Startseite Krise und Kritik der Warengesellschaft


erscheint im Internetmagazin "Telepolis"
am 14. und 15. Oktober 2008

Robert Kurz

INTERVIEW MIT DER INTERNET-ZEITSCHRIFT „TELEPOLIS“

Herr Kurz, Sie wurden bereits 2002 nach dem Zusammenbruch des Marktes der new economy für Telepolis interviewt. Was hat sich seitdem verändert?

Vielfach wird der Vorwurf erhoben, einzelne böse Manager mit ihrer Habgier und sonstigen Charakterfehlern hätten die weltweite Krise am Finanzmarkt verschuldet. Andere meinen, die Krise hätte strukturelle Ursachen, die mit der steigenden Schwierigkeit der Verwertung des Kapitals zusammenhängen. Können Sie Ihre Ansicht über die gegenwärtige Finanzkrise erklären?

Das Platzen der Immobilienblase war eine Krise, die bereits lange Zeit von einigen Wirtschaftswissenschaftlern vorausgesehen wurde. Nachdem die Politik über Jahre Bedenken gegen spekulative Geschäfte ignoriert hat, gibt sie sich nun überrascht. Ist das Naivität oder steckt hier Strategie dahinter?

Peer Steinbrück hat einen sogenannten 8-Punkte-Plan zur Beseitigung des Bank-Unheils vorgelegt. Was halten Sie von seinen Vorschlägen?

Nachdem der Staat beim Existenzminimum für Hartz-IV-Empfänger knausert, hat er nun zum Erhalt von Banken auf einmal Milliardensummen übrig. Woher kommt das?

Trügt der Eindruck, als würden nun, nachdem jahrelang die Gewinne, die durch Spekulation zu holen waren, in private Taschen geflossen sind, die Verluste sozialisiert und vielleicht sogar mit den staatlichen Hilfspaketen den Verursachern der Krise und Gewinnabgreifern (Paulsen) erneut Unsummen von Geld in den Rachen geworfen?

Gibt es Ihrer Meinung nach überhaupt einen Politiker welt- und bundesweit, der richtige Maßnahmen erwägt?

Man behauptet heutzutage, seinerzeit hätte die Koalition aus SPD und Grünen erst die Grundsteine dafür gelegt, dass die Finanzkrise bis auf Deutschland durchschlägt. Ist da etwas dran? Wenn damals ein Finanzminister Oskar Lafontaine seine Politik hätte erfolgreich durchsetzen können, würde es in Deutschland besser aussehen?

ATTAC wird in der Öffentlichkeit als Forum für die schärfste Kritik am neoliberalen Finanzkapitalismus wahrgenommen. Was halten Sie davon analytisch und praktisch?

Was folgt auf diese vernichtende Krise?