hinzutreten: das zur Tat werdende
Bewußtsein des Proletariats. Indem aber sich dadurch der bloße Widerspruch zum
bewußt-dialektischen Widerspruch erhöht, indem das Bewußtwerden zum praktischen
Übergangspunkt wird, zeigt sich die Wesensart der proletarischen Dialektik
abermals konkreter: da das Bewußtsein hier nicht das Bewußtsein über einen ihm
gegenüberstehenden Gegenstand, sondern das Selbstbewußtsein des Gegenstandes
ist, umwälzt der Akt des Bewußtwerdens die Gegenständlichkeitsform seines
Objekts“(20).
So wird das Proletariat zum identischen Subjekt-Objekt der
geschichtlichen Umwälzung. Siegfried Marck schreibt in seiner Rezension in „Die
Gesellschaft:“ „Indem das Proletariat als die erste ihre Beziehung auf die
gesellschaftliche Totalität klar erkennende Klasse betrachtet wird, erhält es
die Rolle des Hegelschen Weltgeistes, dessen Selbstbewußtsein die Geschichte
vorwärtstreibt.“ (zitiert nach Nowacki, S. 112). Nun ist Lukács natürlich klar,
daß das Proletariat als identisches Subjekt-Objekt sich vom empirischen
Proletariat unterscheidet. Das bezeichnete „enorme Bewußtsein“ (Marx) kann nur
ein ,.zugerechnetes“, ein antizipiertes Bewußtsein sein. Und hier setzt für
Lukács dann auch die Bedeutung
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der Partei ein, die den Teil des Proletariats umfaßt, der
schon zum theoretischen Bewußtsein seiner Lage gekommen ist. Hier entsteht
natürlich die Gefahr, daß die Partei selbst zum identischen Subjekt-Objekt wird.
So kritisiert Marck:
„Denn wer entscheidet in praxi über die Zurechnung des
Verhaltens der Arbeiterschaft zum echten Klassenbewußtsein? Wir wissen es, daß
sich die kommunistische Zentrale als der Statthalter der metaphysischen Potenz
Proletariat auf Erden fühlt. Papismus und Inquisition sind der notwendige
organisatorische und praktische Ausdruck eines theoretischen Absolutismus und
einer dogmatischen Scholastik der Unfehlbarkeit, resp. jene Theorie ist Überbau
der diktatorischen Praxis.“ (zitiert nach Nowacki, S. 125-26)
Doch bei
Lukács selbst verwandelt sich die Partei nicht in den Weltgeist, sie entspricht
einem Zustand des proletarischen Bewußtseins, in dem es sich „darum handelt, das
Unbewußte bewußt, das Latente aktuell zu machen.“ „Auch theoretisch handelt die
kommunistische Partei nicht stellvertretend für das Proletariat. Ist sein
Klassenbewußtsein, in bezug auf Denken und Handeln der ganzen Klasse etwas
Prozeßartiges und Fließendes, so muß sich dies in der organisatorischen Gestalt
dieses Klassenbewußtseins, in der kommunistischen Partei widerspiegeln. Nur mit
dem Unterschied, daß sich hier eine höhere Bewußtseinsstufe organisatorisch
objektiviert hat ... Das Prozeßartige, das Dialektische des Klassenbewußtseins
wird also in der Theorie der Partei zur bewußt gehandhabten Dialektik“(21).
„Geschichte und Klassenbewußtsein“ sollte in der Absicht von Lukács „die Frage
der dialektischen Methode - als lebendige und aktuelle Frage - zum Gegenstand
der Diskussion machen“. Doch schon Ernst Bloch befürchtete in seiner
zustimmenden Rezension: „Zwar wird es das Buch nicht leicht haben, seine guten
Leser zu finden. Die Russen etwa, welche philosophisch handeln, aber denken wie
die ungebildeten Hunde, werden sogar einen Abfall darin wittern.“ (zitiert nach
Nowacki, S. 121). Von Seiten der Komintern erfolgte ein vollständiger Verriß;
Deborin, Rudas u.a. zeihten Lukács des Idealismus, Kantianismus, Hegelianismus.
Hier soll nur auf die Kritik Hermann Dunckers verwiesen werden, der aus der
alten SPD-Linken um Rosa Luxemburg gekommen war und für theoretische und
Schulungsfragen zuständig war. Nowacki schreibt: „Für Dr. phil. Duncker war die
geistige Akrobatik eines Lukács 'schwer (zu) enträtseln', so daß er auf eine
systematische Wiedergabe des Textes verzichtete. Er knüpfte offensichtlich an
den antitheoretisch-antiphilosophischen Ressentiments in der Partei an.
'Unverständlichkeit' ist ein wichtiger Vorwurf. Zu Lukács These, 'orthodoxer'
Kern des Marxismus sei nur seine Methode, kommentiert Duncker, er gerate damit
in eine 'verflucht enge Nachbarschaft zu Reformisten wie Renner'. Außerdem habe
er eine 'überraschende Verengerung' der Dialektik auf die sozialhistorische
Wirklichkeit vorgenommen. Daß für Lukács die Natur als gesellschaftliche
Kategorie vorhanden ist, davon weiß Duncker ebenso wie Deborin nichts. Bezüglich
Lukács' Überlegungen zur Gültigkeit des historischen Materialismus im
Sozialismus - wo ja Geschichte bewußt gestaltet werden soll und das falsche
Bewußtsein scheinbar selbständiger geistiger Sphären überwunden ist, äußert
Duncker die Befürchtung:
'Der gewaltige Bau eines soziologischen Monismus,
eines ökonomischen Determinismus, wie ihn Marx und Engels aufgerichtet haben,
kracht zusammen, wenn man mit Lukács den historischen Materialismus selbst nur
als eine vorübergehende historische Kategorie, und zwar eine Kategorie der
kapitalistischen Gesellschaft deklariert.'
Da vermag Duncker nicht mehr zu
folgen, es ist ihm 'schleierhaft', was das mit orthodoxem Marxismus zu tun haben
soll.“ (S. 123) Der auch von der Komintern übernommene, wenn auch revolutionär
aufgeputzte, „Marxismus der 2. Internationale“ kann von seinem Selbstverständnis
her Lukács Arbeit nur als Angriff auf die „Prinzipien des Marxismus“ verstehen.
Karl Korschs Biographie zeigt die Entwicklung eines intellektuellen
Reformsozialisten zum Revolutionär: In England Mitglied der Fabian Society, in
Deutschland 1912 Mitglied der SPD, 1919 der USPD, ab 1920 schließlich der KPD.
Auch Korsch sieht sich, wie Lukács, im Zusammenhang der „Aktualität der
Revolution“. In seiner wichtigsten Schrift: „Marxismus und Philosophie“ (1923),
erhebt er den Anspruch, die materialistische Geschichtsauffassung auf sie selbst
anzuwenden und macht drei Phasen der bisherigen Entwicklung des Marxismus aus.
Eine erste, wo die marxistische Theorie bei Marx und Engels selbst „eine alle
Gebiete des gesellschaftlichen Lebens als Totalität erfassende Theorie der
sozialen Revolution“(22) war. In der 2. Phase des „Marxismus der 2.
Internationale“ löst sich „das System
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des Marxismus“ „in eine Summe von Einzelwissenschaften, samt
einer äußerlich noch dazutretenden praktischen Anwendung ihrer Ergebnisse
auf.“(23) In der 3. Phase beginnt für Korsch mit Rosa Luxemburg und Lenin ein
Wiederherstellungsprozeß des revolutionären Marxismus. Da auch Theorie und
Ideologie ein Moment der gesellschaftlichen Wirklichkeit darstellen, muß zum
politischen und ökonomischen Kampf auch der ideologische hinzutreten - wobei für
Korsch diese Kampfformen selbst wieder sich bedingende Momente des
revolutionären Prozesses sind. Schon in seiner Schrift „Der Standpunkt der
materialistischen Geschichtsauffassung“ (1922) hatte Korsch seinen radikalen
Materialismus gegenüber dem kontemplativen formuliert - der ihn auch
folgerichtig in Gegensatz zur
„Widerspiegelungstheorie“ brachte:
„So ist
also grundsätzliche Irreligiosität, ein aktiver Atheismus, die
selbstverständliche Vorbedingung für eine volle Diesseitigkeit des Denkens und
Handelns im Sinne des Marxschen Materialismus. Es wird aber diese volle
Diesseitigkeit durch die Überwindung der religiösen Jenseitsvorstellungen allein
noch nicht herbeigeführt. Es gibt ein 'Jenseits' auch noch im 'Diesseits',
solange man an die zeitlose und somit unirdische Geltung irgendwelcher
theoretischer oder praktischer 'Ideen' glaubt. Und selbst wenn das menschliche
Denken auch diese Stufe noch überwunden hat, so kann es vorkommen, daß es immer
noch die eigentliche und letzten Endes einzig wirkliche Diesseitigkeit verfehlt,
welche nach Marx (2. These über Feuerbach) nirgends anders als in der 'Praxis'
des menschlichen Handelns selbst gelegen ist. Als eigentliche Vollendung der
'Diesseitigkeit' im System der materialistischen Geschichts- und
Gesellschaftsauffassung von Marx erscheint daher erst das Hinausgehen auch über
jene 'Jenseitigkeit', die dem bloß 'naturalistischen' oder 'anschauenden'
Materialismus als ein unüberwundener Überrest der bürgerlich-dualistischen
Epoche immer noch anhaftet. Der entscheidende Schritt, durch den der neue,
marxistische Materialismus diese letzte und wichtigste Vollendung seiner
Diesseitigkeit erlangt, besteht darin, daß er der bloß als 'Natur' im engeren,
naturwissenschaftlichen Sinne des Wortes bestimmten Wirklichkeit die
Wirklichkeit des 'geschichtlich gesellschaftlich praktischen Lebensprozesses der
Menschen' entgegensetzt“(24).
Korsch sieht sich selbst in dieser Zeit
übrigens als kämpferischen Leninisten, der den ideologischen Kampf forciert. Mit
dem Sieg der „linken Opposition“ wurde er 1924 kurzfristig Chefredakteur der
„Internationale“ und brachte es fertig, zu gleicher Zeit nicht nur Lukács'
Leninbuch, sondern auch Stalins: „Lenin und der Leninismus“ zu loben: „Ein
Lehrbuch für Marxisten, zur Erlernung des Lenismus!“,dem „kristallene Klarheit
und bildhafte Sprache attestiert werden. Während Korsch, ähnlich wie Lukács, im
Anschluß an Lenins neuer Hegellektüre während des 1. Weltkriegs um eine
Vertiefung der Dialektik stritt, setzte sich in der Komintern letztlich doch der
Lenin von „Materialismus und Empiriokritizismus“ durch. Korsch verfiel wie
Lukács dem Verdikt des Revisionismus. Sinowjew rechnet auf dem V.
Kominternkongress von 1924 mit beiden ab: „Wenn in Italien der Genosse Graziadei
mit einem Buch auftritt, in dem er seine alten Artikel veröffentlicht, die er zu
einer Zeit geschrieben hat, als er noch Sozialdemokrat und Revisionist war, und
in denen er sich gegen den Marxismus wendet, so kann dieser theoretische
Revisionismus bei uns nicht straflos vor sich gehen. Wenn der ungarische Genosse
G. Lukács dasselbe auf philosophischem und soziologischem Gebiet tut, werden wir
es auch nicht dulden. ... Wir haben eine gleiche Strömung in der deutschen
Partei. Genosse Graziadei ist Professor, Korsch ist auch Professor (Zwischenruf:
Lukács ist ebenfalls Professor!). Wenn noch einige solche Professoren kommen und
ihre marxistischen Theorien verzapfen, dann wird es schlimm um die Sache
bestellt sein. Einen solchen theoretischen Revisionismus können wir in unserer
Kommunistischen Internationale nicht ungestraft dulden“(25).
Das
grundsätzliche Dilemma marxistischer Intellektueller während der beginnenden
„stalinistischen“ Periode wird sichtbar: Während Lukács Selbstkritik übte, sich
von „Geschichte und Klassenbewußtsein“ distanzierte und in der Komintern
„überlebte“ und kleine Spielräume ausnutzt, wurde Korsch zum „heimatlosen
Linken“, der nur noch im Rahmen kleiner Sekten wirken konnte.
116
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2. Herausbildung einer einheitlichen Ideologie
Der V. Weltkongreß der Komintern (1924) stellte die Weichen zum „Leninismus“;
es begann der Prozeß der „Bolschewisierung“ der Parteien der 3. Internationale,
vor dem Hintergrund der sich wieder stabilisierenden ökonomischen und
politischen kapitalistischen Verhältnisse, obwohl verbal an der „Aktualität der
Revolution“ festgehalten wurde. Ein wichtiges Instrument bei der Herausbildung
einer einheitlichen Ideologie der kommunistischen Parteien war das ab März 1925
erscheinende theoretische Organ der Komintern „Unter dem Banner des Marxismus“.
1926 forderte Duncker in der „Internationale“ zur „Propaganda des
Marxismus-Leninismus“ auf. „Ein unklarer Kopf in der Partei ist schlimmer als
zehn außerhalb der Partei. Daher müssen die Kommunisten die Kommandohöhen des
wissenschaftlichen Kommunismus besetzen, wenn diese auch hinter der
augenblicklichen Feuerlinie des Tageskampfes liegen.“(26) Die Herausgabe von
Lenins „Materialismus und Empiriokritizismus“ in deutscher Sprache 1927 wurde
Grundlage für die Rezeption der „marxistischen Philosophie“.
1928 erschien
auch das erste deutschsprachige Lehrbuch, August Thalheimers „Einführung in den
dialektischen Materialismus“. Hatte Duncker noch 1928 dem „Thalheimerschen Buch“
„weiteste Verbreitung“ gewünscht, verfiel es dann 1929 dem Verdikt der
Komintern. Inzwischen war Thalheimer als theoretischer Kopf der
„Rechtsopposition“ zusammen mit dieser - die sich dann zur „Kommunistischen
Partei (Opposition) (KPO)“ konstituierte - aus der KPD ausgeschlossen
worden(27).
Nowacki ist zuzustimmen, wenn er schreibt: „Thalheimer war zwar
in politischen und taktischen Fragen oft anderer Meinung als KPD und Komintern,
seine philosophischen Auffassungen ... gingen mit der Marxismusauffassung der
Komintern durchaus konform: Thalheimer muß sogar als ein Vorkämpfer des
'dialektischen Materialismus' in der deutschen Sozialdemokratie und im deutschen
Kommunismus bezeichnet werden.“ (S. 158-59) Er spielt damit auf eine Kontroverse
Thalheimers mit Mehring an, wo er schon 1910 auf die Schaffung eines
dialektischen „Werkzeugs“ beharrte. 1923 griff Thalheimer in seinem Aufsatz
„Über den Stoff der Dialektik“ in der „Internationale“ diese Kontroverse noch
einmal auf: „Franz Mehring, der auf dem Gebiet der Geschichte die
materialistische Dialektik meisterhaft handhabte, empfand immer ein gelindes
Grauen, sobald darauf die Rede kam, die dialektische Methode abstrakt, d.h.
abgelöst vom Stoff, zu behandeln. ... Dem tiefen Zerfall der materiellen Ordnung
der kapitalistischen Welt entspricht der tiefe Zerfall ihrer Ideologie. In den
fortgeschrittensten Teilen des Weltproletariats entsteht das Bedürfnis, über die
praktischen Anforderungen des Kampfes und des sozialistischen Aufbaues hinaus
sich ein umfassendes und streng geordnetes Weltbild zu schaffen. Das ist neben
der dialektischen Bearbeitung der Einzelwissenschaften und der einzelnen Zweige
praktischer Tätigkeit wiederum die Forderung nach einer Dialektik. ... Der Stoff
der Dialektik sind die Denkkategorien, die die Einzelwissenschaften als bekannt
und gegeben 'voraussetzen'. ... Die Dialektik hat den systematischen
Zusammenhang der Denkkategorien als die gedankliche Widerspiegelung des
Zusammenhangs der Wirklichkeit darzustellen“(28).
Die „Einführung in den
dialektischen Materialismus“ ging aus Vorlesungen hervor, die Thalheimer an der
Sun-Yat-Sen-Universität in Moskau gehalten hatte. Er stimmt grundsätzlich mit
dem alten Engels des „Anti-Dühring“ und der „Dialektik der Natur“ und dem Lenin
von „Materialismus und Empiriokritizismus“ überein: „Marx betrachtet die
Dialektik als Summe der allgemeinen Bewegungsgesetze der wirklichen materiellen
Welt und der diesen Gesetzen entsprechenden Denkgesetze im Kopfe des Menschen,
d.h. die wirkliche materielle Welt ist dialektisch, befolgt die Gesetze der
Dialektik, und diese Dialektik findet sich auch im menschlichen Kopfe vor, weil
der menschliche Kopf auch ein Bestandteil der materiellen Welt ist.“ Das Denken
erscheint „als Sonderfall der allgemeinen Wechselwirkung der Dinge“. Die drei
Hauptsätze der Dialektik lauten: „ 1. Hauptsatz: Satz von der Durchdringung der
Gegensätze.“ „2. Hauptsatz der Dialektik: Gesetz der Negation“. „3. Hauptsatz
der Dialektik: Umschlag der Qualität in die Quantität und der Quantität in die
Qualität“.(29). Die Problematik dieses „dialektischen Materialismus“ zeigt sich
z.B. gerade bei der Frage des falschen Bewußtseins, das hier nicht als das
fetischistische „richtige Bewußtsein einer falschen Wirklichkeit“ (Marx)
begriffen werden kann,
117
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sondern nur als Selbsttäuschung des Proletariats und als
bewußte Manipulation der herrschenden Klasse erscheint: „Das falsche
Klassenbewußtsein nennt man auch Klassenillusionen, d.h. Einbildungen, die eine
Klasse sich über ihre Lage und Interessen macht. ... Ich will hier auch
erwähnen, daß es ... natürlich auch bewußte Täuschungen, Ideen, die eine Klasse
in Zirkulation setzt, um andere Klassen zu täuschen, irrezuführen“ gibt(30).
Als Prinzipien dieses Materialismus erscheinen bei Thalheimer wie bei den
Ideologen der Komintern überhaupt: Atheismus, Materialismus kontra Idealismus
und Dialektik kontra Metaphysik. Auf die Problematik ist weiter hinten im
Zusammenhang mit Lenin zurückzukommen.
Welche Probleme ein im Grunde
vormarxsches Materialismusverständnis mit sich bringt, zeigt Nowacki im
Zusammenhang mit der Einschätzung des bürgerlichen Materialisten Ernst Haeckel
durch Lenin auf: „Zwar weist er (Lenin, U.W.) darauf hin, daß Haeckel
'persönlich' den Bruch mit den 'Philistern' habe vermeiden wollen, doch seine
'Welträtsel' seien eine 'Waffe des Klassenkampfes'. Sie seien zu
Hunderttausenden 'ins Volk gedrungen' und hätten einen 'Krieg' der
Philosophieprofessoren und Theologen ausgelöst. Nun war Haeckel Mitglied des
Alldeutschen Verbandes, der sich den 'Schutz des Deutschtums überall, kraftvolle
Außen-, Kolonial- und Ostmarkenpolitik im Sinne Bismarcks, Ausbau der deutschen
Wehrmacht' zum Ziel gesetzt hatte; nach Angaben Pannekoeks war Haeckel ein
scharfer Gegner des Sozialismus, der den Darwinismus gerade deshalb empfahl,
weil er den 'bodenlosen Unsinn der sozialistischen Gleichmacherei' widerlege.“
(S. 171-72)
Nowacki geht dann in Exkursen zu der Frage „nach der
Herausbildung und Auslegung der 'Klassiker' der marxistisch-leninistischen
Philosophie“ über. „Während die 'Rote Fahne', vor allen Dingen in der Zeit bis
1923, auch für Schriften von Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Ferdinand Lassalle
und Paul Levi warb, von den sowjetischen Autoren, die der Carl-Hoym-Verlag
herausgab, keineswegs nur Lenin, sonder auch Radek, Sinowjew, Bucharin und
insbesondere Trotzki zur Lektüre empfahl, waren zu Beginn der dreißiger Jahre
nur noch diese großen Vier für die Auslegung der wahren kommunistischen Lehre
maßgeblich. Die bloße Anführung eines Zitates von Marx, Engels, Lenin oder
Stalin (Wobei Marx bezeichnenderweise kaum zitiert wurde, muß man hinzufügen,
U.W.) galt als 'Argument', ganz unbeschadet der Lager der Tatsachen, ganz
gleich, wann und unter welchen Bedingungen das betreffende Zitat entstanden
war.“ (S. 178)
a.) Marx/Engels
Noch auf Anregung von Lenin war 1921 in Moskau ein Marx-Engels-Institut
entstanden, das unter der Leitung von Rjazanow eine historisch-kritische
Gesamtausgabe der Werke von Marx und Engels (MEGA) herausgeben sollte. Er wurde
1931 abgelöst und sein Nachfolger Adoratski gab nur noch wenige, wohl von
Rjazanow vorbereitet, Bände heraus. Die bedeutendsten editorischen Leistungen
waren die Erstveröffentlichung der „Deutschen Ideologie“ 1926 im „Marx-Engels
Archiv“ (1932 in der MEGA) und der „Pariser Manuskripte“ 1932 in der MEGA.
Wie vollzog sich nun die Aufnahme dieser Schriften in der KPD? Schrieb Fried
noch in seiner Besprechung des 1. Bandes des „Marx-Engels Archivs“ in der
„Internationale“ zur Bedeutung der „Deutschen Ideologie“: „Vor allem für das
Problem der Beziehungen zwischen Natur und Mensch, Natur und Gesellschaft, das
in den marxistischen Diskussionen der letzten Jahre eine bedeutende Rolle
gespielt hatte, bietet das Manuskript ganz neues, in den anderen Schriften von
Marx und Engels nicht auffindbares .Material“(31), so kann von einer wirklichen
Rezeption nicht gesprochen werden. Hatte Duncker 1930 in den „Elementarbüchern
des Kommunismus Bd. 13“: „Marx/Engels: Über historischen Materialismus Teil I“
wichtige Teile der „Deutschen Ideologie“ ediert, so stellte er sie doch in
seinem Artikel „Einführung in das Studium des Marxismus“ in der
Schulungszeitschrift der Marxistischen Arbeiterschule (Masch) „Der Marxist“ von
1931 ohne jede Problematisierung neben die oben genannten Arbeiten des alten
Engels und Lenins sowie Stalins „Fragen des Leninismus“ . Während es hier um die
Herausbildung und Schaffung eines Systems des „Marxismus-Leninismus“ geht,
betätigte sich Marx gerade
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nicht als „Weltbildhauer“ (Brecht). Nowacki sieht richtig:
„es geht (bei Marx, U.W.) um die Welt des Menschen nicht um eine Welt 'an
sich'.“ (S. 185).
Anders als etwa Herbert Marcuse in der „Gesellschaft“,
nahm das theoretische Organ der KPD - es konnte wohl mit der
Entfremdungsproblematik und der Marxschen Darlegung des Geldfetischs nichts
anfangen - von den „Pariser Manuskripten“ erst Notiz, und zwar polemisch, als
Mayer und Landshut bei Kröner eine Auswahl der Marxschen „Frühschriften“ in 2
Bänden herausgaben. „Faschistische Ideologie unter der falschen Flagge des
Marxismus“, lautet charakteristischerweise der Artikel von Paul Braun in der
„Internationale“. Wenn Mayer und Landshut in ihrer Einleitung zum „Kapital“
schreiben:
„Die dramatische Bewegung, die dieses Werk zum Thema hat, stellt
sich als die Aktion des Titelhelden selbst dar: des Kapitals. Das Kapital ist
das Subjekt der Bewegung, wie bei Hegel der Geist, und eine geistreiche
Bemerkung, die das Kapital als die Wiederholung der Hegelschen Phänomenologie
des Geistes bezeichnet, d.h. die Darstellung, wie der Geist selbst in
Erscheinung tritt, jetzt in der Form des Geistes der bürgerlichen Gesellschaft,
trifft durchaus zu. Daß aber das Kapital das wahre Subjekt des Geschehens ist,
das der Geist der bürgerlichen Gesellschaft in seiner Wahrheit im Kapital als
seinem Subjekt in Erscheinung tritt, darin kommt nichts anderes zum Vorschein
als jenes Verhältnis des Menschen zu seiner Welt, das Marx sonst unter dem
Stichwort der Selbstentfremdung begreift“(32),
so kann Braun darin nur eine
„idealistische Geschichtskonstruktion“ sehen. Mayer und Landshuts Einführung
gehört zu den „theoretischen Auffassungen des 'neuen Revisionismus'(sic!), die
ihrem Inhalt nach alle wesentlichen Merkmale der faschistischen Ideologie
aufweisen, der Form nach aber im pseudomarxistischen Gewande auftreten“(33).
b.) Lenin
Lenins Schrift „Materialismus und Empiriokritizismus“, 1909 in der
innerfraktionellen Auseinandersetzung entstanden und 1927 ins Deutsche
übersetzt, wurde die Grundlage einer einheitlichen Weltanschauung in der KPD und
Komintern(34).
1928 heißt es in der Besprechung Frieds in der
„Internationale“ unter dem bezeichnenden Titel „Der Kampf gegen den
philosophischen Revisionismus“: „Lenins 'Materialismus und Empiriokritizismus'
bietet uns die Grundlage zu einer ideologischen Befestigung(sic!) und Vertiefung
der revolutionären Arbeiterbewegung in Westeuropa ... „(35).
Kritik setzte
von Marxisten außerhalb der Komintern ein. So wies, nach Nowacki, Kramer in
seiner Rezension in den „Monistischen Monatsheften“, einem Organ der Freidenker,
darauf hin, daß „die westeuropäischen Marxisten Lenins Standort bestimmen als
'letzten Mohikaner' der bürgerlichen Aufklärung, als Nachtrotter des
Feuerbachschen Materialismus, als letzter Ableger der Enzyklopädisten des 18.
Jahrhunderts.“ (S. 207) Korsch schreibt in der 2. Auflage von „Marxismus und
Philosophie“ von 1930 in dem ergänzenden Teil „Der gegenwärtige Stand des
Problems 'Marxismus und Philosophie'„:
„... Lenin (kehrt nun) zu jenen von
Hegel dialektisch überwundenen absoluten Gegensätzen von 'Denken' und 'Sein',
'Geist' und 'Materie' zurück, über die einst im 17. und 18. Jahrhundert der
philosophische und zum Teil noch religiöse Streit zwischen den beiden Richtungen
der Aufklärung geführt wurde.
Natürlich ist nun ein solcher Materialismus,
der von der metaphysischen Vorstellung eines absolut gegebenen Seins ausgeht,
trotz aller formellen Beteuerungen in Wirklichkeit auch nicht mehr eine
allseitig dialektische oder gar materialistisch-dialektische Auffassung. Indem
Lenin und die Seinen die Dialektik einseitig in das Objekt, die Natur und die
Geschichte verlegen, und die Erkenntnis als eine bloße passive Widerspiegelung
und Abbildung dieses objektiven Seins in dem subjektiven Bewußtsein bezeichnen,
zerstören sie tatsächlich jedes dialektische Verhältnis zwischen dem Sein und
dem Bewußtsein, und in einer notwendigen Konsequenz hiervon dann auch das
dialektische Verhältnis zwischen der Theorie und der Praxis. Nicht genug, daß
sie dem von ihnen so sehr bekämpften 'Kantianismus' einen unfreiwilligen Tribut
damit entrichten, daß sie die schon durch die Hegelsche Dialektik und erst recht
durch die materialistische Dialektik von Marx und Engeis in einem viel
umfassenderen Sinne gestellte Frage nach dem Verhältnis zwischen dem gesamten
geschichtlichen Sein und allen geschichtlich vorhandenen Formen des Bewußtseins
nach rückwärts revidieren zu der sehr viel engeren, erkenntniskritischen oder
'gnoseologischen' Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Objekt und dem Subjekt
der Erkenntnis, ... (kehren sie zugleich) ... zu einer ganz und gar abstrakten
Gegenüberstellung einer reinen Theorie, die die Wahrheiten entdeckt und einer
reinen Praxis, die diese endlich gefundenen Wahrheiten auf die Wirklichkeit
anwendet“(36).
Anton Pannekoek hat 1938 in „Lenin als Philosoph“ versucht,
aus den Bedingungen der von ihm als bürgerliche Umwälzung verstandenen
russischen Revolution, auch Lenin zu erklären:
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„Der russische Bolschewismus konnte den Weg des Marxismus
nicht verlassen; denn er ist nie marxistisch gewesen. Das beweist jede Seite des
Leninschen Buches; und der Marxismus selbst, durch seinen Satz, daß theoretische
Anschauungen durch die gesellschaftlichen Verhältnisse und Notwendigkeiten
bestimmt werden, beweist, daß es nicht anders sein konnte. Der Marxismus zeigt
aber zugleich die Notwendigkeit dieser Legende; jede bürgerliche Revolution
braucht die Illusion, daß sie mehr und anderes sei. ... Natürlich bleibt Lenin
ein Schüler Marxens, in dem Sinne, daß seine wichtigsten Ansichten, ohne welche
der Kampf in Rußland nicht zu führen war, dem Marxschen Werk entnommen sind; wie
ja auch aus ähnlichen Gründen die Sozialdemokraten Schüler von Marx sind. ... Es
handelte sich um die Frage, ob der bürgerliche Materialismus oder der
bürgerliche Idealismus - eventuell ein Mischmasch beider - die Theorie für den
revolutionären Kampf gegen den Zarismus liefern sollte. Da ist es klar, daß die
Ideologie einer selbstzufriedenen niedergehenden Bourgeoisie nie für eine
emporkommende Bewegung - auch wenn sie von einer bürgerlichen Klasse getragen
wird - taugen kann. ... Nur die Rücksichtslosigkeit des Materialismus konnte die
Partei so hart machen, wie es zur Revolution notwendig war. Das Streben der
Machisten, das dem Revisionismus in Deutschland einigermaßen parallel lief,
mußte darauf hinauslaufen, den Radikalismus im Kampf, die geschlossene Einheit
der Partei in Theorie und Taktik zu brechen. Das war die Gefahr, die Lenin
richtig durchschaute.“ Und Pannekoek resümiert: „Von einem Sieg des Marxismus,
des dialektischen Materialismus, kann man nicht reden, wo es sich nur um eine -
angebliche - Widerlegung bürgerlich-idealistischer Strömungen mittels der
Anschauungen des bürgerlichen Materialismus handelt. Aber sicher ist das
Leninsche Buch ein hervorragendes Beispiel zur Parteigeschichte; und es hat auch
der weiteren philosophischen Entwicklung in Rußland ihre theoretische Form
gegeben. Dort wurde nach der Revolution der 'Leninismus' - eine Verbindung des
naturwissenschaftlichen Materialismus mit der von Marx übernommenen Lehre der
gesellschaftlichen Entwicklung, mit etwas dialektischer Terminologie aufgeputzt
- zur offiziellen Staatsphilosophie erhoben“(37).
Es bleibt zu vermerken,
daß Lenin später in seinen „Philosophischen Heften“ zu einem tieferen
Verständnis Hegels kommt, auf das sich auch Lukács und Korsch beziehen. Auch
Nowacki stellt fest: „Er bewertet jetzt 'Hegls klugen Idealismus' höher als
einen naiven Materialismus und gewinnt aus dessen 'Logik' seine 16 'Elemente der
Dialektik', die die Hegelsche Dialektik wesentlich differenzierter wiedergeben
als das etwa Engels in der 'Dialektik der Natur' versucht hatte.“(S. 213).
c.) Stalin
Paul Levi vermerkte schon 1924:
Es sei „das Entstehen einer
Leninphilologie“ festzustellen, „ähnlich der Goethephilologie in Deutschland
oder der Pandektenliteratur des Mittelalters. Da wird also in jeder einzelnen
Situation nach Band, Kapitel, Paragraph und Absatz der Satz von Lenin zitiert,
der auf die gegebene Situation paßt und manchmal auch nicht paßt. An Stelle der
lebendigen Kritik tritt der Gedanke: autos epha, der Meister hat's gesagt. Nicht
nur zitiert Trotzki so die Worte Lenins: er mit einer gewissen schelmischen
Berechtigung, indem er Lenins Wort den leibhaftigen Pächtern Leninschen Geistes
gegenüberstellt. Nicht faul, holten seine Widersacher, Sinowjew, Kamenew und
Stalin alle Werke, Worte und Winke Lenins heran zu Trotzkis Widerlegung;
Kommentare und Traktate reden und werden geredet ... Wird so die Person Lenins
gleichzeitig versteinert und in den Himmel gehoben, so geschieht das gleiche mit
seinem Werk“ (38).
Der politische Sieger im Fraktionskampf, Stalin, wurde
auch zum maßgeblichen Interpreten und eigentlichen Begründer der „Leninismus“.
Stalins ideologische Wirksamkeit auch in der Komintern setzte ein mit der
Herausgabe seiner Vorlesungen „Über die Grundlagen des Leninismus“ (1924) an der
Swerdlow-Universität. Hier proklamierte Stalin:
„Der Leninismus ist der
Marxismus der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution.
Genauer: Der Leninismus ist die Theorie und Taktik der proletarischen Revolution
im allgemeinen, die Theorie und Taktik der Diktatur des Proletariats im
besonderen. Marx und Engels wirkten in der vorrevolutionären Periode ...“
(zitiert nach Nowacki, S. 222).
Damit wird auch der Hegemonieanspruch der
KPdSU in der Komintern begründet. Bereits 1925 taucht dieser Text als
Pflichtlektüre in Schulungen der KPD auf. 1931 verordnete Stalin in einem Brief
an die Redaktion der „Proletarskaja Rewoluzija“, daß über die „Axiome“ des
Bolschewismus nicht diskutiert werden dürfe. Die von ihm geforderte
„Wissenschaft“ - in „bolschewistische Bahnen“ gelenkt - erscheint obligatorisch
in der „Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki),
Kurzer Lehrgang“ (1939). Dort wird im Kapitel „Über dialektischen und
historischen Materialismus“ der „Marxismus-Leninismus“ auf einigen zwanzig
Seiten in ein Formelsystem gegossen: der „historische Materialismus“ gilt nun
als eine Ausdehnung der Leitsätze des „dialektischen Materialismus“ auf die
Gesellschaft.
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Die Arbeiten Kurt Sauerlands „markieren den vollständigen
Übergang der KPD auf stalinistische Positionen“ (Nowacki). Dieser
„Haustheoretiker im Münzenberg-Konzern“ - so das theoretische Organ der KPO
„Gegen den Strom“ - war Chefredakteur des „Roten Aufbaus“, gehörte der Gruppe um
Heinz Neumann an und verteidigte noch im Juni 1933 die
Sozialfaschismus“theorie“. Er schrieb auch Artikel für die „Rote Fahne“ und die
„Internationale“ und war Lehrer an der Masch in Berlin im Fach Dialektischer
Materialismus.
In seinen programmatischen Aufsätzen geht es um „eine
lebensbejahende und zukunftsfrohe, fortschrittliche Weltanschauung“ im Anschluß
an Lenin und um die Popularisierung der „materialistischen Dialektik“. Als
Grundlage seines 1932 erschienenen Lehrbuches „Der dialektische Materialismus“
formuliert Sauerland:
„Ist es heute unmöglich, den dialektischen
Materialismus nicht als Lehre des Marxismus-Leninismus darzustellen, nicht die
Höherentwicklung der Dialektik bei Lenin als Ausgangspunkt zu nehmen, so es es
auch unmöglich, dies ohne eine kritische Auseinandersetzung mit den wichtigsten
falschen Auffassungen über Lenin als Theoretiker und allen Entstellungen des
Leninismus zu tun. In diesem Punkte konnte ich mich auf die Lehren des
bedeutendsten Meisters der marxistischen Theorie der Gegenwart, auf Stalin,
stützen, dem das Verdienst zufällt, den Leninismus gegenüber allen Entstellungen
in seiner wahren Gestalt gelehrt, auf die Praxis angewandt und weiter
konkretisiert zu haben“(39).
„Der dialektische Materialismus nun, sagten
wir, ist die revolutionär-proletarische Klassen- und Parteiphilosophie. ... Der
dialektische Materialismus ist ... die Philosophie der fortgeschrittensten Teile
des revolutionären Proletariats, die am besten, am klarsten und folgerichtigsten
die Interessen der Gesamtklasse zum Ausdruck bringen und verteidigen. Er ist die
theoretische Grundlage der Vorhut der proletarischen Klasse, das heißt die
Philosophie der Partei, der Führerin des revolutionären Proletariats, und
insofern diese Partei die Vorhut und die höchste Form der Klassenorganisation
des Proletariats ist, insofern ist die Theorie der Partei die höchste und
entwickeltste Form der proletarischen Klassenideologie“(40).
Hier zeigt sich
deutlich die Instrumentalisierung der „Theorie“ in der Hand der „leninistischen“
Parteileitung.
Die Art und Weise wie sich Sauerland mit den Widersachern des
„Leninismus“ auseinandersetzt, zeigt etwa seine Behandlung Rosa Luxemburgs. Im
Anschluß an die Aufzählung ihrer Häresien über die „Rolle der Partei und
Organisation, Gewerkschaftstaktik, Imperialismus, nationale Frage, Kolonialfrage
usw.“ heißt es:
„Auf dieser Plattform hat sich eine ganze Schule entwickelt,
der Luxemburgianismus, der heute die theoretische Plattform konterrevolutionärer
Richtungen geworden ist. Schon früher wurden die Argumente der Luxemburgschen
Theorien gegen den Leninismus verwandt, wie ja Rosa Luxemburg selbst schon im
Jahre 1903 Lenin und die Bolschewiki angriff; heute aber sind ihre Theorien in
besonderem Maße zu Waffen des Trotzkismus und anderer konterrevolutionärer
Gruppierungen geworden, wie der Brandlerianer (d.h. der KPO, U.W.) oder z.B. der
'Sozialistischen Arbeiter-Partei', die die klägliche Aufgabe zu erfüllen hat,
die nach vielen Enttäuschungen den revolutionären Weg suchenden
sozialdemokratiscben Arbeiter aufzufangen und in einer scheinrevolutionären
Politik wieder an den Sozialfaschismus zu fesseln“(41).
Nach Nowacki
„(liegt) die Bedeutung von Sauerlands Buch darin, daß er mit den philosophischen
Traditionen des deutschen Sozialismus - auf seine Weise - abrechnete und der
Lenin-Stalinschen Philosophie eine umfangreiche Begründung gab.“ (S. 244).
Wilhelm Reich schrieb 1934 in seinem kritischen „Beitrag zur Neuformierung
der Arbeiterbewegung“: „Was ist Klassenbewußtsein?“:
„Die marxistische
Methode wurde für sich als Philosophie betrieben, meist in Form von endlosen
Debatten über 'Zufall und Notwendigkeit', die kein gewöhnlicher Sterblicher
verstand. Das berühmt gewordene Buch von Kurt Sauerland über den 'Dialektischen
Materialismus' war ein Musterbeispiel dieser Art; es war Verflechtung von
philosophischem Formalismus und Parteiopportunismus. Die wissenschaftliche
Forschungsarbeit auf naturwissenschaftlichem Gebiet lag brach; auf
gesellschaftlichem kaum weniger. Der Sachkenntnis der bürgerlichen Forscher war
man nicht gewachsen. Selbst die Zeitschrift 'Unter dem Banner des Marxismus',
die die Aufgabe hatte, die marxistische Wissenschaft zu pflegen und auszubauen,
erstarrte, von einigen guten Arbeiten abgesehen, in formelhafter Sprache und in
abstrakter Dialektik. Keine Rede davon, daß sie Diskussionen angeregt, in
bürgerlich-wissenschaftliche Streitfragen anders eingegriffen hätte, als durch
Beteuerungen der revolutionären Treue“.(42).
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Anmerkungen und Zitatennachweise
(1) Insb. auf Liebknechts Kritik an der Marxschen Werttheorie („eine echte
Erbsünde“), die Nowacki nicht behandelt, ist zurückzukommen.
(2) Karl
Liebknecht: Studien über die Bewegungsgesetze der gesellschaftlichen
Entwicklung, Hamburg 1974, S. 38
(3) ebenda, S. 48
(4) ebenda, S. 270
(5) ebenda, S. 173
(6) ebenda, S. 25
(7) Zitiert nach Rosa
Meyer-Levine: Im Innern Kreis, Köln 1979, S. 109
(8) Auf diese Problematik
ist im einzelnen zurückzukommen, und dabei auch Hendrik de Mans: Zur Psychologie
des Sozialismus (1926) zu berücksichtigen.
(9) Karl August Wittfogel: Die
Wissenschaft der bürgerlichen Gesellschaft, Berlin 1922, S. 50
(10) ebenda,
S. 18
(11) Rezension in Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der
Arbeiterbewegung, hg. v. D. Carl Grünberg, 11. Jg., Leipzig 1925, S. 226
Und
Lukács fährt fort: „Freilich setzt eine solche Auffassung eine tiefergreifende
Analyse der ökonomischen Struktur der Gesellschaft und ihrer ideologischen
Folgen voraus, als sie W. vornimmt. Sie darf nicht bei den - relativ - einfachen
Analogien zu Großbetrieb und Kleinbetrieb, Akkumulation etc. stehen bleiben,
sondern muß von den methodisch grundlegenden Kapiteln der marxistischen Lehre,
vom Warenfetisch ausgehend, die verschiedenen Wissenschaften auf Ihre Struktur
hin zu untersuchen, um von hier aus auf die klassenmäßig bedingte Soziologie
ihrer Fragestellungen, ihrer Methode usw. zu stoßen.
Erst dann könnten die
typischen Probleme der modernen bürgerlichen Wissenschaft, ihr 'Formalismus',
die spezifische Art ihrer 'Arbeitsteilung' (die Probleme der scharf abgegrenzten
und höchstens eklektisch zusammengefaßten 'Einzelwissenschaften') usw. als
konkrete, soziologische Probleme beleuchtet werden.“, ebenda, S. 226
(12)
Wir können hier nicht weiter auf diese Problematik eingehen. Eine gute
Zusammenfassung gibt Wittfogel in seinem Aufsatz: Die Theorie der orientalischen
Gesellschaft“, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 7, Paris 1938, S.
90-122. Er sieht hier die „künstliche Bewässerung als spezifizierendes Moment
der agrikolen Produktion“ und die „Größenordnung des Wasserbaus als zweites
spezifizierendes Moment“. „Der dogmengeschichtlichen Tradition folgend,
bezeichnen wir die Produktionsweise ... als asiatische Produktionsweise, das
daraus erwachsende Produktionsverhältnis als das der orientalischen Gesellschaft
und den dieser Gesellschaft entsprechenden Staat ... als orientalische
Despotie.“, ebenda, S. 102
(13) „Während die Herren Sowjetrußlands ein
Wesensmerkmal einer agrardespotischen Gesellschaft, die monopolistische Stellung
ihrer herrschenden Bürokratie bewahrten, taten sie doch viel mehr als nur jene
Gesellschaft aufrechtzuerhalten. ... Die Agrardespotie der alten Gesellschaft,
die höchstenfalls semimanagerial war, vereinigte totale politische Macht mit
beschränkter sozialer und geistiger Kontrolle. Die industrielle Despotie der
vollentwickelten und total managerialen Apparatgesellschaft vereinigt totale
politische Macht mit totaler sozialer und geistiger Kontrolle.“, Karl A.
Wittfogel: Die Orientalische Despotie, Ffm-Berlin-Wien 1977, S. 54-45. Nach
dieser Horrovision kann für Wittfogel nur noch die Frage stehen: „Kann der
Westen diese Entwicklung, die das System der bürokratischen Staatssklaverei auf
zwei Drittel der Menschheit ausdehen würde, aufhalten?“, ebenda. S. 551. Von der
Wittfogelschen Analogie von asiatischer Produktionsweise und heutiger SU zehren
viele Kritiker bis hin zu Rudi Dutschke und Rudolf Bahro.
(14) Hier wäre vor
allem eine genaue Analyse von „Geschichte und Klassenbewußtsein“ (1923) zu
leisten und die Auseinandersetzung um dieses Werk und seine unterschiedliche
Rezeption zu verfolgen.
(15) Georg Lukács : Geschichte und
Klassenbewußtsein, Neuwied und Berlin 1970, S. 51
(16) ebenda, S. 71
(17) ebenda, S. 372. Lukács schreibt in einer Fußnote: .,Diese Beschränkung
der Methode auf die historisch-soziale Wirklichkeit ist sehr wichtig. Die
Mißverständnisse, die aus der Engelsschen Darstellung der Dialektik entstehen,
beruhen wesentlich darauf, daß Engels - dem falschen Beispiel Hegels folgend -
die dialektische Methode auch auf die Erkenntnis der Natur ausdehnt. Wo doch die
entscheidenden Bestimmungen der Dialektik: Wechselwirkung von Subjekt und
Objekt, Einheit von Theorie und Praxis, geschichtliche Veränderung des Substrats
der Kategorien als Grundlage ihrer Veränderung im Denken etc. in der
Naturerkenntnis nicht vorhanden sind.“ ebenda, S. 63
(18) ebenda, S. 364 und
S . 297-98
(19) ebenda, S. 381-82
(20) ebenda, S. 307-9
(21) ebenda,
S. 497
122
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(22) Karl Korsch: Marxismus und Philosophie, Ffm 1966, S.
110
(23) ebenda, S. 100
(24) ebenda, S. 162
(25) Grigori Sinowjew:
Bericht über die Tätigkeit der Exekutive, in: Furio Cerrutti u.a.: Geschichte
und Klassenbewußtsein heute, Amsterdam 1971, S. 64-65
(26) Hermann Duncker:
Zur Propaganda des Marxismus-Leninismus, in: Die Internationale, Jg. 9, 1925,
Heft 3, S. 85
(27) Die Rechtsopposition, die sich in ihren führenden Köpfen
aus alten Kadern der Spartakusgruppe, hervorgegangen aus der Linksopposition in
der Vorkriegssozialdemokratie, rekrutierte, versuchte eine Synthese von Lenin
und Luxemburg. Sie wandte sich gegen den „Linkskurs“ von KPD und Komintern und
kritisierte die „Sozialfaschismus“- und RGO-Politik und versuchte eine
proletarische Einheitsfront - auch entgegen der späteren Volksfrontpolitik -
gegen den Faschismus zu bilden. Thalheimers Analyse des Faschismus gehört wohl
zum besten, was der „Marxismus der 3. Internationale“ leistete. Die
theoretischen Diskussionen derKPO werden dokumentiert in dem, jetzt auch als
Nachdruck vorliegenden, theoretischen Organ der KPO „Gegen den Strom“.
(28)
August Thalheimer: Über den Stoff der Dialektik, in: Die Internationale, Jg. 5,
1923 Heft 8, S. 270-71
(29) August Thalheimer: Einführung in den
dialektischen Materialismus, Wien und Berlin 1928 (Reprint Bremen o.J.), S. 93,
100, 112, 119, 127
(30) ebenda, S . 148-49
(31) Adalbert Fried: Der
erste Band des Marx-Engels-Archivs, in: Die Internationale, Jg. 9, 1926, Heft
13, S . 414
(32) Karl Marx: Der historische Materialismus, 1. Bd., hg. v. S.
Landshut und J.P. Mayer, Leipzig 1932, S. XXXIII
(33) Paul Braun:
Faschistische Ideologie unter der falschen Flagge des Marxismus, in: Die
Internationale, Jg, 15, 1932, Heft 1, S. 201
(34) An dieser Stelle kann
nicht auf Lenins Kritik an Mach eingegangenwerden. Zur Auseinandersetzung um
Mach und seine Rezeption in der Arbeiterbewegung siehe Nowacki, S. 193-96
(35) A. Fried: Der Kampf gegen den philosophischen Revisionismus, in: Die
Internationale, Jg. 11, 1928, Heft 1, S. 16
(36) Korsch, ebenda, S. 61-62
(37) Anton Pannekoek: Lenin als Philosoph, Ffm 1969, S. 114, 115, 116
(38) Paul Levi: Einleitung zu Trotzki: 1917 - Die Lehren der Revolution, in:
derselbe: Zwischen Spartakus und Sozialdemokratie, Ffm 1969, S. 143-44
(39)
Kurt Sauerland: Der dialektische Materialismus, Berlin 1932, S. 5
(40)
ebenda, S. 286
(41) ebenda, S. 133
(42) Ernst Parell (d.i. Wilhelm
Reich): Was ist Klassenbewußtsein?, Kopenhagen-Paris-Zürich 1934, S. 52