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Erscheint in EXIT! Heft 11

Roswitha Scholz

FEMINISMUS – KAPITALISMUS – ÖKONOMIE – KRISE

Wert-Abspaltungs-kritische Einwände gegenüber einigen Ansätzen feministischer Ökonomiekritik heute

1. Einleitung: Die Renaissance der Ökonomie im heutigen Feminismus-Diskurs

Feministische Ökonomiekritik hat seit dem Krisenschub in der zweiten Hälfte der 2000er Jahre wieder an Fahrt gewonnen. Prägte am Anfang die Debatte um Hausarbeit und deren angeblich wertbildende Funktion den hegemonialen Diskurs, bis hin zu den sogenannten Bielefelderinnen, die Frauen, Natur und Dritte Welt als Ausbeutungsobjekte sahen (Bennholdt-Thomsen/Mies/von Werlhof, 1984), so trat danach kurzfristig der Gegenstand von Hausarbeit im Kontext des gesellschaftlichen Formprinzips „Frankfurterischer“ Prägung in den Focus (vgl. etwa Beer, 1987). Trotz des hegemonialen Status poststrukturalistischer Theorien ab den 1990er Jahren gab es immer noch einen feministischen Strang, der sich ökonomischen Themen widmete. Nach dem Niedergang des Ostblocks bemühte man sich um ökonomisch-feministische Wissenschaftsproduktionen, die sich von vornherein allesamt in einem immanenten Rahmen bewegten und nur noch Reformen als probates Mittel der Gesellschaftsveränderung propagierten. Globalisierung wurde zum großen Thema. Im Bereich der übriggebliebenen marxistisch-feministischen Theoriebildung machte dementsprechend insbesondere die Regulationstheorie von sich reden.

Auch wenn der Ausgangspunkt feministischer Theorien zunächst Marx war, gibt es mittlerweile verschiedenste Richtungen, die u.a. einen neoklassischen, institutialistischen und eben auch noch einen marxistischen Theoriebezug aufweisen (Bauhardt/Caglar, 2010), wobei seit der Marxrenaissance mindestens seit 2008 freilich auch Marx im Feminismus wieder verstärkt bemüht wird. Im Folgenden möchte ich nun einen wert-abspaltungstheoretischen Blick darauf werfen, wie feministische Ökonomiekritik heute betrieben wird und einige in irgendeiner Weise marxistisch beeinflusste Ansätze zu diesem Zweck untersuchen. Dazu ist erst einmal eine kurze Skizze notwendig, was Wert-Abspaltung überhaupt meint. Notwendig ist dies, weil Grundannahmen der Wert-Abspaltung einerseits in den (Szenen-)Diskurs eingesickert sind, wenn auch häufig falsch rezipiert werden. Andererseits scheint selbst noch in Zusammenhängen, die sich wert-(abspaltungs)-kundig gerieren, gerade ein androzentrismuskritischer Wert(-ABSPALTUNGS-)Zusammenhang immer noch ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Daher möchte ich den Zusammenhang zwischen Wert-Abspaltung, prozessierendem Widerspruch, (relativem) Mehrwert und Zerfallsperspektive des Kapitalismus genauer als bisher unter die Lupe nehmen. Zunächst zum „prozessierenden Widerspruch“ in geschlechtsneutraler Perspektive.

2. Der prozessierende Widerspruch als Grundlogik des Kapitalismus

Krisentheoretisch entscheidend ist dabei das, was Marx „prozessierenden Widerspruch“ nennt. Robert Kurz schreibt hierzu, „daß das Kapital sich selbst in der Produktion des relativen Mehrwerts zur absoluten logischen und historischen Schranke wird. Das Kapital interessiert nicht und kann nicht interessieren die ABSOLUTE WERTSCHÖPFUNG, es ist einzig und allein fixiert auf den Mehrwert in seinen an der Oberfläche erscheinenden Formen, d.h. auf das RELATIVE Verhältnis innerhalb des geschaffenen Neuwerts zwischen dem Wert der Arbeitskraft (ihren Reproduktionskosten) und dem kapitalistisch angeeigneten Teil des Neuwerts. Sobald das Kapital die Wertschöpfung nicht mehr absolut ausdehnen kann durch Verlängerung des Arbeitstages, sondern nur noch seinen relativen Anteil innerhalb des geschöpften Neuwerts mittels Produktiventwicklung zu steigern vermag, findet in der Produktion des relativen Mehrwerts eine gegenläufige Bewegung statt, die sich historisch selbst verzehren und auf den totalen Stillstand der Wertschöpfung selbst hinarbeiten und hinauslaufen muß. Mit der Produktivkraftentwicklung steigert das Kapital den GRAD der Ausbeutung, aber es unterminiert damit GRUNDLAGE und GEGENSTAND der Ausbeutung, die Produktion des Werts als solchen. Denn die Produktion des relativen Mehrwerts als Verwissenschaftlichung des stofflichen Produktionsprozesses schließt die Tendenz zur Eliminierung lebendiger unmittelbarer Produktionsarbeit als einziger Quelle der gesamtgesellschaftlichen Wertschöpfung ein. Dieselbe Bewegung, die den relativen Anteil des Kapitals am Neuwert vermehrt, vermindert durch Eliminierung direkter lebendiger Produktionsarbeit die absolute Basis der Wertproduktion.“ (Kurz, 1986, S. 28, Hervorheb. i.O)

Entscheidend hierbei ist also die Produktivkraftentwicklung, die wiederum eng mit der Ausbildung und Anwendung der (Natur-)Wissenschaft in der Produktion zusammenhängt, im Kontext des kapitalistischen Gesamtzusammenhangs. Mit der mikroelektronischen Revolution wird, im Gegensatz zum Zeitalter des Fordismus, in dem die relative Mehrwertproduktion durch den zusätzlichen Bedarf an Arbeitskräften zur Mehrwertgewinnung kompensiert wurde, nun zunehmend die abstrakte Arbeit obsolet. Die Schere zwischen stofflichem Reichtum und Wert(form) geht immer mehr auf. Es kommt zu einer „Entwertung des Werts“ und zum „Zusammenbruch des Wertverhältnisses“, wobei es zu beachten gilt – und dies wird meist übersehen – dass dieser „Zusammenbruch … eben NICHT erst (beginnt), wenn der letzte Arbeiter aus der unmittelbaren Produktion eliminiert ist; er beginnt vielmehr genau an dem historischen Punkt, in dem das allgemeine Verhältnis von Eliminierung und Re-Absorption lebendiger unmittelbarer Produktionsarbeit UMZUKIPPEN beginnt, d.h. bereits in dem Moment (und sukzessive fortschreitend in dem Maße), und wo (und wie) MEHR lebendige unmittelbare Produktionsarbeit eliminiert als absorbiert wird. Vermutlich liegt dieser `Punkt`, soweit man von einem solchen sprechen kann, heute (1986, R.S.) bereits in der Vergangenheit, etwa in der Zeit Anfang bis Mitte der siebziger Jahre: nicht zufällig liegt in diesem Zeitraum sowohl der Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods als auch der Beginn der `technologischen` Massenarbeitslosigkeit. Auch darf man sich selbstverständlich den Zusammenbruch des Wertverhältnisses nicht als einen plötzlichen und einmaligen Akt vorstellen (obwohl plötzliche Einbrüche und Zusammenbrüche, z.B. Bankenkrachs, Massenpleiten etc. durchaus Bestandteile dieses Zusammenbruchs sein werden), sondern als einen historischen Prozeß, eine ganze Epoche von vielleicht mehreren Jahrzehnten, in denen die kapitalistische Weltökonomie aus dem Strudel von Krise und Entwertungsprozessen, anschwellender Massenarbeitslosigkeit (…) nicht mehr herauskommen kann“ (Kurz, 1986, S. 35, Hervorheb. i.O). Heute (2012) ist längst schon deutlich geworden, dass nicht nur die eben durch diesen Prozess vermittelte Verunmöglichung der Erzielung von Rendite durch Mehrwertgewinnung zu einem Ausweichen auf die Spekulations-Ebene geführt hat, sondern dass die darin gipfelnde gesamte Dynamik zum Zerfall des Kapitalismus führt (vgl. Kurz, 2012).

3. Zum Verhältnis von Wert-Abspaltung und prozessierendem Widerspruch als Grundlogik des Kapitalismus

Betont werden muss jedoch, dass die scheinbar unmittelbar gegebene Sinnlichkeit im Reproduktionsbereich, der Konsum und die ihn umgebenden Tätigkeiten wie auch die Bedürfnisse, die hier befriedigt werden, selbst vor dem Hintergrund des Gesamtprozesses der Wert-Abspaltung als historisch gewordene zu betrachten sind. Sie dürfen nicht als unmittelbar-natürliche missverstanden werden. Auch wenn Essen, Trinken, Lieben usw. nicht in Symbolisierungen aufgehen, wie dies Vulgärkonstruktivismen behaupten, können sie nicht naiv als ontologische Gegebenheiten vorausgesetzt werden.

Die Kategorien der politischen Ökonomie reichen jedoch auch noch in anderer Hinsicht nicht aus. Die Wert-Abspaltung impliziert ein spezifisches, sozialpsychologisches Verhältnis. Bestimmte minderbewertete Eigenschaften (Sinnlichkeit, Emotionalität, Verstandesschwäche usw.) werden „der Frau“ zugeschrieben und vom männlichen Subjekt abgespalten. Derartige geschlechtsspezifische Zuschreibungen charakterisieren wesentlich die symbolische Ordnung des kapitalistischen Patriarchats. Es gilt also beim kapitalistischen Geschlechterverhältnis über das Moment der materiellen Reproduktion hinaus sowohl die sozialpsychologische als auch die kulturell-symbolische Dimension zu berücksichtigen. Gerade auch auf diesen Ebenen erweist sich das kapitalistische Patriarchat als gesellschaftliches Ganzes (vgl. Scholz, 2011a).

Wie aber hängen nun prozessierender Widerspruch, (relativer) Mehrwert und Produktivkraftentwicklung wert-abspaltungskritisch genauer zusammen? „Während die Masse der pro Zeiteinheit ausgestoßenen Produkte immer weiter ansteigt, wird die Konsumtionskraft – die in kapitalistischer Form nur als KAUFKAFT in Erscheinung treten kann – gleichzeitig durch Arbeitslosigkeit und Druck auf Löhne (vermittels der Konkurrenz der Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter untereinander) eher eingeschnürt oder kann sich jedenfalls nicht in demselben Maß wie die Produktivkraft entwickeln. Damit ist auch die geschlechtliche Abspaltungsstruktur betroffen, da sich ja die als `weiblich` konnotierten Reproduktionsfunktionen teilweise (‚Hausarbeit‘) in der Konsumtionssphäre abspielen. Der Konsum ist eben kein einfaches Verschlingen, sondern selber mit nicht in der Form ‚abstrakter Arbeit‘/Geldwertigkeit darzustellenden Reproduktionstätigkeiten verbunden. In der Folge stieg auch die Frauenerwerbstätigkeit im Raum der ‚abstrakten Arbeit‘ säkular an; nicht nur wegen des Heißhungers der kapitalistischen Verwertungsmaschine nach neuem Menschenmaterial, sondern auch wegen der Einschnürung der Kaufkraft, was einen Zwang zu familiären Doppel- und Mehrfachverdienern mit sich brachte – auf Kosten der Reproduktionsfunktionen, letztlich aber auf Kosten der darin strukturell involvierten Frauen (‚Doppelbelastung‘). Insofern war die kapitalistische Expansion stets mit Momenten der Selbstzerstörung ihrer eigenen Voraussetzungen verbunden“ (Kurz, 2005, S. 55, Hervorheb. i. O.). Dabei kann eine abgespaltene Weiblichkeit eine „Schmiermittelfunktion“ im Erwerbsbereich und allen anderen öffentlichen Bereichen haben, insofern sie die Grundstruktur des kapitalistischen Patriarchats überhaupt ausmacht (Kurz, 2005, S.37).

„Im 20. Jahrhundert sollte dieser doppelte Selbstwiderspruch von schrankenloser Produktivkraftentwicklung und durch die Logik des Kapitals selbst beschränkter Mehrwertproduktion und damit Kaufkraft einerseits, von beschränkten nationalökonomischen Funktionsräumen bzw. darin eingelagerter geschlechtlich-abspaltungslogischer Reproduktionsstruktur und universalisierender Tendenz des Weltmarkts andererseits geradezu explodieren.“ (Kurz, 2005, S. 57 f.) „Zwischen dieser unhaltbar gewordenen widersprüchlichen Polarität wird das Kapitalverhältnis nun in der dritten industriellen Revolution als gesellschaftliche Reproduktionsform zerrissen.“ (Kurz, 2005, S. 59) „Je mehr es sich aber auf diese Weise globalisiert und damit in einen unregulierten, nicht mehr abgepufferten Raum entzieht, desto mehr zerstört das Kapital seine eigenen nationalökonomischen und sozial-abspaltungslogischen Existenzbedingungen, was … die Folge davon ist, dass es zusammen mit der in großem Maßstab überflüssig gemachten menschlichen Arbeitskraft seine eigene ökonomische ‚Substanz‘ außer Kurs setzt und sich auf seinen eigenen Grundlagen ad absurdum führt.“ (Kurz, 2005, S. 61)1

Die „Abspaltung“ (immer dialektisch mit dem Wert vermittelt) ist keine statische Größe, die unverändert bleibt – wie es scheinen könnte –, während die Wertlogik das dynamische Moment darstellt, vielmehr ist diese Abspaltung des Weiblichen selbst für diese Dynamik sozusagen „mitverantwortlich“, indem sie diese erst möglich macht und sich im prozessierenden Wert-Abspaltungsprozess selbst verändert. Sie ist so selbst an der Eliminierung lebendiger unmittelbarer Produktionsarbeit zutiefst beteiligt. Gerade in den Naturwissenschaften, deren Anwendung im Produktionsprozess die Produktivkraftentwicklung im kapitalistischen Patriarchat erst ausmacht, aber auch der Herausbildung der Arbeitswissenschaft, bei der es um die optimale Steigerung der Effizienz und rationellen Organisation des Produktionsprozesses geht (Stichwort Taylorismus), war eine Abspaltung des Weiblichen und entsprechender Frauenbilder geradezu die stumme (soziopsychische) Voraussetzung ihrer Existenz, die auch auf der kulturell-symbolischen Ebene ihren Ausdruck findet (Frauen seien weniger rational, schlechter in Mathematik und Naturwissenschaften als Männer u. ä., es gebreche ihnen am logischen Denken). Aber nicht nur in naturwissenschaftlichen, philosophischen, medizinischen, und theologischen Diskursen seit der Neuzeit zeigt sich eine Abspaltung des Weiblichen, indem Frauen eine inferiore Sinnlichkeit und Unmittelbarkeit zugeordnet wurde, vielmehr materialisierte sich diese Zuordnung in der fordistischen Phase, wie gesehen selbst durch eine Abspaltung des Weiblichen bedingt, indem nun der Mann zum Familienernährer und die Frau zur Hausfrau in der durchgesetzten Kleinfamilie, zumindest dem Ideal nach, wurden. Je mehr sich die Verhältnisse versachlichten, desto mehr griff eine hierarchische Geschlechterdichotomie real. Voraussetzung der Produktivkraftentwicklung, die das kapitalistische Patriarchat mit seinem Grundwiderspruch des prozessierenden Widerspruchs erst begründet und als solches deren Entwicklung überhaupt erst voranbringt, also entscheidende Bedingung für die Produktion von relativem Mehrwert und dass die Schere zwischen stofflichem Reichtum und Wertform schließlich immer mehr aufgeht, ist eine solcherart bestimmte Abspaltung des Weiblichen. Versachlichung und die Herausbildung hierarchischer Geschlechterverhältnisse bedingen sich historisch-prozessual gesehen so und sind gerade kein Gegensatz2.

Eine solcherart bestimmte Abspaltung des Weiblichen als Voraussetzung der Produktivkraftentwicklung führte nun schlussendlich zur mikroelektronischen Revolution, die nicht nur die abstrakte Arbeit, sondern auch klassisch-moderne Geschlechtsmuster und die „Hausfrau“ ad absurdum führte. Die Ausweitung von ehedem privat erbrachten Reproduktions-, Fürsorge und Care-Tätigkeiten ist dabei ökonomisch gesehen vor allem insofern ein Bestandteil der Krise, als die Mehrwertmasse umverteilt werden müsste, es diese Möglichkeit vor dem Hintergrund eines prozessierenden Widerspruchs und eines an seine Grenzen gekommenen Kapitalismus aber gar nicht mehr gibt bzw. diese ganze Entwicklung von vornerein vor dem Hintergrund der Wert-Abspaltung als gesellschaftliches Grundprinzip zu sehen ist. Es entsteht also gewissermaßen ein Reproduktionsdefizit, wenn Frauen derartige Tätigkeiten nicht mehr erledigen (können), weil sie doppelt belastet sind. Professionell erbrachte Pflege- und Fürsorgetätigkeiten kommen dabei an ihre qualitativen Grenzen, da sie sich gegen Effizienzgesichtspunkte weitgehend sperren. Dabei können Frauen heute auch nicht mehr einfach auf den Reproduktions- oder Care-Bereich festgenagelt werden, auch wenn sie oftmals dann tatsächlich im Care-Bereich oder anderweitigen weiblich konnotierten Dienstleistungssparten landen. Frauen sollen – so verlangt es nicht nur der Staat und die Ökonomie, sondern auch die sogenannte Zivilgesellschaft – im Prinzip Arbeit jedweder Art annehmen, auch eine bislang „männlich“ konnotierte, obwohl sie dabei im Gegensatz zu Männern (faktisch), noch immer für Familie, Kinder und Pflege zuständig sind. Es ändert sich so auch das Frauenbild: „Frauen sind Männer, bloß anders“ (Kornelia Hauser), bei immer noch gleichzeitiger Zuständigkeit für Kinder und Haushalt und noch immer existierenden Geschlechterhierarchien.

Wenn die abstrakte Arbeit obsolet wird, kommt es andererseits jedoch auch zu „Hausfrauisierungs“-Tendenzen (Claudia von Werlhof) bei Männern. Es kommt so zu einer Verwilderung des warenproduzierenden Patriarchats, wenn die Institutionen Familie und Erwerbsarbeit bei zunehmenden Krisen- und Verelendungstendenzen erodieren, ohne dass grundsätzliche patriarchale Strukturen und Hierarchien überwunden worden wären. Längst geht es nicht mehr nur um die „Kaufkraft“ (s.o.), wenn Frauen berufstätig werden, sondern um das schiere Überleben. Frauen müssen heute so „ihren Mann stehen“, ob sie wollen oder nicht. In dieser Situation werden Frauen nicht nur in den Slums der „Dritten Welt“, sondern zunehmend auch hierzulande zu Krisenverwalterinnen, die in Form von Selbsthilfeinitiativen „Geld und (Über-)Leben“ (Irmgard Schultz) irgendwie hinzubekommen versuchen. Gleichzeitig sollen sie jedoch auch in den Kommandohöhen von Wirtschaft und Politik Trümmerfrauenfunktion übernehmen, notfalls qua Quote, wenn der Karren in der fundamentalen Krise im Dreck steckt.

Entscheidend ist es bei der Bestimmung des postmodernen Geschlechterverhältnisses nun, sich nicht durch die empirisch feststellbare Tatsache der „doppelten Vergesellschaftung“ bzw. eines Herunterleierns antiessentialistischer Plattitüden irre machen zu lassen, genauso wenig wie durch ein essentialistisches Care-Verständnis, verquickt mit entsprechenden Zuschreibungen in Bezug auf Frauen. Die Wert-Abspaltung als gesellschaftliches und sich zugleich veränderndes historisch-dynamisches Grundprinzip, verbunden mit der ebenfalls auf ihr basierenden Produktivkraftentwicklung, untergräbt ihre eigene Grundlage, die weibliche Reproduktion in der Privatsphäre. Somit ist es weiterhin notwendig, die Wert-Abspaltung als konstitutives Formprinzip der gesellschaftlichen Totalität in ihrer neuen historischen Bedeutung zu bestimmen – die ihrerseits wieder in ebenfalls postmodern fortentwickelter Gestalt die materielle, sozialpychologische und kulturelle Dimension gleichermaßen und somit auch alle Bereiche der Gesellschaft umfasst, also auf das gesellschaftliche Ganze geht. Festzuhalten ist: Es ist die PROZESSIERENDE Grundlogik der Wert-Abspaltung, die nicht zuletzt durch die Herausbildung des relativen Mehrwerts, vermittelt über die Produktivkraftentwicklung und den damit verbundenen prozessierenden Widerspruch, das System letztlich zerfallen lässt. Zentral ist dabei, dass die Veränderungen des Geschlechterverhältnisses aus den Mechanismen und Strukturen der Wert-Abspaltung selbst verstanden werden in ihrer historisch-prozessuellen Dynamik.

4. Care-Seiten der Regulationstheorie (Silke Chorus)

Einer dieser Ansätze, ist der regulationstheoretische Ansatz, der auch sonst im Feminismus (vgl. etwa auch Young, 1998, Soiland, 2008, Weiss, 2012) viel bemüht wird.3 Dieser soll anhand der Überlegungen von Silke Chorus abgehandelt werden.

Laut Chorus bieten regulationstheoretische Zugänge auch Raum für nicht-warenförmig verfasste Bereiche neben der kapitalistischen Produktionsweise, die historisch-spezifisch zueinander ins Verhältnis zu setzen sind. Dabei kommt es zu Kämpfen zwischen verschiedenen politischen Akteuren und Gruppen, um die „richtige Arbeits-, Lebens- und Reproduktionsweise“ (Chorus, 2011, S.393). Ein entscheidender regulationstheoretischer Begriff ist der des Akkumulationsregimes. „Der Begriff des Akkumulationsregimes beschreibt … die historisch-regional verschiedenen Modi und Methoden von Mehrwertgewinnung und Kapitalakkumulation. Der Begriff umfasst die Art und Weise, wie Arbeitskraft im Produktionsprozess angewandt wird, die Verteilungsrelationen des gesellschaftlichen Wertes und die Formen des gesellschaftlichen Endverbrauches und Konsums; letzteres ist wesentlich bestimmt durch die Lebensweise der Lohnabhängigen und den Anteil an warenförmigem Konsum in den Einzelhaushalten.“ (Chorus, 2011, S. 393) Regulationstheoretiker interessieren sich vor allem für den Übergang von einem Produktionsmodus zu einem anderen. Es geht also um die Ablösung eines Akkumulationsregimes durch ein neues. Konkret steht bei ihnen der Übergang vom Fordismus zum Postfordismus im Fokus. „Fortschritte im Bereich der Produktion von Produktionsmitteln (im Fordismus, R.S.) finden so ihre Entsprechung in einer kontinuierlichen Ausweitung und Optimierung der Konsumgüterproduktion … So können die Reproduktionskosten von Arbeitskraft im Verhältnis zum Mehrwert aus der Perspektive des Kapitals sinken – obwohl Reallöhne und Kaufkraft aus der Perspektive eines erheblichen Anteils des weißen, männlichen Lohnabhängigen kontinuierlich steigen. Auf dieser Basis ist eine temporäre materielle Win-win-Situation zwischen Kapital und (männlichen, weißen, westlichen) Arbeitern über einen begrenzten Zeitraum hinweg ökonomisch überhaupt möglich.“ (Chorus, 2011, S. 394)4

Chorus kritisiert nun an regulationstheoretischen Ansätzen, dass bei ihnen die Reproduktion nur unter dem Gesichtspunkt des Konsums berücksichtigt wird. Reproduktion bestehe jedoch nicht nur im massenhaften Warenkonsum, sondern umfasse auch Reproduktionsarbeiten, die vor allem als unbezahlte Hauarbeit verrichtet würden und nicht zuletzt auch einen Sorge- und Care-Aspekt aufwiesen. „Care-Arbeiten … sind solche Arbeiten, die für die individuelle Reproduktion und die Reproduktion eines gesellschaftlichen Zusammenhangs zentral sind, in denen zwischenmenschliche Beziehungen wichtig sind und die sich nicht ohne weiteres durch warenförmige Güter ersetzen lassen. Hierzu zählen z.B. die Betreuung und Versorgung von Kindern, die Pflege von Alten oder Kranken, die emotionale und psychologische Unterstützung von Menschen in Krisensituationen etc.“ (Chorus, 2011, S. 394 f.)

Im Gegensatz zum Fordismus mit seinem Hausfrauen-Ernährer-Modell sind Frauen im Postfordismus nun vermehrt in den Erwerbsbereich integriert, sie sind nicht mehr allein für die Familie zuständig. Der Fordismus zeichnete sich dabei durch ein „Akkumulationsregime“ im Sinne der Mehrwertgewinnung aus, das über die industrielle Massenproduktion vermittelt war. „Die fordistische Dominanz der intensiven Akkumulation, die vor allem über den Mechanismus des relativen Mehrwerts funktioniert, und die Stabilitätsbedingungen ihrer Akkumulationsdynamik wären ernsthaft in Frage gestellt gewesen, wenn personenbezogene, in der kapitalistische Zeitökonomie wenig produktive Care-Dienstleistungen im größeren Stil über den Markt organisiert worden wären. Care-Arbeiten glänzten im Fordismus also gerade durch ihre ‚Abwesenheit‘ in der Geldökonomie.“ (Chorus, 2011, S. 395 f.)

Dagegen veränderte sich im „Spätfordismus ... die Reproduktions- und die Produktionsweise auch durch den Einzug der Frauen in die Erwerbsarbeit, in dessen Zuge ein starkes Wachstum im personenbezogenen, öffentlichen und privatwirtschaftlichen Dienstleistungssektor einsetzte.“ (Chorus, 2012, S. 396) Dabei stellt sie ebenso fest, dass „Care-Dienstleistungen … in vielen westlichen Industrieländern zunehmend durch sozialstaatliche ‚Cash-Transfers‘ an Personen in abhängigen Lebenslagen moderiert (werden).“ (Chorus, 2011, S. 397) Richtig konstatiert sie, dass hier Chancen der Mehrwertproduktion gering seien. Mit Marx gesprochen: Care-Dienstleistungen sind faux frais.

Nun trifft es zu, dass der Konflikt zwischen „Zeitsparlogik“ und einer „Logik der Zeitverausgabung“ (Frigga Haug) im Hinblick auf „Care“ tatsächlich ein Moment des Krisenprozesses ist, das sozusagen die qualitative Dimension betrifft, die entgegen ihrem Charakter in die Erwerbsform eingepresst werden soll. Und da Care-Dienstleistungen keinen Mehrwert produzieren, sondern auf eine Umverteilung des Mehrwerts angewiesen sind, die heute nicht mehr möglich ist, entpuppt sich das Care-Problem auch als gewaltiges ökonomisches Problem. Allerdings birgt diese „essentialistische“ Zuordnung von Frauen die Gefahr, die eigentliche Tiefendimension des Problems zu verfehlen: Nämlich die Wert-Abspaltung als gesellschaftliches Formprinzip. Frauen sind zwar auch und durchaus konzentriert im Care-Bereich tätig, allerdings eben nicht nur. Eine solche Sichtweise würde die Brüche übersehen, die sich in den letzten Jahren ergeben haben, Frauen werden heute auch von oben gouvernementalitätsartig gezwungen, ebenso in Nicht-Care-Bereiche einzusteigen. So forderte etwa Edmund Stoiber schon vor Jahren, Frauen sollten sich mehr um eine Ausbildung im Computerbereich bemühen. Nach und nach sind sie auch in „nichtweiblichen“ Feldern zu finden, auch wenn sie selbst im Studium immer noch – nun akademisch gehoben – oft frauenspezifische Studiengänge, z.B. Germanistik, wählen. Als Überlebenskünstlerinnen der Unterschicht müssen sie bereit sein, jeden Job anzunehmen, egal welchen Inhalts, auch wenn sie dabei oft (wenngleich auch nicht immer) in weiblich konnotierten Berufsfeldern landen, z.B. im Care-Bereich. In der „Dritten Welt“ müssen Frauen, deren Männer emigriert sind, längst deren Aufgaben übernehmen. Entgegen Chorus war Brigitte Young in einem Aufsatz von 1998 auf regulationstheoretischer Grundlage noch von „doppelt vergesellschafteten“ Frauen ausgegangen, die das Leitbild eines neuen „Genderregimes“ im Kontext von Globalisierungsprozessen „in der globalen Netzwerkökonomie“ darstellen (Young, 1998), d.h. sie waren nicht einfach auch empirisch dem Care-Bereich zugeordnet. Entscheidend ist entgegen Care-reduktionistischen Theoriekonzeptionen im Feminismus daran festzuhalten, dass die Wert-Abspaltung als Grundprinzip durch alle gesellschaftlichen Bereiche geht, d.h. auch dann, wenn Frauen etwa in Führungsetagen von Politik und Wirtschaft eintreten (sollen). Da der Verfall des kapitalistischen Patriarchats immanente Lösungen eigentlich verbietet, sollen nun Frauen ran. Dies ist keineswegs emanzipatorisch zu deuten, sondern, von der Warte der Wert-Abspaltungskritik aus, eher als invertierter Sexismus. Gerade Frauen sollen es nun auch in traditionell nicht-weiblichen Bereichen herausreißen, wie etwa in der Ökonomie und Politik.

Im regulationstheoretischen Modell ist immer schon vorausgesetzt, dass – sozusagen in einem Ineinandergreifen von Gramsci und Althusser – man bzw. frau sich in politischen Kräfteverhältnissen verorten muss, um zu (immanenten) Lösungen zu gelangen. „Care-Arbeiten sind … – egal in welcher Organisationsform – wichtige Voraussetzungen für Tausch und Produktion. Sie sind gesellschaftlich UND ökonomisch zentrale Tätigkeiten, deren Qualität und Verfügbarkeit in Bedarfslagen einen wichtigen Einfluss auf die individuelle Lebensqualität und unter Umständen das individuelle Überleben haben. Dass die Prekarisierung der menschlichen Care-Sicherheit durch die Kommodifizierung von Care-Bedürfnissen und Care-Arbeit alle Menschen jenseits des Geschlechts betrifft, könnte auch als eine Chance für breitere Allianzen, Bündnisse und soziale Bewegungen auf dem Weg hin zu einer solchen Gesellschaft sein, in der Sorge, Betreuung und Pflege von anderen mehr wertgeschätzt werden; in einer solchen Gesellschaft müsste das Recht auf Sorge, Betreuung und Pflege in Bedarfslagen mit einem universellen Recht darauf verbunden werden, diese Arbeit tun zu können – aber nicht unter allen Umständen tun zu müssen, und zwar unabhängig von Einkommen, Geschlecht, Nationalität, Herkunft, Begehren und StaatsbürgerInnenstatus.“ (Chorus, S. 400; Hervorheb. i.O) Chorus spielt hier wohl auch darauf an, dass viele Migrantinnen im heutigen Verfallsstadium des kapitalistischen Patriarchats dazu gezwungen sind, Care-Dienstleisterinnen zu sein.

Ein Verfall des kapitalistischen Patriarchats wird bei Chorus jedoch ausgeblendet. Dabei sitzt der Sozialstaat in der Krise selbst auf dem absteigenden Ast5. Das Entscheidende ist also, dass (nicht nur) in feministischen regulationstheoretischen Überlegungen nicht mit einer inneren Schranke des Kapitalismus gerechnet wird und diese innere Schranke strukturell und historisch mit einer Abspaltung des Weiblichen im Hinblick auf Produktivkraftentwicklung, abstrakte Arbeit und relativem Mehrwert, und in diesem Zusammenhang der sukzessiven Herausbildung eines Finanzmarktkapitalismus in Beziehung gesetzt wird – zum Behufe der Überwindung des Gesamtzusammenhanges –, sondern dass auf Gedeih und Verderb immanente Lösungsansätze gesucht werden, die in überkommenen Care-Ansätzen vermutet werden.

Da es regulationstheoretische Ansätze vor allem interessiert, wie die fordistische in die postfordistische Etappe überführt wird, also bloß der jeweilige Übersprung in die nächste Phase eines als im Grunde regulierbar imaginierten Kapitalismus, kann nur auf dieser beschränkten Grundlage eine Krisenanalyse erstellt werden. In diesem Kontext nun soll das Geschlechterverhältnis Raum in regulationstheoretischen Konzepten haben. Im Grunde soll es bloß regulationstheoretisch eingemeindet werden, und bloß als SOLCHES, gewissermaßen in der Nischenform, prägenden Charakter haben, ohne das Konzept selbst qualitativ zu verändern. So fragt Chorus nicht nur nach den „AUSWIRKUNGEN ökonomischer Prozesse auf Geschlechterverhältnisse und den Reproduktionsbereich“. Vielmehr untersucht sie auch, „inwiefern historisch-spezifische Geschlechterverhältnisse und gesellschaftliche Organisationsformen des Reproduktionsbereiches einen prägenden EINFLUSS auf die gesellschaftlichen Organisationsformen von Ökonomie und auf ökonomische Entwicklungstendenzen besitzen.“ (Chorus, 2011, S. 392, Hervorheb. i.O) Damit wird der Charakter der Wert-Abspaltung als solche in ihrem dialektischen Verfasstheit verfehlt, die nicht in gegenseitigen Wirkungsverhältnissen aufgeht.

Als Beispiel für den Zusammenhang von Konsum-/Reproduktionsweise und Care führt sie dabei neuere Arbeiten von Young im Hinblick auf die Subprime-Krise in den USA an: „Die auf Kredit gekauften Häuser garantieren so – wenn alles gut läuft, das heißt die Immobilienpreise steigen – die Alterssicherung, die Ausbildung der Kinder, oder eine angemessene Gesundheitsversorgung im Krankheitsfall – auch wenn diese vergleichsweise teuer ist und durch die Lohnentwicklung allein nicht gewährleistet wäre. Im Bedarfsfall können die Häuser dann ‚Cash‘ abwerfen, indem sie verkauft oder mit Hypotheken belastet werden … Eine vergleichsweise hohe Konsumnorm, zu der unter anderem auch markförmige Care-Dienstleistungen gehören, kann so über einen längeren Zeitraum hinweg aufrecht erhalten werden, und zwar auch wenn die Lohnentwicklung dies nicht erlaubt. Das Modell kommt dann in die Krise, wenn Immobilienpreise nicht mehr steigen, weil der Markt gesättigt ist, Kredite im größeren Ausmaß nicht mehr getilgt werden können und/oder Hypotheken nicht mehr abbezahlt werden können. Das Modell der verschuldeten HausbesitzerInnen wird dann in seiner Krise zu einer Gesellschaft der zahlungsunfähigen Schuldner – darunter in der aktuellen Krise viele WOMEN OF COLOUR … Was sich dann als Krise der großen US-Immobilienbanken an den Finanzmärkten manifestiert, ist so betrachtet das Aufbrechen einer widersprüchlichen Entwicklung in der US-amerikanischen Produktions- UND Reproduktionsweise.“ (Chorus, 2011, S. 399, Hervorheb. i.O weitere Ausführungen zur Position von Young siehe weiter unten)

Zusammengefasst: Chorus rechnet nicht mit einer inneren immanenten Schranke im Kontext einer historisch-dynamischen Wert-Abspaltungslogik als Ganzes, die nicht zuletzt auch die heutige Care-Krise bedingt. Dies ist der Kern der heutigen fundamentalen Krise und nicht umgekehrt, dass „die Dominanz der fordistischen Form des Mehrwerts durch die Ausweitung wertschöpfungsschwacher, gering produktiver Care-Arbeiten in Frage gestellt wurde.“ (Chorus, 2011, S. 396) Dass Frauen subjektiv-intentional immer mehr in die (u.a. Care-bestimmte) Berufswelt eintreten wollten, verband sich dabei mit der objektiven, prozesshaften Logik der Wert-Abspaltung aufs vortrefflichste (vgl. auch Fraser, 2009).

5. „Mehrwert und menschliches Maß“ (Sabine Plonz)

Zu diesem Zweck untersucht Plonz verschiedene Care-Ansätze und stellt dabei ihre ethische Dimension heraus. Angesiedelt ist ein ethisches Prinzip schon im Berufsethos der Sozialarbeit seit ihren (weiblichen) Anfängen sowie in feministischen Kritiken der Arbeitsgesellschaft seit den 1980er Jahren, die Care als Alternative anboten, in Forderungen, dass Care in der Arbeitswelt selbst berücksichtigt werden sollte, in skeptischen feministischen Einschätzungen, dass der Zusammenhang „Arbeit und Care“ schon immer eine widerspruchs- und konfliktvolle Dynamik beinhalte bis hin zu Ansätzen, die Frauen nicht bloß auf der Care-Seite verorten wollen und eine sozialstaatliche Lösung des Dilemmas von Produktion und Reproduktion erwarteten, die schließlich mit dem Geschlechterdualismus bräche, indem gewissermaßen geschlechtsneutral die Verantwortung aller für Produktion und Reproduktion, d.h. Beruf und Hausarbeitstätigkeiten, ermöglicht wird. Heute entwickeln sich fürsorgeethische Grundsätze, die häufig unter dem international geläuterten Begriff „Care“ auftreten.

Ein Zwischenfazit von Plonz lautet dabei: „Arbeitsforschung (thematisiert) unter dem Leitwort ‚Care‘ den Widerspruch der Produktivität von fürsorglichem Handeln und kapitalistischer Verwertungslogik, unter deren Vormacht erstere einerseits geleugnet und andererseits ausgenutzt wird, ja vielleicht sogar zentral für Wertschöpfungsfähigkeit ist.“ (Plonz, 2011, S. 372; hierbei bezieht sie sich u.a. auf den oben behandelten Ansatz von Chorus) Sie schreibt weiter: „Insofern KÖNNTEN ‚Care‘-förderliche Investitionen ein Indiz für Politik sein, die ethischen Ansprüchen genügt. Daseinsfürsorge, Versorgung, Entsorgung erfordern eine Politik nach menschlichem Maß.“ Dabei lässt sich „unbeschadet der jeweiligen Eigenständigkeit anderer Fragestellungen, die feministische Kritik der politischen Ökonomie an der theoretischen Vernachlässigung der menschlichen, fürsorglichen Produktivität und an deren Enteignung im Akkumulationsprozess ausmachen.“ (Plonz, 2011, S. 375, Hervorheb. i. O)

Die protestantische Theologin will also darauf hinaus: „Faktisch geht es um Orientierung am menschlichem Maß im Kontext ökonomischer Maßlosigkeit und vielstimmige Einsprüche gegen die zerstörerische Gefährdung von Arbeit und Leben. Trotz dieses universalen Anspruchs argumentieren die meisten Autorinnen allenfalls im vagen Sinn ethisch. Zumeist kommen sie mit einem Minimum anthropologischer Annahmen aus.“ (Plonz, 2011, S. 376) Plonz behauptet nun weiterhin: „Mit der fundamentalethischen Ausrichtung am menschlichen Maß und der pragmatisch ausgerichteten Forderung eines fürsorglichen Ethos im Kontext des zeitgenössischen Kapitalismus öffnet sich der Blick für ein Verständnis menschlichen Tätig-Seins, das ökonomische und politische Verhältnisse kritisiert, aber ökonomistisches Denken hinter sich lässt. Menschen sind ethische Subjekte, die politische Rechte und Pflichten haben, aber auch durch Diskriminierungs- und Exklusionsprozesse gefährdet sind.“ (Plonz, 2011, S.376) Plonz ist dabei sowohl eine neu formulierte Arbeitsideologie, die noch ihre Kritik beinhalten soll, als auch eine diese hinterfragende Sicht einer Hannah Arendt in „Vita activa“ gleichermaßen recht. Hauptsache Tun, Hauptsache Arbeit! Vergessen wird hierbei ebenso, dass das Auseinander-Reißen von Ökonomie/Politik selbst schon konstituierendes Moment des Wert-Abspaltungsprozesses ist und in diesem Zusammenhang, dass es so etwas wie einen fetischistischen Gesamtzusammenhang gibt, der sich, obwohl durch sie geschaffen, hinter dem Rücken der Menschen abspielt. In diesem Sinne werden „Subjekte“ im praxisphilosophischen Kontext von Plonz einfach naiv gesetzt, als wäre Subjektsein und seine Konstituierung im Kontext eines kapitalistischen Patriarchats nicht schon immer in androzentrischer Weise miteinander verbunden. Dies kommt wohl auch daher, dass sie in der Tradition der Aufklärung Bürgerechte zur Grundlage macht, ohne all dies zu hinterfragen.

Vor diesem Hintergrund wird Ethik bei Plonz grundsätzlich ontologisiert, wobei der Kapitalismus vor allem eine „verkehrte Ethik“ hat. „Das ‚richtige Handeln‘, das in dieser Struktur funktioniert, beruht NICHT auf allgemein anerkannten Prinzipien des Gerechten (gemäß der bürgerlich-liberalen Ethik), sondern auf den Gesetzen der Märkte und des Verdrängungswachstums. Eine Kritik der Anti-Ethik kapitalistisch verfasster Ökonomie lässt sich also bereits mit Entwürfen bürgerlicher Demokratiekonzepte und der Berufung auf die internationalen Menschenrechtabkommen leisten.“ (S. 377, Hervorheb. i. O) Dabei geht es schon immer um mehr als um Care. „Gesucht ist eine Brücke zwischen Visionen, Realpolitik, Transformation anhand des Kriteriums des menschlichen Maßes. Dafür sehen herrschende, aber feministische Diskurse keine Sprache vor.“ (Plonz, 2011. 378) Ein Angebot von marxistisch-feministischer Seite sieht sie dabei in Frigga Haugs Ansatz einer „Vier in einem Perspektive“, wohl nicht zuletzt deshalb, weil Haug ein ARBEITS-ontologisch-marxistisches Fundament hat (siehe zur Kritik von einem wertabspaltungskritischen Ansatz aus, Scholz 2011a, S. 93 ff, S.217 ff). Dieses wird als so selbstverständlich angenommen, dass es nicht mehr thematisiert werden muss.

Dabei ist es mehr als offensichtlich, dass feministische Care-Theoretikerinnen primär ethisch argumentieren: Dies ist geradezu der Ausgangspunkt ihrer Analysen, selbst wenn Ethik als solche bei ihnen tatsächlich nicht explizit thematisiert wird. Im Grunde kommt zunächst die (Fürsorge-)Ethik und dann erst die Analyse. Wie in diesem Aufsatz deutlich werden wird, tun diese Ansätze vor allem eins: Sie ergehen sich in Beschwörungen. Plonz zeigt dies selbst, in ihrem Durchgang durch verschiedene (feministische) Care-Konzepte. Die moralische Aufladung dieser Ansätze ist entgegen Plonz´ Intention, die Ethik hier sichtbar zu machen, indes so banal und durchsichtig, dass sie hervorgehoben gehört, und zwar um ihre Rolle und ihre Bedeutung für einen patriarchalen Kapitalismus herauszustellen und zu kritisieren.

Aber auch sonst ist Ethik im Gefolge des Neoliberalismus das Weihrauchfass, das allenthalben vor sich hergetragen und hin- und hergeschwenkt wird (Ethik in der Wirtschaft, für Manager u. ä.-vgl. zur Kritik: von Bosse, 2010). Ethik und Moral gehören schon immer zum unverzichtbaren Schmiermittel des kapitalistischen Patriarchats, damit es legitimatorisch bestehen kann, auch wenn diese aus ökonomischen Theorien nach Adam Smith verbannt wurden. Keine „instrumentelle Vernunft“ (Horkheimer) ohne Ethik, wobei sich beides bedingt, und somit gerade keine Exit-Strategie über die Ethik gefunden werden kann! „Fordern und Fördern“ bei Hartz IV-Empfängern heißt das dann (vgl. Rentschler, 2004). Und gerade eine Beschwörung des „Mütterlichen“ und eine Beweihräucherung der Mutterschaft waren dabei schon immer hochgradig moralisch besetzt, sie wurde bezeichnenderweise traditionell immer jenseits objektiv-sachlicher Strukturen angesiedelt. Gerade die „protestantische Ethik“ spielt hierbei in säkularisierter Form modifiziert noch im heutigen Konsumkapitalismus eine Rolle (siehe hierzu weiter unten meine Ausführungen zu Irene Dölling).

Letztendlich geht es Plonz jedoch schon immer um die Bibel: „Die Utopie einer gesellschaftlich gewollten und ermöglichten ‚Sorge für andere‘ hat Vorläufer u.a. in der biblischen Überlieferung. Das dort partikular und UNIVERSAL gedachte Gebot zur Nächsten- und Feindesliebe entsteht im Rahmen eines gesellschaftlichen Projektes, in dem eine Ökonomie der Bedürfnisbefriedigung aller, das Leben und politisch-ethische Kritik konzeptionell verknüpft sind.“ (Plonz, 2011, S. 378, Hervorheb. i.O) Um nicht „essentialistisch“ zu sein, läuft es darauf hinaus: Care ist eigentlich schon immer Bestandteil der Bibel, weswegen auch Feministinnen nicht mehr auf das Care-Prinzip rekurrieren müssen, also auch antiessentialistische feministische Positionen bestehen können. Das Care-Prinzip steht so sowieso schon theologisch von vornherein über allem. Seine „weibliche“ Seite“ ist darin eingebannt, also schon immer universalistisch aufgehoben. Es versinkt in identitätslogischer Manier wiederum differenzindifferent in ein christlich gedachtes Absolutum, das für das ganze kapitalistische Patriarchat in einer identitätslogischen spezifischen Ausdeutung schon immer fatale Grundlage ist. Dabei sind Frauen und Care bei Plonz dennoch irgendwie zusammengeschweißt. Ihre „ethischen“ Annahmen sind die Grundlage des Mainstreams feministischer Care-Theorien und -Politiken, die sich nicht trauen, ein grundsätzliches Wert-Abspaltungsverhältnis zum Grundproblem zu erheben, und die Care-Dimension als diesem immanent zu begreifen und zu kritisieren.

Stattdessen ginge es darum, das Problem einer scheinbaren primären Notwendigkeit einer ethischen Begründung (heutiger) Care-Perspektiven in den makrologischen Zusammenhang der Wert-Abspaltung als historisch-prozessuellem Prinzip selbst zu stellen. Objektive Strukturen finden bei Plonz Beachtung, wenn es um die subjektiv(-kulturelle) Dimension gesellschaftlicher Verhältnisse geht, als Instanz von „Kräften und Gegenkräften“, bloß im Kontext einer im Grunde puren moralischen Intention, die ihren Protestantismus in der Pseudoreflexion von gesellschaftlichen Strukturen verschwiemelt. In diesem Kontext verschwinden, genau besehen, im Grunde sowohl die gesellschaftliche Zuteilung von Care-Tätigkeiten auf Frauen auf der Subjektebene als auch gesellschaftliche objektive Strukturen. Entscheidend ist bei Plonz trotz aller Beschwörung einer soziökonomischen Eingelassenheit einer (feministischen) Care-Perspektive, letztlich die ethische Dimension; sie betreibt gewissermaßen eine „Ethiisierung“ der (feministischen) Gesellschaftskritik. In der Beschwörung dieser Perspektive hintertreibt Plonz jedoch geradezu ihre eigene Intention: eine mögliche menschliche Existenz, jenseits des kapitalistischen Patriarchats; dazu müsste nicht nur der Mehrwert, sondern auch die gleichermaßen mit ihm auftretende bloß ethische Vorstellung eines – nur abstrakt gedachten – menschlichen Maßes in Frage gestellt werden. Es versteht sich beinahe von selbst, dass objektive Kategorien und Zusammenhänge eines prozessierenden Widerspruchs, der abstrakten Arbeit, des Mehrwerts, der Produktivkraftentwicklung, der Wert-Abspaltung mit der Konsequenz des Niedergangs des Kapitalismus bei ihr keinen Platz haben. Mögen marxo-keyenesianiche Ansätze schon immer einen starken moralischen Touch haben (vgl. Kurz, 2005, S. 373 ff), für feministische Care-Perspektiven gilt dies erst recht, wurde eine abgespaltene weibliche Care-Tätigkeit doch schon immer ins Reich des Moralischen verbannt. Gerade deswegen ist es notwendig, ihre objektive Bedeutung innerhalb des kapitalistischen Patriarchats herauszustellen, als Voraussetzung der ganzen Veranstaltung überhaupt. Durch eine vor allem ethische Sicht würde indes ihre vermeintliche Irrelevanz nur nochmals zementiert.

6. Die Neu-Bestimmung des Ökonomischen mithilfe der Kategorie (Re-) Produktivtät? (Biesecker/Hofmeister)

Care sei so in der Geschichte der ökonomischen Theorien, ähnlich wie bei Plonz, bei Adam Smith als moralische Instanz noch dagewesen, mit Ricardo und Marx sei diese sodann im Laufe der Zeit ganz ausblendet worden, auch wenn es immer Nebenstränge in der Geschichte gegeben habe, die diese Dimensionen in unterschiedlicher Weise wichtig nahmen. Dies gilt auch für die Naturproblematik.

Die „sozial-ökologische Produktivität“ wird nach Biesecker/Hofmeister weithin nicht erkannt und anerkannt. Diese Produktivität werde in den ökonomischen Verwertungsprozessen aber umfassend genutzt. Natur sei dabei – so Biesecker/Hofmeister im Rekurs auf Bruno Latour und Donna Haraway – selbst produktiv. Biesecker/Hofmeister sprechen in diesem Zusammenhang auch von „Natur-Kultur-Hybriden“: „Durch jeden einzelnen Produktionsprozess hindurch entstehen Natur-Kultur-Hybride – und zwar zum einen in den bewusst und beabsichtigt hergestellten Gütern und Leistungen und zum anderen in den unbewusst und unbeabsichtigt (mit)erzeugten Nebenprodukten : Klimawandel, Hochwasserereignisse Artenverluste (…) verdeutlichen, dass die Trennung zwischen anthropogenen und natürlichen Verursachungs- und Wirkungsmomenten nicht möglich ist.“ (Biesecker/Hofmeister, 2010, S.71) Natur wird bei Biesecker/Hofmeister also gewissermaßen ein Subjekt. Wirtschaftliches Handeln müsse deshalb so beschaffen sein, dass Natur erhalten wird. Anstatt ein patriarchal-kapitalistisches Subjektverständnis zu hinterfragen, übertragen sie so dieses wertontologisch auf alles und jedes. So entwickeln sie im Rekurs auf frühere Überlegungen von Immler/Hofmeister ein auf Nachhaltigkeit abzielendes Reproduktionsmodell, das sich vom herkömmlichen Produktionsmodell, das sich um Produktion und Konsumption gruppiert, unterscheidet. Hierbei sind „die ökonomischen Funktionen anthropogene Produktion und Konsumtion in die ökologischen Prozesse eingebettet (…) Prozesse, die um nichts weniger produktiv sind als die ökonomisch bewerteten Leistungen auch. In dieser Perspektive werden die ökologischen Prozesse als primär produktive gesehen: ‚Naturale Produktion‘ und ‚naturale Reproduktion‘ – also jene Funktionen, die in der Einheit von Naturprodukt und Naturproduktivität miteinander identisch werden – werden im Reproduktionsmodell als die Prozesse erkannt, die das menschliche Wirtschaften umschließen, es ermöglichen und wieder ermöglichen. Es sind gerade diese naturalen Prozesse, die durch ein bewusstes, auf die Reproduktion gerichtetes Gestalten der (im engeren Sinne ökonomischen) Funktionen anthropogene Produktion und Konsumtion von Gütern und Leistungen zu erhalten und wiederherzustellen sind. Auf den Punkt gebracht: (Re)Produktivität ist eine Kategorie, die das ‚Ganze‘ der Produktivität umfasst. (Re)Produktivität bedeutet die ‚prozessuale‘, nicht durch Abwertungen getrennte Einheit aller produktiven Prozesse in Natur und Gesellschaft, bei gleichzeitiger Unterschiedenheit.“ ( Biesecker/Hofmeister, 2010, S.69) Analog zur Natur beziehen so Biesecker/Hofmeister auch die weiblichen Reproduktionstätigkeiten in ihr Reproduktionsmodell ein. Dass weibliche Reproduktionstätigkeiten Naturressource seien, zeige sich in der Krise dieser Tätigkeiten heute, etwa dem demographischen Wandel, Vernachlässigung und Verwahrlosung von Kindern in der Bildungskrise, dem Bildungsnotstand.

Bei Biesecker/Hofmeister muss alles ökonomisch werden, alles muss produktiv sein. Der Wert ist nicht wie bei Marx Gegenstand der Kritik – es geht ihm bekanntlich um die KRITIK der politischen Ökonomie –, sondern dieser wird zum positiven Ausgangspunkt ihres (Re)Produktionskonzepts. Es geht im Grunde um eine Voll-Ökonomisierung der Welt. Dementsprechend heißt auch ihr Buch „Die Neuerfindung des Ökonomischen“ (2006). Dabei kommt bei ihnen die eigentliche Ökonomie gar nicht mehr vor, weder in Form von Krisenerscheinungen heute (Finanzkrach, Staatsbankrotte, u .ä.) und auch kategorial nicht. So fehlt bei ihnen freilich auch ein Rekurs auf den prozessierenden Widerspruch. Wenn der Wert alles ist, kann er auch nicht in die Krise kommen. Er ist ontologisch gesetzt. So einfach ist das. Anstatt zu sehen, dass die abstrakte Arbeit in die Krise kommt vermittelt über die Produktivkraftentwicklung und das Abschmelzen der schon immer gesamtgesellschaftlich gedachten Mehrwertmasse, was die Infragestellung von Wert, (abstrakter) Arbeit und (Mehr-)Wertproduktion sowie die gleichermaßen in die Krise geratenen abgespaltenen Bereichs im Sinne weiblicher Reproduktions-Tätigkeiten nahelegt, wird bei ihnen buchstäblich die ganze Welt in ein großes Arbeitshaus verwandelt. Es geht ihnen um eine „radikale Erweiterung des Begriffs Arbeit“ (Biesecker/Hofmeister, 2010, S.75). Nicht einmal die schon mehr als ausgebeutete Natur wird verschont und muss als aktiv gedacht werden.

Anstatt eine „kategoriale Kritik“ (Robert Kurz) im Sinne der Kritik der realen gesellschaftlichen Verhältnisse und den dementsprechenden Kategorien zu leisten, werden alte Begrifflichkeiten bei Biesecker/Hofmeister einfach umdefiniert und anders besetzt. Noch in ihrem Obsolet-Werden müssen sie positiv in einem utopischen Sinn gedeutet werden. Ziel ist bei Biesecker/Hofmeister ein nachhaltiges Wirtschaften. Insofern halten sie einen Transformationsprozess vonnöten. „Voraussetzung für das Gelingen dieses grundlegenden Transformationsprozesses des Ökonomischen ist die Überwindung der Differenz zwischen Bewerten (bisher bedeutet das Trennen) und Verwerten (Vermitteln) als inneres Widerspruchsverhältnis moderner Ökonomie. Das bedeutet, den bisher geltenden abstrakten, quantitativen Produktionsbegriff durch einen qualitativen, an sozialökologische Kriterien gebundenen Begriff von (Re)Produktivität zu ersetzen. Die Auswahl solcher Kriterien unterliegt gesellschaftlicher Bestimmung. Das Ökonomische dehnt sich daher einerseits auf jene Bereiche aus, die in der Moderne als außerökonomische abgetrennt sind (vor allem auf die Versorgungsökonomie und auf ökologische Produktionsräume). Zum anderen unterliegt es demokratischen Bewertungs- und Gestaltungsprozessen.“ Reproduktion wird bei Biesecker/Hofmeister letztendlich wieder eingeebnet in (Re)PRODUKTION. Ihr gesamtes Konzept hat eigentlich grundsätzlich „die Produktion“ zum Vorbild für die Annahme von schon immer gemischten Natur-Kultur-Hybriden. Dementsprechend plädieren sie für eine “(re)produktive Ökonomie, (die) primär eine Stoffwirtschaft (ist) und erst sekundär eine Geldgesellschaft.“ (Biesecker/Hofmeister, S. 2010, S. 74)

Und auf einmal kommt auch die bislang unbeachtete sozial-kulturelle Ebene ins Spiel. „Im biotechnischen Zeitalter verschwinden zum Beispiel kulturelle Männlichkeitsvorstellungen mehr und mehr aus den gesellschaftlichen Entwicklungsvorstellungen. Tradierte Natur- und Weiblichkeitsvorstellungen verlieren an Bedeutung … Mit dem Aufbrechen der tradierten Muster geschlechtlicher Arbeitsteilung sind die kulturell-symbolischen Zuweisungen von männlicher Erwerbsarbeits- und weiblicher Familienarbeitsbiographie nicht mehr selbstverständlich. Ein für eine nachhaltige Gesellschaft kooperatives Geschlechterverhältnis könnte sich in diesem Transformationsprozess herausbilden.“ (Biesecker/Hofmeister, 2010, 75) Die Care-Seite wird bei Biesecker/Hofmeister in ihren Grundsatzannahmen fraglos den Frauen zugeschrieben, selbst wenn sie sich längst in der Falle der „doppelten Vergesellschaftung“ verfangen haben. Erst gegen Ende ihrer Ausführungen tauchen sie als solche wieder im Zuge von Transformationsprozessen auf, im Kontext einer „nachhaltigen Ökonomie“, ohne jedoch zu vermitteln, wie diese Veränderungen selbst mit dem heutigen Krisenszenario zusammenhängen und vor allem wie die hierarchischen Geschlechterverhältnisse im Flexi-Zeitalter ein neues Gesicht bekommen, sich wandeln, aber doch nicht verschwinden und gesellschaftliche Reproduktionstätigkeiten nach wie vor fatalerweise ein „Hoheits-Gebiet“ von Frauen bleiben, wenn in der Krise die Institutionen Familie und Beruf gleichermaßen erodieren und verfallen.

Stattdessen müsste das gesellschaftliche Grundprinzip der Wert-Abspaltung in ihrer prozessual-historischen Dimension einer schonungslosen Kritik unterzogen werden. Sie korrespondiert mit dem prozessierenden Widerspruch aufs engste und ist dessen Voraussetzung in einem dialektischen Sinne, welche die von Biesecker Hofmeister zentral thematisierten Probleme erst schafft. Nochmals: Die „Abspaltung“ kann so nicht einfach abstrakt zum unhistorischen Ausgangspunkt gemacht werden – weder theoretisch-konzeptionell noch als Basis für irgendwelche Utopien. In diesem Zusammenhang ist auch Care in seiner historischen Gewordenheit in Frage zu stellen, und zwar in der dialektischen Verwobenheit mit dem (Mehr-)Wert. Somit verbietet es sich gewissermaßen, sie als kategorialen Urquell zu nehmen, indem sie noch mit dem Arbeitsbegriff versetzt wird. So aber verfehlen auch Biesecker-Hofmeister ihr ureigenes Anliegen, nämlich „das Ganze“ in Augenschein zu nehmen. Sie bewegen sich auf einer Ebene, wie schon die sogenannten Bielefelderinnen seit Jahrzehnten, dass nämlich Natur und Frauen (bei diesen noch im Kontext von Subsistenzpraktiken in der „Dritten Welt“) wertschöpfend seien (vgl. Bennholdt-Thomsen/Mies/von Werlhof, 1984). In anderer Weise als Chorus und Plonz geht es auch Biesecker/Hofmeister bloß um eine falsche, verdrehte Transformation, die IM Bestehenden verbleibt. Eine grundsätzliche prozesshaft-dynamische Bestimmung und radikale Kritik der Wert-Abspaltung als gesellschaftlichem Grundprinzip wird somit verfehlt.

7. Jenseits des Arbeitsparadigmas? (Irene Dölling)

Nicht reflektiert wird bei Dölling, dass die „Abspaltung“ das dialektische Gegenstück von (abstrakter) Arbeit UND Mehrwertgewinnung ist, sie kann nicht aus der „Arbeit“ einfach „abgeleitet“ werden. Daraus ergeben sich auch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und die heterosexuelle Norm sowie eine Konkurrenz- und Leistungsorientierung, die Schwächere benachteiligt bzw. ausschließt, die in einer Wert-Abspaltungsvergesellschaftung nicht mithalten können.6

Dölling konstatiert, an der Grundstruktur der Arbeitsorientierung habe sich heute nichts wesentlich geändert, auch wenn sie Boltanski/Chiapello zugesteht, dass mittlerweile eine „Künstlerkritik“, das heißt Entfremdungskritiken an der Arbeit selbst vom Management aufgenommen wurden (Kreativität, Selbstverantwortung u .ä.). „Gerade weil die Prinzipien der Arbeitsgesellschaft (des Berufsethos) in ihrer inkorporierten, selbstverständlichen Existenzweise als praktischer Sinn kaum hinterfragt werden bzw. hinterfragbar sind, entfalten sie so eine mächtige, herrschaftssichernde Wirkung. Aber das heißt umgekehrt auch, dass einzig (! R.S.) in Veränderungen der Lebensführung, in den alltäglichen Klassifikationen der Welt- und Selbstsicht und ihrer habituellen ‚Verankerung‘ Chancen dafür liegen, dass transformative Potentiale im objektiv Gegebenen wahrgenommen und realisiert werden (können) … Das meint, eine Überwindung der Arbeiter-Identität (diese Kritik findet wohlgemerkt immer mit Bezug auf Hardt/Negri statt! R.S.) , die in ihrer vergeschlechtlichten und sozial differenzierten Ausgestaltung alle Mitglieder der spätkapitalistischen Gesellschaft prägt, durch praktisches Erproben neuer, kollektiv anerkannter Formen der Lebensführung, die langfristig die Herausbildung eines neuen Vergesellschaftungs- und Integrationsmodus anstoßen.“ (Dölling, 2012, S. 281)

Der Dienstleistungssektor bietet laut Dölling neue Arbeitsplätze jenseits des Produktionsparadigmas, die durch den Wegfall industrieller Arbeiten entstanden sind, wobei Care-Tätigkeiten als auch wissensbasierte Tätigkeit dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung entgegenkommen. Frauen sehen nun auch primär die positiven Seiten der Lohnarbeit, trotz „häufiger Doppelbelastung …zumal die Subjekte auf dem Arbeitsmarkt immer stärker ‚geschlechtsneutral‘ angerufen werden.“ (Dölling, 2012, S. 282)

Wird im Care-Diskurs häufig eine einfache Verkettung von Frauen und Fürsorgetätigkeiten vorgenommen, so haben wir bei Dölling gewissermaßen ein kontingentes Verhältnis von Geschlecht und Tätigkeitsform vor uns. Im Grunde macht bei ihr der (Arbeits-)Markt wie in einem altmarxistischen Verständnis alle gleich7 – bloß dass dann bestimmte „Gruppen“ immer in ähnlichen Sparten landen. Einen Ausweg aus diesem logischen Dilemma böte die Wert-Abspaltungskritik auf einer Makroebene. Die Wert-Abspaltung und nicht einfach die „Arbeit“ (der Wert) wäre der zu kritisierende Vergesellschaftungsmodus, SIE geht durch alle Bereiche, auch dort, wo es sich nicht um Care handelt und Frauen außerhalb der Care-Sphäre anzutreffen sind, z.B. in der Finanzsphäre zu Mega-Mamas verdonnert werden sollen, die beides können: Rationalität und Fürsorge. Gemäß der Wert-Abspaltung als gesellschaftlichem Formprinzip kann so weder eine platte Zuordnung von Frauen zu Care erfolgen, noch ist der Arbeitsmarkt einfach geschlechtsneutral zu veranschlagen. Ein Rekurs auf die „Lebensführung“, einen Begriff den Dölling im Sinne Max Webers verwendet, reicht zur Bestimmung dieser Makrostruktur nicht aus.

Dölling konstatiert weiterhin ganz in diesem Sinne, dass aber auch „Veränderungen und Verschiebungen zu beobachten (sind), die auf ein Erodieren des Arbeitsparadigmas hinweisen. Erwerbsarbeit wird zunehmend und in einem umfassenden Sinne prekär: als (kurzzeitig) befristete oder niedrig entlohnte Beschäftigung, als Teilzeit oder Leiharbeit kann sie für immer mehr Menschen immer weniger, die an sie geknüpften Erwartungen auf eine auskömmliche Bezahlung, auf langfristige Planung und Absicherung des individuellen und des familiären Lebens, auf ausreichende Rente und eine bezahlbare medizinische Versorgung erfüllen.“ (Dölling, 2012, S. 282 f.)

In der heutigen Debatte macht Dölling zwei Positionen aus: Eine Position „zeichnet sich durch ein Fortschreiten der Dominanz des ÖKONOMISCHEN, also dadurch aus, dass es primär Veränderungen IN der Erwerbssphäre sind, in denen transformatorische Potentiale gesehen werden, die (dann auch) Auswirkungen auf die Lebensführung haben. ZUM ANDEREN … wird für eine Begrenzung des Arbeitsbegriffs plädiert, für einen ‚Kampf um eine neue Hegemonie jenseits der Hegemonie der Erwerbsarbeit‘ … in dem es nun um ‚die Erschließung von freien Potentialen und freier Zeit für nicht-ökonomische Arbeit … und Fähigkeiten‘“… geht, so Dölling, letzterem zustimmend mit Bezug auf Michael Hirsch (Dölling, 2012, S. 285, Hervorheb. i. O).

Letztlich kommt Dolling so einfach auf ehrenamtliche Tätigkeiten, Commons-Ideologie u. ä. als Lösungsmöglichkeiten der Krise zu sprechen. Insofern soll der eigentliche Anspruch des Feminismus von außen wieder hereingeholt werden: „Leben“ versus „Arbeit“, alias entfremdete Vergesellschaftung. Und insofern sollte auf „`Nicht-Arbeit` … der Blick geworfen werden, also (wen wundert es, R.S.) auf Tätigkeiten, die bisher noch nicht oder weniger stark als die Erwerbssphäre der ökonomischen Logik unterworfen sind und in denen Menschen (wieder) mehr Souveränität über das eigene Leben und die Gestaltung ihrer Lebensbedingungen entwickeln können, die an ihren Bedürfnissen und kollektiven Interessen orientiert ist.“ (Dölling, 2012; S. 286)

In diesem Sinne sollen sich die (feministischen) Sozialwissenschaften offenhalten für „Neues, Ungewohntes, Marginales, damit der analytisch-kritische Blick nicht durch eingeschliffene Begriffe und Konzepte eingeschränkt wird und damit für Mögliches blind bleibt“ (Dölling, 2012, S. 277); als wäre ausgerechnet der ganze bisherige Diskurs um solidarische Ökonomie, Commons, Ehrenamt usw. marginal. Vielmehr handelt es sich um einen dicken Diskursstrang, der nicht nur die linke Debatte umfasst. Zudem wäre in diesem Zusammenhang überhaupt zu reflektieren, dass eine abstrakte geschlechtsneutrale Arbeitskritik längst existierte, (deren Androzentrismus die Wert-Abspaltungskritik aufdeckte – vgl. Scholz, 1992), bevor akademisch-(feministische) Kreise diese entdeckten und – sich nun besonders originell wähnend – an die eigene akademische Brust heften.

Zwar spricht Dölling nicht von prozessierendem Widerspruch, Mehrwert usw. und leitet heutige Verfallsprozesse nicht aus Marxschen Kategorien ab. Sie argumentiert also nicht aus einer krisentheoretischen Perspektive entlang der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie, vielmehr befinden sich ihre Überlegungen auf einer soziologischen Ebene, der des Max-Weberschen „Lebensführungs“-Konzepts. Die Mehrwertperspektive als dynamisch-prozesshafte historische Dimension kann im Kontext der Wert-Abspaltungskritik als Makrodimension jedoch nicht vernachlässigt werden, wenn man eine Verfallsperspektive einrechnet, wie hier geschehen. Dabei lässt Dölling offen, ob sich dennoch neue Regulationsmöglichkeiten ergeben: „Alle (…) Symptome verweisen in ihrer Gesamtkonstellation darauf, dass bisherige Vergesellschaftungs-, Integrations- und Kontrollmodi, die für die für die ‚organisierte‘ (Wagner), wohlfahrtsstaatliche Moderne kennzeichnend waren, tendenziell veralten und dysfunktional werden. Vieles deutet darauf hin, dass die kapitalistische Moderne aktuell vor einer ähnlich grundlegenden Veränderung der Regulationsweisen der Gesellschaft steht, wie sie Karl Polanyi als THE GREAT TRANSFORMATION für die Herausbildung der kapitalistischen Wirtschaftsweise beschrieben hat. Offen ist allerdings, ob die zu findenden Lösungen für die aktuellen Widersprüchen zu neuen/veränderten Regulationsweisen führen, die im Rahmen des Kapitalismus bleiben, oder ob diese neue Phase der kapitalistischen Entwicklung zugleich eine Phase ist, in der sich der Beginn des Übergangs zu einer anderen Gesellschaft …, also zu einer Transformation über den Kapitalismus hinaus abzeichnet.“ (Dölling, 2012, S. 276) Mit Dörre u.a. fordert sie das „‘sozialdestruktive … Potential‘ … des Kapitalismus“ in den Mittelpunkt zu stellen und von hier aus „im Gegebenen, in den Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen der aktuellen Gesellschaft objektive Bedingungen und subjektive Potentiale für Transformationen“ auszumachen, „ die über den Status quo hinausweisen“ (Dölling, 2012, S. 277). In diesem Zusammenhang stellt sie, wie gezeigt, das Erwerbsarbeitsparadigma in Frage und kommt zu fragwürdigen Antworten, die sich entgegen einer „Dominanz des Ökonomischen“ gewissermaßen mikrosoziologisch um die „Lebensführung“ gruppieren, wenn sie schreibt, dass es dabei um andere „Vergesellschaftungsmodi“ geht, was eigentlich nicht auf die Ebene der „Lebensführung“ enggeführt werden kann.

Die gesamten Ausführungen von Dölling kämen im Grunde auch gut ohne Feminismus aus, ohne an Substanz zu verlieren. Bei ihr wird „Care“ zwar nicht von vornherein ökonomisiert, dafür aber „Nicht-Arbeit“ grundsätzlich als transzendierendes Moment geschlechtsneutral veranschlagt. Dies gilt bei ihr für den Arbeitsmarkt insgesamt. Dölling ist so weit davon entfernt, relativen Mehrwert, prozessierenden Widerspruch und Produktivkraftentwicklung für den von ihr diagnostizierten Verfall des Kapitalismus in Anschlag zu bringen und dies mit verschiedenen Ebenen einer Abspaltung des Weiblichen zu verbinden, geschweige denn die Wert-Abspaltung in einer Makrodimension als gesellschaftliches Formprinzip zu thematisieren.

Die von ihr sogenannte „Nicht-Arbeit“ gehörte und gehört schon immer zum kapitalistischen Patriarchat, als dessen Voraussetzung. Deshalb ist auch zu erwarten, dass heute professionell erbrachte Care-Tätigkeiten künftig bei sich immer weiter schürzender Krise wieder privat an Frauen rückdelegiert werden trotz Doppelbelastung und der Integration in einen „geschlechtsneutralen“ Arbeitsmarkt, der nichtsdestoweniger selbst geschlechtshierarchisch strukturiert ist. Dann könnte sich der Rekurs von Dölling auf „Nicht-Arbeit“ gerade auf dem Hintergrund einer „nichtessentialistischen“ Argumentation für Frauen als verhängnisvoll erweisen; indem nämlich deren Reproduktionstätigkeiten in der Veradelung als ethisch hochstehend (siehe hierzu die Ausführungen zu Plonz) in den Dienst der Krisenverwaltung gestellt werden. Das kann nun – in der Logik von Dölling – aber eben nicht mehr in seiner realen Vergeschlechtlichung erkannt werden. In diesem Zusammenhang fehlt bei ihr ebenso die Zeitdiagnose einer Verwilderung des Patriarchats, wenn die Institutionen Erwerbsarbeit und Familie erodieren mit entsprechenden Konsequenzen für die realen Lebensverhältnisse im Kontext des Zerfalls der Wert-Abspaltungsvergesellschaftung heute.

8. Ein falsches Plädoyer für die makrotheoretische Dimensionen in der Genderforschung (Brigitte Young)

Ihr theoretischer Zugang stellt dabei die Verknüpfung von struktureller und diskursiver Macht dar. Unter struktureller Macht versteht sie folgenden Zusammenhang: „Mit der Liberalisierung und Deregulierung der Kapitalmärkte seit den 1970er Jahren hat sich ein Finanzmarkt-Kapitalismus etabliert, der den Finanzmarktakteuren einen dominanten Einfluss auf die internen Organisationsstrukturen der Unternehmen …, auf die nationale Fiskal- und Geldpolitik bis hinein in die Lebenswelt der normalen BürgerInnen einräumt.“ Es entsteht eine neue „Governance-Struktur“. „Allein die Fähigkeit der Banken, Hedgefonds, Investmentfonds, Versicherungen etc. jenseits des Staates Kredite und Geld zu generieren, erlaubt es diesen Finanzmarktintermediären, neue Finanzinstrumente und Produkte zu kreieren und ohne staatliche Regulierung weltweit Geld zu transformieren.“ (Young, 2012, S. 41) Dabei hat diese strukturelle Macht ihren Hintergrund wiederum in der „diskursiven Macht“. „Wenn Finanzmarktakteure neoliberale Ideen, Normen und Diskurse global als alternativlos für die kapitalistische Ordnung der Weltwirtschaft propagieren, so verfolgen sie nicht einfach individuelle oder Gruppeninteressen, vielmehr erzeugen sie dadurch erst diese Interessen … Dies bedeutet, dass die Finanzakteure ganz bewusst Ideen ‚verpacken‘ und sie symbolisch und diskursiv darstellen ... Dadurch wird eine Legitimität und Autorität gegenüber alternativen Ansätzen erreicht, die weit über den Aspekt des Einflusses hinausgehen.“ (Young, 2012, S. 42) Den Hintergrund hierfür bilden „Wissens- und policy-Netzwerke“, die die neue Global Governance-Struktur ausmachen. So gelang es den „Gurus des Finanzkapitalismus, die Politik, Medien und Gesellschaft davon zu überzeugen, dass die neuen Regeln des Finanzkapitalismus die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus außer Kraft setzen würden … Insbesondere die Modelle der ROCKET SCIENTISTS erzeugten eine abstrakte mathematische Welt, die erst die Explosion des Handels mit Aktienteilen und Derivaten ermöglichte.“ (Young, 2012, S. 43, Hervorheb. i.O) Frauen werden dabei nach wie vor als weniger rational und mathematisch begabt imaginiert.

Young plädiert in diesem Zusammenhang ebenso dafür, Gender mit den Konzepten des „privatized Keynesianism“ und „Financialization“ als „Policy-Regime“ zu verbinden. „Mit dem Begriff des privatized Keyenesianism … wird auf die Wende von einem auf Makroökonomie gesteuerten Sozial- und Wirtschaftsmodell zu einem konsumfinanzierten und privat verschuldeten Modell hingewiesen, welches die wirtschaftliche Nachfrage trotz staatlichen Rückzugs garantierte. Financialization ist der Motor dieses privatisierten Keynesianismus und weist auf die ‚increasing importance of financial markets, financial motives, financial institutions, and financial elites in the operation of the economy and its governing institutions, both at the national and international level’.” (Young bzw. Epstein, z. n. Young, 2012, S.46)

Um makroökonomische Ansätze zu gendern, übernimmt Young drei Bias von Diane Elson. Es handelt sich um den „deflationären Bias“, bei dem es um die Preisstabilität geht, wovon insbesondere Frauen und Geringverdienende betroffen sind. Sodann nennt sie einen „warenförmigen Kommodifizierungs-Bias“, d.h. es kommt zu einer Ausweitung öffentlicher Dienstleistungen, die vorwiegend von Migrantinnen erbracht werden, z.B. als private Hausangestellte, und von Bessersituierten in Anspruch genommen werden. Schließlich wird der „Brotverdiener-Bias“ angeführt, von denen ökonomische Modelle – trotz zunehmender Frauenerwerbstätigkeit – immer noch ausgehen. Diese Bias seien mit dem „Shareholder-Value-Bias“, dem „Individual-Risk-Bias und überdies mit den Konzepten der strukturellen und diskursiven Macht zu verknüpfen. Dabei ist das Shareholder-Value-Prinzip nach Young nicht nur eine Folge der Liberalisierung der Finanzmärkte sondern auch der staatlichen Deregulierung; die Ressourcen fließen nun in die am meisten gewinnbringenden (Finanzmarkt-)Sektoren (Young, 2012, S. 46 f). Als Beispiel für die Individualisierung von Risiken führt Young die Subprime-Krise in den USA an. Davon sind Frauen als Alleinerziehende und Angehörige ethnischer Minderheiten besonders betroffen, die nun die Schulden an die Kreditgeber zurückzahlen müssen. Diese aber verfügten nach wie vor „über monetäre Wertbestände (assets)“ und sind damit Gewinner (siehe auch meine Ausführungen zu Chorus). Auch werden Banken durch staatliche Rettungspakete gestützt. Young schließt mit dem Satz: „Erst wenn diese Strukturen und Strategien der Finanzmärkte durch eine Genderperspektive analysiert werden, kann eine Problemlösung für die Vernichtung von sozialversicherten Arbeitsplätzen wie auch für die Privatisierung der Sozialsysteme gefunden werden. Das Übel liegt nämlich nicht in den Arbeitsmarktstrukturen und auch nicht in der Inflationspolitik der Zentralbanken, sondern vielmehr in dem System eines finanzdominierten Kapitalismus.“ (Young, 2012, S. 48 f)

Zu kritisieren an den Überlegungen von Young ist vor allem, dass sie sich unhistorisch und kategorial flach bloß auf der Finanzmarktoberfläche herumtreibt, ohne die wesentlichen historisch-prozessualen Dynamiken des kapitalistischen Patriarchats hierbei zum Ausgangspunkt der Analyse auf der EIGENTLICHEN Makroebene zu machen. Kategorien wie Mehrwert, abstrakte Arbeit, Produktivkraftentwicklung, prozessierender Widerspruch, Abspaltung kommen bei ihr gar nicht vor, mit denen doch erst die heutige desaströse Finanzmarktökonomie und Krise zu erhellen wären. Der Gedanke einer fundamentalen Krise und eines Verfalls des Kapitalismus bzw. richtiger gesagt, des kapitalistischen Patriarchats, kommt Young so nicht in den Sinn, auch wenn sie beispielhaft krisenhafte Entwicklungen und Erscheinungen (etwa die Subprime-Krise) mit ihren Folgen vor allem für Frauen und Geringverdienern anführt. Insofern bleibt sie einer regulationstheoretischen Sicht treu, die sie ehedem vertreten hatte (Young, 1998). Der Kapitalismus wird von ihr nicht prinzipiell in Frage gestellt, vielmehr geht es ihr darum, wie das „System eines finanzdominierten Kapitalismus“, durch ein Gendering und alternative Wissensformen zu reformieren wäre. Auffallend ist hierbei, dass sie sich des (wenngleich auch manchmal linken) verdinglichten Vokabulars der VWL bedient, das definitorisch äußerlich in einen Systemzusammenhang gebracht wird und auf diesem Hintergrund gegendert werden soll. Frauen sind dabei primär Opfer, selbst wenn sie von Finanztrümmerfrauen in der Krise spricht (Young, 2012, S. 40 f).

Obwohl sie dabei von einem „System“ spricht, ist zu sehen, dass Young doch eine problematische Personalisierung in der Finanzmarktkrise vornimmt. Finanzakteure (auch wenn sie diese andererseits als „Getriebene“ sieht) und ihre Gruppeninteressen, die sie in eigenartiger Verwendung einer strukturalistischen Denkfigur, durch ihre Geltendmachung erst hervorbringen sollen, sind bei ihr ein zentrales Moment der Misere. Es ist interessant zu sehen, wie eine eigentlich strukturalistische Denkweise ins Intentionale umgebogen wird und tautologisch die Formulierung entsprechender Interessen diese erst diskursiv hervorbringen soll. Dies macht derartige Überlegungen, trotz der angeblich systematischen Sichtweise von Young für einen strukturellen Antisemitismus anschlussfähig. Selbst wenn eingeräumt wird, dass es derartige Tendenzen, wie sie Young beschreibt, AUCH gibt, halten sie einen Verfall des kapitalistischen Patriarchats nicht auf und sind nicht Ursache der Krise, sondern vielmehr Bestandteil derselben. In DIESEM verqueren Zusammenhang wird nun von Young kritisiert, dass Frauen und ihr alternatives Wissen ausgeblendet werden, wobei – wie gezeigt – dieses Wissen bloß zu einer (Wieder-)Herstellung eines moralisch geläuterten Kapitalismus beitragen soll. Stattdessen müsste das kapitalistisch-patriarchale System als Ganzes in Frage gestellt werden, und zwar aus der Warte der Wert-Abspaltungskritik, die auch ein geschlechtsneutrales Verständnis eines prozessierenden Widerspruchs kritisiert.

Vieles spricht tatsächlich dafür, dass im Feminismus die makrotheoretische Dimension zu wünschen übrig lässt. Jedoch hätte die Berücksichtigung dieser Dimension in ihrer historisch-prozessuellen Dynamik zu erfolgen, die schließlich zu einem Verfall des Kapitalismus führt und auch zu finanzökonomischen Crashs. Von hier könnte sodann durchaus auch eine feministische Auseinandersetzung und differenzierte Analyse ausgehen, was Hedgefonds, Shareholder-Value u. ä. und die entsprechenden Strukturen etwa eines „privaten Keyenesianismus“ und einer „Finanzialisierung“ angeht, also mit entsprechenden Binnenstrukturen der heutigen Finanzökonomie, die Young heute als vermeintlich makroökonomische Dimension bestimmt und in dieser Hinsicht den Einspruch eines differenzierten feministischen Wissen einfordert. Und auf diese Weise wäre auch, die kulturell-symbolische und psychoanalytische Ebene mit hereinnehmend, zu klären, warum die ausgeschlossenen Frauen heute zu Finanztrümmerfrauen werden, wie dies in Krisen in der Geschichte häufig der Fall war, indem sie quotenmäßig hereingenommen werden sollen, wenn der patriarchal-kapitalistische Karren vermutlich wie nie zuvor im Dreck steckt. Stattdessen will Young nach wie vor die kapitalistisch-patriarchale Misere bloß innerkapitalistisch-reguliert wissen. Dabei scheint ihr nicht zuletzt die Vernichtung von Arbeitsplätzen ein Dorn im Auge zu sein, stattdessen müsste es darum gehen, (abstrakte) Arbeit prinzipiell in Frage zu stellen. Dementsprechend gehen die angeblich makrotheoretischen Überlegungen von Young mit dem Verständnis einer regulationstheoretisch bestimmten „Arbeits-, Lebens- und Reproduktionsweise“, die im Grunde primär mikrodimensional bestimmt ist (etwa „Kräfte und Gegenkräfte“) und einer Neubestimmung von Care, wie sie Chorus vornimmt, offenbar durchaus zusammen (s.o.).

Was Robert Kurz linken Verfechtern eines „Primats der Politik“ in der Globalisierungsära ins Stammbuch schreibt, lässt sich zusammenfassend grundsätzlich auch für Young und ihrem Plädoyer für das Gehört-Werden von herkömmlichen alternativen und feministischen Denkansätzen formulieren, denn die „Illusion vom Primat der Politik“ (Kurz, 2005, S 394 ff.), ist der stillschweigende Subtext der Ausführungen von Young. „Es ist die verbissene Weigerung, der kategorialen Krise ins Gesicht zu sehen, die zur Paralyse des Denkens und Handelns führt. Die Konsequenzen der dritten industriellen Revolution, die absolute innere Schranke der ‚abstrakten Arbeit‘ , die Krise der männlich-weißen westlichen Subjektform und ihrer Derivate, mit einem Wort: der historische Zerfall des modernen warenproduzierenden Patriarchats, bleiben ganz außerhalb der Reflexion … Krise der Arbeit und Krise des Geschlechterverhältnisses kommen thematisch höchstens auf der phänomenologischen Ebene vor, also viel zu kurzgreifend, um nur ja nicht die Haltlosigkeit der versuchten Reformulierung eines Primats der Politik … eingestehen zu müssen.“ (Kurz, 2005, S.410) So geht etwa auch die „Begriffsbildung der ‚Global Governance‘ … ins Leere; sie gehört zu einer Beschäftigungstherapie für … intellektuelle Politikberater. Die … Einsicht, daß es sich bei der Transnationalisierung des Kapitals um einen sehr realen und qualitativ neuen Prozeß handelt, verpufft durch eine ganz inadäquate ideologische Verlängerung der Citoyen-Verfaßtheit in die deterritorialisierten Räume des Krisenkapitalismus.“ (Kurz, 2005, S. 408)9 Dieser Einwand gilt übrigens auch für Caglar, die entgegen Young nachzuweisen versucht, dass feministische Einwände in international-ökonomischen (Wissens-)Netzwerken sehr wohl immer mehr Beachtung finden (Caglar, 2010).

9. Verfall des Kapitalismus und „Great Transformation“ in einem feministischen Sinn? (Ingrid Kurz-Scherf)

Kurz-Scherf stellt in ihrem Aufsatz Überlegungen unterschiedlichster Art an, z.B. wenn sie den Werdegang von linken und feministischen Entwicklungen bis hin zur heutigen desaströsen Situation nachzeichnet und aufzeigt, wie heutige (feministische) Bewegungen darauf reagieren, wobei ihr die heutige Feminismus-Renaissance, z. B. in der Occupy-Bewegung meines Erachtens zurecht suspekt erscheint. Diese, wie auch manch andere (Kritik-)Punkte, die ich an den Ausführungen von Kurz-Scherf habe, können hier nicht näher erörtert werden. Stattdessen soll hier ihre prinzipielle krisentheoretische Einschätzung vor dem Hintergrund der Geschlechterproblematik stehen.

Kurz-Scherf kritisiert grundsätzlich, dass häufig bloß die Grenzen des ökologischen Wachstums verhandelt werden, aber eben nicht die ökonomischen. Sie bringt dabei durchaus den Begriff „innere Schranken“ ins Spiel. Die „Problemkonstellationen einer kapitalistischen Wirtschaftsweise liegen in ihren internen Konstruktionsprinzipien, die ihr zunächst zu einer ungeheuren Dynamik verhelfen, der sie dann aber innere Schranken setzen. Diese können nur vorübergehend durch ‚Landnahme‘ … in bislang noch nicht industrielle Bereiche und Regionen verschoben werden.“ (Kurz-Scherf, 2012, S. 101) In diesem Zusammenhang greift Kurz-Scherf auch linke Kritikweisen an, die z.B. die Finanzmärkte zu Schuldigen erklären und rekurriert auf die These von Überkapazitäten. Allerdings sind diese bei ihr nicht die letzte Ursache der Krise, sondern es ist eben die kapitalistische Dynamik an sich, die diese Überkapazitäten erst mit sich bringt.

Im Gegensatz zur oberflächlichen Betrachtung von Brigitte Young sieht sie „die Grundlage der politischen Ökonomie“ in folgendem Zusammenhang, der auch für die heutige fundamentale (nicht nur Finanzmarkt-)Krise verantwortlich ist: „Die politische Ökonomie moderner Gesellschaften basiert … in ihren kapitalistischen Segmenten strukturell, d.h. unabhängig von ihrer stofflich-inhaltlichen Gestalt, auf einem starken Moment von Virtualität, das sich auch in ihren ‚produktiven‘ Sektoren etwa in der Dominanz des Tauschwerts gegenüber dem Gebrauchs- bzw. Brauchwert, in der allenfalls indirekten Vermittlung von Preis und Wert und in dem Status von Geld als dem letztlich einzigen Wertmaßstab einer kapitalistischen Ökonomie manifestiert … Die kapitalistische Wirtschaftsweise ist nicht in erster Linie auf die Befriedigung von Bedürfnissen ausgerichtet, sondern auf deren Instrumentalisierung für ihren eigentlichen Zweck – die Verwertung, Akkumulation und private Aneignung von Kapital. Individuelle Bedürfnisse und gesellschaftliche Bedarfe interessieren die im Wortsinn ‚kapitalistische‘ Ökonomie nur in Form kaufkräftiger Nachfrage; die wichtigsten Quellen individueller und gesellschaftlicher … Kaufkraft – Löhne … nimmt die kapitalistische Ökonomie aber nur als zu minimierende Kosten wahr. Dieser innere Widerspruch in der Konstruktion einer kapitalistischen Ökonomie macht sie systemimmanent krisenanfällig. Allerdings basiert dieser Widerspruch bereits auf einem anderen, nämlich dem zwischen einer marktwirtschaftlich regulierten Verwertungs- und einer privatisierten Versorgungsökonomie mit dem darin eingelagerten Gender-Code der Gesamtökonomie.“ (Kurz-Scherf, 2012, S. 93) Dabei werden sowohl die konkreten Bedürfnisse zur Reproduktion als auch die sich darum rankenden (Reproduktions-)Tätigkeiten, vor allem von Frauen verrichtet, abgespalten. Die Befriedigung dieser Bedürfnisse ist Nebensache. Sie wird über die abstrakte Arbeit als geleistet betrachtet. Dabei soll auch nach Kurz-Scherf über Rationalisierung und Technik wiederum eine Produktivitätssteigerung erreicht werden, die an die ökonomischen „Grenzen des Wachstums“ stößt.

Der Finanzmarktkapitalismus stellt dabei qualitativ etwas Neues und ein Altes zugleich dar: „Der sogenannte Finanzmarktkapitalismus stellt aus feministischer Perspektive nun aber nicht unbedingt einen Bruch mit den vorgängigen Gepflogenheiten … dar. Er ist in gewisser Weise nur deren Fortsetzung über den Punkt hinaus, an dem sie ihren immer schon frag- aber letztlich doch glaubwürdigen Sinn verloren und ihr großes Versprechen – ‚Wohlstand für alle!‘ – zurücknehmen muss. Voraussetzung für die ‚Finanzialisierung‘ der kapitalistischen Wirtschaftsweise, die nun ganze Staaten in den Ruin treibt, war offenkundig ein gewaltiger Überschuss an Rendite suchendem Kapital, der in der sogenannten Realwirtschaft erwirtschaftet worden war, dort aber keine hinlänglich renditefähigen Anlagen mehr fand und findet und diese nun vorrangig in spekulativen Geschäften sucht … Es ist deshalb … nicht davon auszugehen, dass die ‚wirkliche Ökonomie‘ den ‚Tsunami‘ des Bankrotts der Spekulationsökonomie und dessen Konsequenzen in den Hauhalten einiger Mitgliedsstaaten der EU überstehen muss, um sich dann wieder gestützt auf den weiteren Fortgang der technologischen Entwicklung und auf ständiges Wirtschaftswachstum – in den bewährten Bahnen auf den Weg zur Vollbeschäftigung und zur Gleichberechtigung zu machen.“ (Kurz-Scherf, 2012, S.92)

Im Kontext dieser Entwicklungsdynamik sieht sie so auch „Grenzen der Technik“. Diese erzeuge Arbeitslosigkeit, die wiederum die Massenkaufkraft verringert. Diskussionen um Arbeitszeitverkürzung hätten dabei eine Ausweitung von weiblicher Teilzeittätigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse zur Folge, nicht nur, aber insbesondere was Frauen betrifft. Tertiarisierungs-Tendenzen hin zur Dienstleistungsgesellschaft zeigen sich so nicht unbedingt zugunsten von Frauen, wie manchmal angenommen wird. Schließlich sieht Kurz-Scherf auch Grenzen in der professionellen Erledigung durch eine „Kultur-, Wissens-, Gesundheits- und „Care-Industrie“ fest (S. Kurz-Scherf, 2012). Auch wenn traditionelle Geschlechterverhältnisse sich in den letzten Jahren verändert haben und auch Frauen berufstätig sind – es werden qualitative Schranken von bislang in der Privatsphäre befriedigten basalen Bedürfnissen sichtbar, die traditionell durch die Reproduktionstätigkeiten von Frauen gesichert waren (vgl. Kurz-Scherf, 2012, S. 100). Einen wichtigen Grund für die hier skizzierten Dynamiken sieht Kurz-Scherf in „gigantomanische(n) Phantasien“, die auf „modernen Männlichkeitskonstruktionen“ beruhen (Kurz-Scherf, 2012, S.101): „Es mag essentialistisch anmuten, aber die absurde Vorstellung unendlichen Wachstums scheint mir tatsächlich auch in einer Männlichkeitskonstruktion verwurzelt, die in prometheischer Selbstüberhöhung sogar die Grundbedingung allen Lebens – Natalität und Mortalität und dabei insbesondere die Vergänglichkeit – meint außer Kraft setzen zu können.“ (Kurz-Scherf, 2012, S.99) Dies führt Kurz-Scherf jedoch nicht genauer aus.

Im Grunde sieht sie das Problem des prozessierenden Widerspruchs, wenn sie von den „internen Konstruktionsprinzipien, die ihr (einer kapitalistischen Wirtschaftsweise R.S.) zunächst zu einer ungeheuren Dynamik verhelfen“, die dann aber auf „innere Schranken“ stoßen, spricht. Sie bleibt jedoch begrifflich schwammig. So fehlt etwa der Begriff des (relativen) Mehrwerts in Verbindung mit der Produktivkraftentwicklung, also „Rationalität und Technik“, vermittelt über die Konkurrenz der Einzelkapitale, die schließlich ein Auseinandertriften von Stoff und (Wert-)Form bewirkt.10 Dabei sieht sie zwar auch einen „inneren Widerspruch“ zwischen einer kapitalistischen Ökonomie und einer Abspaltung des Weiblichen, allerdings muss diese zu einer Versorgungs-ÖKONOMIE erklärt werden, anstatt deren PRINZIPIELLEN, auch außerökonomischen Bedeutung innerhalb der kapitalistisch-patriarchalen Ordnung selbst Rechnung zu tragen, wobei dann eine Ökonomisierung gewissermaßen erst sekundär stattfindet etwa durch die Vermarktung und Verstaatlichung von Pflege- und Betreuungstätigkeiten.

Kurz-Scherf hält gängige linke Debatten hinsichtlich der „geradezu apokalyptischen Risiken, die der kapitalistischen Wirtschaftsweise anzuhaften scheinen,“ für unzulänglich. Es „mangelt … an radikalen Gegenentwürfen und alternativen Konzepten der Organisation von Ökonomie. Im linken Spektrum der Debatte übersetzt sich die abstrakte Krisenrhetorik im Konkreten überwiegend in eher bescheidene Vorschläge zur Re-Regulierung der Finanzmärkte und einer eher moderaten Besteuerung von Finanztransaktionen, in vorsichtige Erörterungen von Verstaatlichungen und wohlmeinende Verweise auf eher kleinteilige Projekte einer solidarischen Ökonomie. Konzeptionell überwiegen Verunsicherung und Ratlosigkeit.“ (Kurz-Scherf, 2012, S.88) Dabei sieht sie die Gefahr, dass im Zuge einer Marx-Renaissance und Kapitalismuskritik die „Frauenfrage“ wieder einmal zum Nebenwiderspruch wird. Deswegen will sie einen u.a. durch Akademisierung in den Hintergrund gedrängten „feministischen Eigensinn“ wieder stark machen. Einer feministischen Kritik müsse es darum ganz allgemein um die Verbindung von „guter Arbeit und gutem Leben“ gehen. Darauf müsse sich auch eine feministische Sozialwissenschaft einstellen. Jedoch folgt der „kritische Feminismus in gesellschaftstheoretischer und gesellschaftspolitischer Perspektive weitgehend den von männlich dominierten Diskursen vorgezeichneten Pfaden. Er korrigiert und erweitert die vorwiegend von Männern vorgegebenen Frames der Gesellschaftskritik.“ Er stellt sie „aber nur punktuell im Hinblick auf ihre Geschlechtsblindheit in Frage.“ (Kurz-Scherf, 2012, S. 95 f) Kapitalismuskritik müsste stattdessen erweitert und vertieft, aber gleichzeitig auch „relativer“ werden „im Sinn ihrer normativen Einbettung in sozial-emanzipatorische Optionen auf die Zukunft.“ (Kurz-Scherf, 2012, S.95) In diesem Zusammenhang kritisiert sie auch androzentrische Perspektiven, die die Reproduktion auf die Herstellung von Arbeitskraft reduzieren (Kurz-Scherf, 2012, S. 102).11

Sie fordert die „vorliegenden Ansätze zu einem eigensinnig und eigenständig feministischen Utopie-Projekt zu verdichten, das nicht der zähen Behaglichkeit von Heile-Welt-Phantasien folgt, sondern den Kampf um die Zukunft auf die Agenda setzt.“ (Kurz-Scherf, 2012, S.103) „…tatsächlich lenkt die Fixierung auf Weltmärkte, Weltordnungen, Weltgesellschaften etc. (die sie wiederum im Kontext männlicher Größenwahnphantasien sieht R. S.) aber von der Notwendigkeit einer inneren Reorganisation der modernen Ökonomie ab – etwa hinsichtlich des ihnen zugrundeliegenden Verständnisses von Arbeit, hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Ökonomie und Demokratie, hinsichtlich der Suche nach neuen Koordinationsmöglichkeiten ökonomischen Handelns, jenseits des doch sehr schmalen Möglichkeitsspektrums von Markt und Staat.“ (Kurz-Scherf, 2012, S. 101f.)

Bei Kurz-Scherf fällt zunächst auf, dass sie zwar einen neuen feministischen Eigensinn fordert, sie aber das kapitalistisch-patriarchale Geschlechterverhältnis nicht wie die Wert-Abspaltung in einen großtheoretischen Rang auf eine Makroebene erhebt. Dieses Verhältnis wird von ihr in ein irgendwie bestimmtes Marxsches Konzept eingebaut. Kapitalismuskritik soll bei ihr eben nur durch den Feminismus erweitert und vertieft und zugleich relativiert werden. Insofern macht sie es selbst genauso wie die von ihr inkriminierten feministischen Theorien. Eine eigene kategoriale Begrifflichkeit, die auf das kapitalistisch-patriarchale Ganze zielt, fehlt. Ja, es gibt sogar Stellen, an denen die Bedeutung der „Frauenfrage“ von ihr heruntergespielt wird: „Tatsächlich hat die Frage nach der Relevanz der Geschlechterproblematik vor allem auch in der gegenwärtigen Krise angesichts von veritablen Katastrophen, die sich jedenfalls nicht in erster Linie an der Geschlechterachse entzünden, selbstverständlich ihre Berechtigung. Bei genauerem Hinsehen zeigt es sich jedoch, dass die ‚Frauenfrage‘ selbst … keineswegs als erledigt zu betrachten ist.“ (Kurz-Scherf, 2012, S. 94 f.) Dabei obliegt es dem Feminismus dennoch, sodann schnurstracks auf die Konzipierung von Aufhebungsperspektiven im Sinne eines „guten Arbeitens“ und „guten Lebens“ nicht nur innerhalb des Feminismus, sondern ganz allgemein “für alle“ hinzuarbeiten.

Kurz-Scherf bleibt hier nicht nur einfach auf einer soziologischen Theorie-Ebene stecken, sondern sie verfällt ganz unmittelbar ins Politisch-Praktisch-Konzeptionelle. Im Gegensatz dazu begreift eine dialektisch vermittelte Kritik die Wert-Abspaltung als Kern des kapitalistisch-patriarchalen Ganzen, und zwar in ihrer historisch-dynamischen Realentfaltung, in der dessen Verfall heute und seine inneren Schranken beschlossen liegen, gewissermaßen als prozessierender Widerspruch anderer und neuer Art in der MAKRO-Dimension. Dabei wird in der Wert-Abspaltungstheorie gerade nicht die Reproduktion der Arbeitskraft zum theoretisch-analytischen Zentrum, ein Zugang, den Kurz-Scherf zu Recht als reduktionistisch problematisiert. Allerdings lässt sich auch das gesellschaftliche Ganze nicht in einen kapitalistischen und patriarchalen Teil auseinanderdividieren, wie es bei Kurz-Scherf anklingt. Sie sind ein jeweils anderes, und gerade deshalb in einer dialektisch gefassten Wert-Abspaltung als Formprinzip, die das Eine, den Wert, nicht zur Voraussetzung des Anderen (der Abspaltung) macht, wie dies auch bei Kurz-Scherf in ihren konkreten Ausführungen der Fall zu sein scheint. Vielmehr bedingen sich Wert und Abspaltung in der dialektischen Verschränkung gleichermaßen. Vereinfacht gesagt, ohne Abspaltung ist von vornherein kein (Mehr-)Wert zu machen. Der „abgespaltene Teil“ klappt bei Kurz-Scherf – in diesem Sinne makrotheoretisch gesehen – jedoch eigentümlich nach. Der (Mehr-)Wert und die abstrakte Arbeit werden dabei aus einer wert-abspaltungskritischen Warte gerade nicht als Grundtatsache behandelt, von der sich alles andere „ableiten“ lässt wie im Grunde, besonders auffällig, bei Dölling. Kurz-Scherf kommt so auch nicht, anders als eine makrodimensional veranschlagte Wert-Abspaltungskritik (s.o.) in ihrer historisch-prozessualen Dimension, auf die Gegenwartsdiagnose einer „Verwilderung des Patriarchats“, die doch, ob des Obsolet-Werdens der patriarchalen Institutionen von Familie und Erwerbsarbeit, selbst den Verfall des kapitalistischen Patriarchats charakterisiert mit entsprechenden geschlechtsspezifischen Konsequenzen, dass Frauen nun als Krisenverwalterinnen nicht nur in Politik und Wirtschaft Trümmerfrauen sein sollen, sondern ebenso im Alltag, wenn die Krise um sich greift, d.h. Kurz-Scherf dringt trotzt aller politizistisch-soziologischen Rhetorik nicht zur tatsächlichen Empirie der meisten Frauen vor, die sich aus der Wert-Abspaltungslogik mit ihrer Differenz zwischen Wesen und Erscheinung, selbst erschließen lässt (vgl. Scholz, 2011 a).

Mit einer wert-abspaltungstheoretischen Perspektive könnte dabei auch begründet werden – da sie die sozialpsychologische und kulturell symbolische Ebene mit herein nimmt, dass durch die Abspaltung des Weiblichen (Schwäche, Emotionalität, mangelnde Rationalität usw.) Phantasmen einer megalomanen Männlichkeit zum kapitalistischen Patriarchat genuin „strukturell“ gehören. Bei Kurz-Scherf kommen derartige Phantasmen bloß äußerlich ins Spiel; sie sind nicht mit ihren übrigen Ausführungen vermittelt. Totalität ist jedoch mehr als Ökonomie; auch wenn der dekonstruktivistische Hype in den letzten Jahrzehnten scharf kritisiert werden muss. Eine Abspaltung des Weiblichen spielt in diesem Zusammenhang ebenso eine zentrale Rolle für die Ausbildung der Naturwissenschaften und ihre Anwendung im Kontext der Produktivkraftentwicklung, also für die „Grenzen der Technik“, wie sie heute in der mikroelektronischen Revolution und der daraus folgenden Massenarbeitslosigkeit sichtbar werden. Die Abspaltung ist zwar durchaus auch in Politik und Ökonomie „eingelagert“ (Kurz-Scherf) bzw. „eingefaltet“ (Kurz) und dies ist auch konkret zu analysieren. Jedoch ist dabei die makrotheoretische Tragweite des Problems noch längst nicht erfasst. Insbesondere in der Sichtweise von Kurz-Scherf würden so aber – wie gesagt – Frauen wie in der Wert-Abspaltungs-Ideologie üblich zum Unmittelbaren und Praktischen verdonnert und der Blick auf die makrotheoretische Ebene der Wert-Abspaltung als Formprinzip der ganzen Misere würde verstellt werden, indem im Grunde wieder einmal die „praktisch denkenden Frauen“ (Plonz, 2011, S. 375) angerufen werden.

Interessant an den Ausführungen von Kurz-Scherf ist jedoch, dass sie – ganz im Gegensatz zum feministischen Mainstream – überhaupt mit inneren Schranken, insbesondere was die Ökonomie anbelangt, rechnet und von einem „Verfall des Kapitalismus“ spricht. Dabei beruft sie sich nicht zuletzt auf Elmar Altvater, als gehörte dies nicht schon zum Kernbestand einer Wertkritik seit Mitte der 1980er Jahre, was dieser seither bis heute viel Hohn und Spott eingebracht hat. „Immerhin verkündete einer der profiliertesten deutschen Kapitalismuskritiker schon 2005 ‚Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen‘.“ (Altvater z. n. Kurz-Scherf, 2012, S. 87)12 Dabei wäre es allerdings fatal, den Blick auf „Weltmärkte, Weltordnungen, Weltgesellschaften etc.“ einfach mit männlichen Größenphantasien in Verbindung zu bringen zu wollen, wie Kurz-Scherf meint, die von einer „internen Reorganisation der modernen Ökonomien ab(lenken)“ (Kurz-Scherf, 2012, S. 101). Nicht nur weil real-komplexe Verhältnisse eine entsprechend komplexe Analyse erfordern. Ihre eigenen Überlegungen zu inneren Schranken sind selbst nur vor dem Hintergrund solcher umfassender Analysen möglich, die bei ihr dann unmittelbar auf das Konkrete und Politisch-Praktische heruntergebrochen werden. Ihre Ausführungen fußen schließlich auf einem Großtheoretiker schlechthin: Karl Marx. Interessanterweise kommt Kurz unter dem Einfluss wert-abspaltungskritischer Einwände von einer (Welt-)Kapital-Analyse zu einer ganz ähnlichen Einschätzung wie Kurz-Scherf. „Dabei wähnt sich die moderne, männlich konnotierte Subjektivität in allen Variationen schon immer als ‚Macher‘ ihrer selbst und der Geschichte, wenn auch … mit unterschiedlichen Akzentuierungen.“ (Kurz, 2005, S. 398)

Der Feminismus kann aber seine jetzigen Grenzen nur überschreiten, wenn er sich selbst einer Big Theory zuwendet und sich nicht zurück ins Körbchen schicken lässt, wie es dem Weiblichen und den Frauen traditionellerweise eigentlich geziemt. Entscheidend ist dabei, dass die Wert-Abspaltung als objektive Superstruktur verstanden wird und feministische Analysen nicht wie gewöhnlich auf das Normative und Moralische abzielen. Diese Ebene ist auch bei Kurz-Scherf die entscheidende.

Dabei ginge es nicht um eine „innere Reorganisation der modernen Ökonomien“, also eine Wiedereinbettung der Ökonomie, sondern um eine andere Gesellschaft. Eine systemimmanente Ausrichtung zeigt sich dabei auch im unreflektierten Festhalten an Werten wie Demokratie, Gerechtigkeit u. ä., als hätten nicht zuletzt feministische Studien, aber auch solche im postkolonialen Kontext, den inneren Zusammenhang zwischen Misogynie, Rassismus und den Werten der Aufklärung schon genügend dargetan.

Kurz-Scherf macht überhaupt den Eindruck der Zwi-Gespaltenheit. So beschwört sie konkrete Utopien und deren Bilanzierung, was es in der Gesellschaft derzeit „so gibt“, um einer Wiedereinbettung der Ökonomie näher zu kommen, andererseits kritisiert sie die vorhandenen Alternativen und linken Kritiken zu Recht (alternative Wohlfühlideologien bezüglich kleiner sozialer Netze, Finanzmarkt- und Spekulanten-Schelte, Tendenzen einer bloßen Bändigung der Finanzmärkte, Illusionen einer reformerischen Regulationsmöglichkeit des Kapitalismus u. ä.). In der Forderung nach „konkreten Utopien“ bleibt sie hilflos im Abstrakten hängen. Ja ihr Rekurs auf das gute Konkret-Praktische macht ihre Position so – entgegen ihrer Intention – dennoch für eine Spekulanten-Schelte anschlussfähig und damit einem strukturellen Antisemitismus

Feministische THEORIE müsste jedoch zunächst erst einmal überhaupt einen Eigensinn entwickeln auf ihrem ureigenen Terrain: der THEORETISCHEN Reflexion, die eine kritische Distanz immer schon wesentlich voraussetzt. Dies heißt nicht, praktische Intervention zu verdammen und zu negieren (nicht zuletzt auch, was die Besserbezahlung von Pflegetätigkeiten betrifft!), allerdings muss frau sich nicht von vornherein den praktisch-konzeptionellen Schuh anziehen, der traditionell für sie schon immer vorgefertigt war und in einer Militanz- und Eigensinns-Rhetorik noch vor ihrer eigentlichen Grundlagenhaftigkeit zurückschrecken.

So ist heute z.B. im hegemonialen Diskurs eine auch nur angedachte emanzipatorische Planungsperspektive ausgespart; auch auf dieser Ebene dürfte jedoch kein Abstraktionstabu verhängt werden. Man muss sich also auch, was die Kriterien einer anderen Gesellschaft betrifft, von einer „mikro- und mesodimensionalen Sicht“ lösen und es sich gestatten, ein übergreifend organisiertes „Jenseits“ zu denken, auch wenn sich jetzige soziale Bewegungen damit schwertun, denen es wie Kurz-Scherf in einer pragmatischen Perspektive nicht zuletzt um die Bewältigung der Krise „vor Ort“ geht (Kurz-Scherf, 2012, S. 101). Stattdessen müsste eine übergreifende Perspektive, die, systemtheoretisch formuliert, das Verhältnis zwischen Gesamtsystem und seiner Teilsysteme in völlig neuer Form, jenseits einer altsozialistischen Planungsperspektive, veranschlagt werden Dabei ginge es auch nicht bloß um feministischen „Eigensinn“, dieser müsste sich vielmehr dialektisch mit objektiven (wert-abspaltungskritischen) Vorgaben vermitteln, um sich nicht naiv, voluntaristisch-normativ legitimatorisch Eintritt verschaffen zu wollen.

10. Abschließende Bemerkungen zu neueren feministischen Ökonomiekritiken aus der Warte der Wert-Abspaltungskritik

Gemäß der Wert-Abspaltungstheorie können Frauen nicht in verdinglichter Weise einfach dem Care-Bereich zugeordnet werden, sondern die Wert-Abspaltung als Wesen des kapitalistischen Patriarchats geht durch alle Bereiche, weswegen Frauen heute trotz höherer Bildung immer noch weniger verdienen (selbst wenn sie dieselbe Arbeit wie Männer verrichten) und sie immer stärker in die Erwerbsarbeit integriert werden, ja eine Nur-Hausfrauen-Existenz heute völlig diskreditiert ist. Nicht zuletzt zeigt sich die Wert-Abspaltung auch darin, dass sie in der heutigen fundamentalen Krise den Part der Trümmerfrauen zugewiesen bekommen. Bei Kurz-Scherf kommt dabei ebenso die kulturell-symbolische wie die psychoanalytische Tiefendimension zu kurz, die das Grundprinzip der Wert-Abspaltung und die gesellschaftliche Totalität sowie megalomane männliche Größenphantasien erst erklärbar macht, auch wenn sie zumindest die kulturell-symbolische Dimension nebenbei mit einbezieht. Allerdings erkennt Kurz-Scherf absolute innere Schranken des Kapitalismus und der Verwertbarkeit.

Irene Dölling hingegen stellt sehr wohl die (Erwerbs-)Arbeit in Frage und zwar als „Vergesellschaftungsmodus“, aber sie verbleibt dabei auf einer mikrosoziologischen Ebene der Weberschen Lebensführung als Grundannahme, außerhalb der Ebene einer übergreifenden gesellschaftlichen Grundverfasstheit. Bei ihr führt ebenfalls kein Weg zur Wert-Abspaltung als Grundprinzip im Zusammenhang eines „prozessierenden Widerspruchs“, auch wenn sie allerdings ein Zu-Ende-kommen kapitalistischer „bisheriger Vergesellschaftungs-, Integrations- und Kontrollmodi“ in Betracht zieht. Seltsamerweise kommt jedoch – ausgerechnet – sie nicht zu einer Zeitdiagnose der Verwilderung des Patriarchats in der Postmoderne, wobei Frauen für „Geld und (Über-)leben“ zuständig und Männer zugleich „hausfrauisiert“ werden, wenn die Institutionen Familie und (Erwerbs-)Arbeit erodieren. Im Grunde hat Dölling einen androzentrischen Bias, wenn sie die (Erwerbs-)Arbeit als zentrales Vergesellschaftungsprinzip fasst, statt diese auf eine abstrakteren Ebene der Wert-Abspaltung in der historischen Prozessdimension zu beziehen, wobei sowohl der Wert als auch die Abspaltung logisch gleichursprünglich sind und in ihrer dialektischen Vermittlung keine der beiden Seiten allein als Voraussetzung des Anderen gelten kann.

Insofern müsste ein Zugriff aufs gesellschaftliche Ganze erfolgen und dabei die Makrodimension in Augenschein genommen werden, um sodann die Mikro- (Lebensführung) und auch die soziologische Mesoebene (Institutionen) hierzu in Beziehung zu setzen.

Brigitte Young kritisiert demgegenüber einen „methodischen Individualismus“ und fordert die Berücksichtigung der Makroebene ein. Allerdings bleibt sie in ihrer Analyse des Finanzmarktkapitalismus, angelehnt an die Sprache der VWL, einem entsprechenden Strukturverständnis bloß auf der Oberfläche verhaftet. Sie zieht nicht den tieferliegenden Grund eines prozessierenden Widerspruchs in Betracht, der feministisch modifiziert in den Kontext der Wert-Abspaltungskritik zu stellen wäre, um sodann die heutige Finanzmarktoberfläche miteinzubeziehen.

Bringen Dölling, Young und Kurz-Scherf allerdings aus der Perspektive der Wert-Abspaltungskritik durchaus auch interessante Gesichtspunkte, wenngleich auch verzerrt und verquer formuliert, ins Spiel (Arbeitskritik, Kritik des „methodischen Individualismus“, Verfall und innere Schranken des Kapitalismus verbunden mit den entsprechenden Geschlechterasymmetrien), so stellt sich der Ansatz von Biesecker/Hofmeister als äußerst problematisch heraus. Sie wollen die ganze Welt in ein großes Arbeitshaus verwandeln. Anstatt Arbeit und Wert und die mit ihnen dialektisch gesetzten weiblichen Reproduktionstätigkeiten als die Gesellschaft als Ganze konstituierende Grundprinzipien zu erkennen und radikal in Frage zu stellen, geriert sich bei ihnen alles, auch die Natur, als Wert. Stattdessen müsste die Unterscheidung zwischen mehrwertschaffenden und weiblichen Abspaltungs-/Reproduktionstätigkeiten aufgemacht werden. Dabei geht es Biesecker/Hofmeister vor allem um die ökologische Schranke des Kapitalismus. Prozessierender Widerspruch, Mehrwertbildung, heutige Entwertungsprozesse und DAMIT verbunden die Bedeutung von Care-Tätigkeiten und der damit einhergehenden historischen Dynamik, spielen bei ihnen von vornherein keine Rolle. Ebenso sehen Biesecker/Hofmeister nicht, dass Care-Tätigkeiten schon immer den Kapitalismus auch als minderbewertete wesentlich mitkonstituieren und deswegen nicht einfach als zentrales utopisches Moment über den Kapitalismus hinaus verlängert werden können. Dabei wäre die Wert-Abspaltung als historisch-dynamisches Grundprinzip zu sehen. Dieses wäre in seiner ganzen Gebrochenheit als negatives Absolutum zu fassen, anstatt Care als biblische und/oder überhistorisch-ontologische Kategorie zu setzen, wie dies besonders bei Plonz deutlich wird. Das Pochen auf Care-Versorgung und die Erfüllung entsprechender Bedürfnisse, die zwar AUCH ein somatisch-impulsives MOMENT beinhalten, darf nicht dazu führen, dieses Moment mehr oder weniger unterschwellig zum moralisch-äußerlichen eigentlichen Ausgangspunkt zu machen, wie dies in vielen feministischen Ökonomieansätzen der Fall ist. Ansonsten befände man/frau sich bloß in den bewährten Fängen und Klauen traditionell kapitalistisch- patriarchaler Zuweisungsverhältnisse, die es zu überwinden gilt.

Dies gilt ebenso für Silke Chorus, wenn sie sanft feministisch die Care-Seite in der Regulationstheorie verankern will, indem ein irgendwie äußerlich gedachtes Geschlechterverhältnis den Kapitalismus seinerseits wesentlich konstituieren soll. Reformen und Bündnisse sollen dabei ein probater Weg zu einem geläuterten guten und beschränkten Kapitalismus sein, der als verewigt gedacht ist. In ihrem regulationstheoretischen Konzept kommt die Ursehnsucht der meisten Linken und auch linken Feministinnen zum Ausdruck, nämlich, der Kapitalismus solle sich doch bitte regulieren und bis zur Unkenntlichkeit zivilisieren lassen, ohne dabei mögliche innere Schranken und Verfallstendenzen in Betracht zu ziehen. Aus regulationstheoretischer Sicht muss sich partout ein neues Akkumulationsregime (er-)finden lassen und der Kapitalismus dann im Zuge von Kräften und Gegenkräften politisch in emanzipatorischer Weise neu organisiert werden.

Wie gesagt, ist es im Feminismus vor allem Kurz-Scherf, die diesen Verfall ernsthaft in Rechnung stellt, wobei allerdings auch sie diese inneren Schranken am liebsten innerdemokratisch und innerkapitalistisch überwinden möchte, um so zu einer Wiedereinbettung der Ökonomie zu gelangen, ausgehend von einem geläuterten Kapitalismus, der dann irgendwie nicht mehr er selbst sein soll.

11. Resümee: Feministische Ökonomiekritik, der prozessierende innere Widerspruch des Kapitals und die Wert-Abspaltung als gesellschaftliches Formprinzip

Konnten so im Fordismus die Reproduktionskosten von Arbeitskraft im Verhältnis zum Mehrwert aus der Perspektive des Kapitals sinken, auch wenn Reallöhne und Kaufkraft des „männlich weißen westlichen Subjekts“ kontinuierlich stiegen, wie Chorus – allerdings regulationstheoretisch beschränkt – richtig sagt, sodass eine Win-Win-Situation zwischen „Kapital und Arbeit“ zur allgemeinen Zufriedenheit eine gewisse Zeit möglich war, vermittelt über einen relativen Mehrwert und eine Optimierung von Konsummöglichkeiten, so stellt sich die Situation in den letzten Jahrzenten anders dar. Im Gegensatz zum Fordismus mit seinem Hausfrauen-Ernährer-Modell sind nun im Postfordismus mit dem Anwachsen des Dienstleistungssektors Frauen generell vermehrt in den Erwerbsbereich integriert, sie sind nicht mehr nur für die Familie zuständig, wie es ein bürgerliches Frauenbild seit dem 18. Jahrhundert forderte, das in den 1950er Jahren erst klassen- und schichtenübergreifend real wurde.

Die Wert-Abspaltungsdynamik mit dem patriarchalen Prinzip der Mehrwertbildung zeigt im Postfordismus auf dem neuesten Stand der Produktivkräfte, wenn nun in der „dritten industriellen Revolution“ via Mikroelektronik eine relative Mehrwertproduktion sich selbst ad absurdum zu führen beginnt, ein neues Gesicht. Dieser Prozess, der eine immer größere Bedeutung des Finanzkapitals mit sich bringt, begann eigentlich schon Anfang des vorigen Jahrhunderts und kulminierte nach Aufhebung der Gelddeckung mit Bretton Woods (Kurz, 2012, S.330 ff). Die Neuanschaffung von Sachkapital war nun nicht mehr durch den Mehrwert finanzierbar, sondern wurde zunehmend über Kredite (und den zu erwirtschaftenden Mehrwert in der Zukunft bestritten. Eine Aufblähung des Kreditüberbaus, Blasenbildung u. ä. waren die Folge. Man ging an die Börse, die Produktion wurde nun zur Nebensache. Dieser Prozess kulminerte im sogenannten Kasinokapitalismus. Insofern trifft es in der Tat zu, dass eine „Virtualisierung“ im Sinne der größtmöglichen abstrakten Gewinnmaximierung das kapitalistische Patriarchat bestimmt, jenseits der Gebrauchsdinge, wie Kurz-Scherf meint, und dies eng mit der Logik des hierarchischen Geschlechterverhältnisses zusammenhängt. Gigantomanische Männlichkeitsphantasien haben ihre normative Entsprechung in patriarchal-kapitalistischen Vorstellungen und Handlungsweisen, insofern Männer – im Gegensatz zu Frauen – rationaler, konkurrenz- und wettbewerbsorientierter sowie durchsetzungsfähiger sein sollen, wohingegen Frauen für das Körperliche und Sinnliche stehen (vgl. Haug 1996, S. 229 ff). Nicht zuletzt die Produktivkraftentwicklung und eine Generierung des Mehrwerts via Anwendung von naturwissenschaftlichem Wissen hat ihr Fundament auch auf einer kulturell-symbolisch-sozialpsychologischen Ebene in einer Abspaltung des Weiblichen, wie frühere feministische Arbeiten zeigen (vgl. Scheich 1993).13

In diesem Prozess werden nicht nur Arbeitsplätze unwiederbringlich vernichtet, gleichzeitig wird nun Care zunehmend marktmäßig organisiert. Da dies jedoch nicht mehr über eine Umverteilung des Mehrwerts gesponsert werden kann, ergibt sich gleichermaßen eine ökonomische Krise von professionell erbrachten Care-Tätigkeiten im Kontext der Wert-Abspaltungs-Vergesellschaftung insgesamt. Mit dem kapitalistischen Patriarchat verfällt auch der Sozial-/Wohlfahrtsstaat. Innere Grenzen zeigen sich auch darin, dass traditionell von Frauen erbrachte und weiblich konnotierte Tätigkeiten, die eine Logik der Zeitverausgabung erfordern, nun professionell zeitsparend erledigt werden sollen. Im Zuge einer Zuspitzung der Krise und des weiteren Verfalls des kapitalistischen Patriarchats ist wohl zu erwarten, dass diese Tätigkeiten wieder informell von den doppelt belasteten Frauen erbracht werden müssen.

Dabei können Frauen gemäß der Wert-Abspaltungstheorie jedoch von vorherein nicht in verdinglichter Weise einfach dem Care-Bereich zugeordnet werden, sondern, so ist wiederholt zu betonen, die Wert-Abspaltung als Wesen des kapitalistischen Patriarchats geht durch alle Bereiche, weshalb Frauen noch heute trotz höherer Bildung immer noch weniger entlohnt werden (selbst wenn sie dieselbe Arbeit wie Männer verrichten) und sie mehr denn je gezwungen sind einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Eine mangelnde Kaufkraft – so die Wahrnehmung auf der Oberflächenebene – erfordert nun eine verstärkte Einbeziehung von Frauen in den Erwerbsbereich. Tatsächlich ist es die Dynamik des Werts als prozessierender Widerspruch, dass die Masse der pro Zeiteinheit produzierten Dinge immer mehr ansteigt, ein Prozess, der anderseits gleichzeitig Massenarbeitslosigkeit hervorbringt (Widerspruch von Stoff und (Wert-)Form), verquickt mit der Wert-ABSPALTUNG als Grundsatzebene. Dieser Prozess wiederum zeigt sich heute darin, dass es nicht mehr nur einfach darum geht, gemäß dem kapitalistisch-patriarchalen Konsumdiktat, sich viel leisten zu können, sondern , dass Frauen auf Gedeih und Verderb gezwungen sind, quasi-geschlechtsneutral eine (Teilzeit-)Erwerbstätigkeit oder irgendetwas entsprechendes in der Schattenwirtschaft anzunehmen, auch wenn sie dabei immer noch vermehrt in weiblich konnotierten Tätigkeitsbereichen landen (die nicht mit „Care“ identisch sein müssen).

Nicht zuletzt zeigt sich die Wert-Abspaltungs-Logik auch darin, dass Frauen in der heutigen fundamentalen Krise den Part der Trümmerfrauen zugewiesen bekommen, wenn die Institutionen Erwerbsarbeit und Familie erodieren und es zu einer Verwilderung des Patriarchats kommt. Dies gilt nicht „nur“ für hauptsächlich von Frauen getragenen Selbsthilfeinitiativen in den Elendsvierteln der Welt; es stellt sich vielmehr die Frage, ob Frauen nicht wieder einmal „sinkende Schiffe“ (Ulrich Beck) erobern, wenn sie in die Kommandohöhen von Politik und Ökonomie im Globalisierungsmaßstab vordringen, Makrobereiche also, die durch eine „Entwertung des Werts“ selbst tendenziell einer Entwertung unterliegen, indem sie an Gestaltungsvermögen, Macht, Glaubwürdigkeit und Legitimationskraft verlieren.

Der Zerfall des Kapitalismus ist somit grundsätzlich wert-abspaltungstheoretisch zu bestimmen; noch der prozessierende Widerspruch ist durch diese Logik bestimmt und muss von daher auf ein neues Fundament gestellt werden. In einer den Androzentrismus verlassenden Gesellschaftskritik kann die „Abspaltung“ nicht mehr bloßes Zubehör sein. Anders gesagt: der prozessierende Widerspruch wird noch durch die Untergrundebene der Abspaltung, die diesen Prozess erst ermöglicht, fundiert Es gilt somit die Wert-ABSPALTUNG als historisch-dynamisches Formprinzip zu bestimmen, wenn eingerechnet wird, dass die Produktivkraftentwicklung wesentlich durch das Konstrukt bestimmt ist, Frauen seien weniger rational, eher emotional, und ihnen der Reproduktionsbereich als Tätigkeitsfeld bis heute faktisch zugewiesen ist, obwohl sie längst gleichzeitig einer Erwerbsarbeit nachgehen und besser als Männer qualifiziert sind. Der Widerspruch zwischen Inhalt und (Wert-)Form ist somit selbst wesentlich wert-abspaltungslogisch vermittelt.

Eine Neudarstellung des prozessierenden Widerspruchs aus der wert-abspaltungskritischen Warte darf dabei nicht bloß auf einer mikro- und meso-soziologischen verquickt mit einer ökonomischen Ebene im Sinne gesellschaftlicher Oberflächenphänomene beschränkt bleiben, sondern sie muss aufs Ganze gehen. Eine Marxsche Bestimmung des prozessierenden Widerspruchs dürfte so nicht einfach um die Abspaltungsdimension erweitert werden, sondern sie müsste im Angesicht ihrer selbst in eine völlig neue Qualität gebracht werden, was letztlich auch heißt, eine andere Grundlage als prozessierenden Widerspruch geltend zu machen, die auch bisherige Feminismen übersteigt. Das gesellschaftliche Ganze lässt sich nicht in einen kapitalistischen und einen patriarchalen Teil auseinanderdividieren. Beide gehören zusammen, ohne indes identisch zu sein. Deshalb ist von einer DIALEKTISCH gefassten Wert-Abspaltungslogik auszugehen, die ihrerseits den prozessierenden Widerspruch bedingt.

In DIESEM Kontext wäre die Geschichte und Logik des Zusammenhangs von Naturbeherrschung und Weiblichkeit in ihren Modifikationen bis heute in den Blick zu nehmen, und zwar im Kontext der ökologischen Grenzen des Wachstums, und nicht wie etwa bei Donna Haraway (auf die sich auch, wie gezeigt, Biesecker/Hofmeister beziehen) im Kontext einer Mensch-Natur-Maschine-Relationalitäts-Annahme. Vielmehr wäre eine derartige „relationale Sicht“, die von übergreifenden Grundprinzipien nicht mehr wissen will, zu hinterfragen (vgl. auch Scholz 2010, 2012). In diesem Zusammenhang wären vor allem noch einmal Elvira Scheichs frühere Arbeiten zu „Naturbeherrschung und Weiblichkeit“ zu sichten, die allerdings Sohn-Rethel und Horkheimer/Adorno als Grundreferenz hat, ohne dabei jedoch die Mehrwert-Perspektive und einen prozessierenden Widerspruch grundsätzlich zu berücksichtigen; ihr Konzept wäre dahingehend vielleicht umzuschreiben und zu modifizieren.

Angerissen werden soll hier abschließend nur noch, dass die Kritik der Wert-Abspaltung als gesellschaftliches Grundprinzip sich jedoch auch auf „andere Gebiete“ erstreckt, die mit der „geschlechtlichen“ Dimension scheinbar nichts zu tun haben, da sie, wenn sie einen androzentrischen Universalismus infrage stellt, sich auch nicht selbst absolut setzen kann. So ist sie dazu gezwungen, sich selbst zu relativieren, um auf sich selbst bestehen zu können, d.h. dass die Wert-Abspaltungskritik auch ihre eigenen Grenzen sehen und aus ihrem ganzen Wesen heraus auch noch „anderen Anderen“ Platz einräumen muss (Kritik von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Homophobie/Transsexuellenfeindlichkeit usw.), will sie sich nicht selbst universalistisch gebärden. Dabei kann sie jedoch auch nicht von anderen Patriarchalismen in der Welt absehen, die mit modernen patriarchalen Logiken ein Amalgam eingehen (vgl. z.B. die auch falsch geführte Vergewaltigungs-Diskussion bezüglich „Indien“). In diesem Zusammenhang ist der Eigenlogik verschiedener Bereiche, Sphären und Ebenen generell in der Analyse Respekt entgegenzubringen, da die Wert- Abspaltungskritik schon immer von einer fragmentierten Totalität ausgeht, auch in Form hybrider Identitäten, diese Eigenlogik aber dennoch nicht einfach als solche stehen bleiben kann, sondern immer zu einer solcherart bestimmten Totalität gleichermaßen in Beziehung gesetzt werden muss. Dies kann hier jedoch nicht näher ausgeführt werden und wurde bereits z.T. an anderen Orten deutlicher gemacht (u.a. Scholz, 2005, 2010)14

Literatur

Anmerkungen