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Abgesang auf die Marktwirtschaft

Der Krisentheoretiker Robert Kurz stellte letzten Monat im zakk seinen Abgesang auf die Marktwirtschaft vor.

TERZ und NEUSSER MONAT sprachen mit ihm über Marx, Krise, Crash und Riots. (April 2000)

Viele Linke haben gedacht, jetzt kommt eine Antwort auf das Schwarzbuch des Kommunismus.

Nun zu deiner Kritik: Nach dem Ende der Sowjetunion ist die Kritik an der marktwirtschaftlichen Produktionsweise nahezu verstummt. Warum bist du Marktwirtschaftskritiker geblieben?

Kannst du deine Kritik am, wie du es sagst, warenproduzierenden System etwas erläutern?

In deinen Schriften prophezeist du seit geraumer Zeit den Zusammenbruch des warenproduzierenden Systems. Woraus leitest du das nahende Ende der Marktwirtschaft ab?

Spitzen wir doch das Problem mal zu: Du sagst, der naheliegende Zusammenbruch des Kapitalismus ist die Voraussetzung für seine Kritik. Wie sollen wir das verstehen?

Du sprichst von anonymen Konkurrenz und Machtverhältnissen, die die Geschicke der Menschheit zu deren Schaden lenken. Gibt es da nicht auch leibhaftige Menschen, die ein Interesse an dem Zustand haben, so wie er ist, weil sie erhebliche Vorteile und Gewinne davontragen. Früher nannten wir solche Leute Kapitalisten.

Wir sind mit dir einer Meinung, dass es nicht darum geht, unter Staatskontrolle die marktwirtschaftliche Produktion weiterzuführen, wie sie ja in der SU gescheitert ist. Es geht natürlich um eine Gesellschaft jenseits der Warenproduktion. Es ist die Frage, wie man dahin kommt und wie sie aussehen kann. Und da hast du mal Friedrich Engels zitiert, der von einer Gesellschaft sprach, in der "die Leute alles sehr einfach abmachen ohne die Dazwischenkunft des berühmten Werts." Noch eine kurze Anmerkung zur Kritik des Staatssozialismus à la DDR. Schon vor 30 Jahren gab es die Kritik unter Linken an der DDR, die die Fortführung der Form der Lohnarbeit dort kritisierte und als Perspektive für ein sozialistisches Land die direkte Produktion von Gebrauchsgütern ohne den Umweg der Wertproduktion vorschlug. Vor 25 Jahren wurden die Leute vom MSB-Spartakus kritisiert, die gesagt haben, der Hauptwiderspruch im Kapitalismus sei der Gegensatz zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung - und daraus folgt logisch, wenn die Produktion unter Staatskontrolle läuft, ist alles in Butter.

Noch eine abschließende Frage zum Verhältnis deiner Analyse zu den vorhandenen sozialen Bewegungen. Du hast sowohl in deinem Vortrag als auch in deinem Buch oft positiv Bezug genommen auf Sozialrevolten in der kapitalistischen Frühphase. Am Ende deines Buches entwickelst du den Begriff von "Gegengesellschaften", die sich gegen Kapitalverwertung richten. Da ist eine auffällige Übereinstimmung zu Fragmenten autonomer Theorieansätze zu sehen. Die Krisis-Leute jetzt als verkappte Autonome?

Das ist klassischer Anspruch der autonomen Linken, Gegengesellschaften zum herrschenden System zu entwickeln, Sabotage, Aneignung über Hausbesetzung.

Wir danken Dir für das Gespräch.