Krise und Kritik der Warengesellschaft |
KONKRET
IM KRIEG In der "theoretisch reflektierten" Linken herrscht Frieden zwischen Kriegsgegnern und Bellizisten. Einige Irrläufer dieser innerlinken friedlichen Koexistenz finden es deshalb gar nicht nett, daß ich nicht mehr mit den Bellizisten spielen will, auch nicht mit den Softcore-, Halb- und Viertel-Bellizisten. Deshalb das Stöhnen und Maulen über den Text "Das Spiel ist aus" auch von solchen, die gerne mal "Krisis" lesen, aber den mehr oder weniger freundlichen Austausch von Argumenten mit antideutschen linksbellizistischen Ideologen für eine ganz normale "linke Debatte" halten (daß eine unautorisierte, teilweise entstellte Version dieses Textes aus welchen Gründen und von wem auch immer in Umlauf gebracht wurde, gehört zum Risiko der elektronischen Medien. Wer die wirkliche Argumentation zur Kenntnis nehmen will, sollte sich an den jetzt im Netz stehenden autorisierten Text halten). Über vieles und mit vielen kann man diskutieren, aber nicht über die Legitimität des Bellizismus und nicht mit Bellizisten. Diese Botschaft ist eindeutig, und wer etwas anderes hineinlesen will, weil er es sich mit den Bellizisten nicht verderben will, ist selber schuld. In einer immer noch eher analytisch formulierten Polemik ist es nicht möglich, zureichend auf die innerlinken Beziehungsverhältnisse und Kommunikationsformen einzugehen, was sowieso meistens als identitäres Hickhack verstanden wird, selbst wenn man sich bloß gegen Schläge unter die Gürtellinie und gegen stalinistische Methoden wehrt. Diejenigen sind einfach naiv, die meinen, daß der Kongreß "Spiel ohne Grenzen" doch gar nicht den Krieg zum Gegenstand habe. Aber das ist es ja gerade: Egal, ob "irgendwo weit hinten in der Dritten Welt" ein paar Städte eingeäschert werden, die linken Kriegsgegner und die "linken" Bellizisten treffen sich urgemütlich zum gemeinsamen Räsonnement über die "verkürzte Kapitalismuskritik" der Antiglobalisierungsbewegung. Wer das nicht als unerträglich empfindet, was ist dessen Kriegsgegnerschaft und Gesellschaftskritik mit emanzipatorischem Anspruch eigentlich wert? Nichts. Den Modellfall gibt schon seit dem 11. September die Jungle World ab, wo gemäßigte Kriegsgegner und andere Sozialkunde-Linksradikale unter der Dunstglocke eines diffusen Linksbellizismus einander Gute-Nacht-Geschichten erzählen dürfen. Nach diesem Modell ist auch der SPOG-Kongreß gestrickt. Und alle, alle tanzen an, außer denen natürlich, die man vorsichtshalber gleich gar nicht dabeihaben wollte, weil zu befürchten stand, daß sie sich nicht so recht als nützliche Idioten eignen. Aber die Bahamas, so heißt es, sind ja gar nicht dabei, und vielleicht ziehen sie laut linkem Mokassin-Telegraf sogar ein wenig über den Kongreß her, damit er umso sicherer stattfinden kann. Da ich meinen ersten Schlaganfall noch nicht hatte, erlaubte ich mir zu bemerken, daß dennoch Bahamas-nahe Bellizisten wie Stefan Grigat und Andrea Woeldike munter mitmischen, daß der Kongreß von dem Schweizer Bahamas-Ableger Risse ebenso wie von "Antifa"-Gruppen aus der BRD unterstützt wird, denen allesamt die Hamburger "Antideutsche Gruppe" aus dem Herzen spricht, wie sie Heiner Möller in Konkret zitiert: "Ein Angriff der USA auf den Irak ist vor diesem Hintergrund (Schutz Israels und Schwächung Deutschlands) zu unterstützen, auch wenn unklar bleibt, ob sich die Verhältnisse im Irak dann entscheidend verändern. Die Hoffnung dazu besteht immerhin". Na, sind das nicht fast schon Kriegsgegner? Daß sich Möller über derlei kritisch auslassen darf, gehört allerdings auch bloß zur Alibi-Funktion für Konkret, das gemeinsam mit Bahamas-nahen Hardcore- und den Jungle-World-Softcore-Bellzisten zum SPOG-Kongreß einlädt. Konkret teilt mit den Bellizisten auch die Auffassung, daß der deutsche Imperialismus sich zum letzten Gefecht mit den USA anschickt, was ja fast schon den Bombenhagel auf den Irak rechtfertigt, denn da geht es ja "eigentlich" gegen Deutschland. Ob das nun eine irre Einschätzung ist oder nicht, jedenfalls macht es dann Konkret trotzdem gar nichts aus, daß seine stramm bellizistischen Haus- und Star-Autoren, "Nahost-Experten" und NGO-Lobbyisten Uwer/Osten-Sacken beim Auswärtigen Amt in Berlin vorstellig werden, um die Unterstützung eben jener deutschen Macht beim "Wiederaufbau des Irak" vorzuschlagen, weil Deutschland ja so viel wunderbare "Erfahrung beim Aufbau föderaler Strukturen" habe. Wer ist hier eigentlich wessen Idiot? Damit nicht genug, dürfen die Bahamas-Kriegshetzer auch im offiziell kriegsgegnerischen Konkret weiterhetzen, wenn nicht direkt für den Krieg, so doch gegen die Kriegsgegner. Da darf ein Horst Pankow schon mal den Robert Kurz als verständnisvollen Freund und Helfer der islamischen Selbstmordattentäter hinstellen; das ist noch nicht weiter schlimm, das ist soweit noch normaler Umgangston in Konkret. Daß den islamischen Mächten des Bösen die Zugehörigkeit zur Menschheit abgesprochen wird (bekanntlich waren auch schon die Nazis Außerirdische und keine Geschöpfe des "zivilisatorischen" Kapitalismus), das hört sich schon nicht einmal mehr nach friedlicher Koexistenz mit bloß gutwilligen Zweiflern am lustigen Treiben der US-Kriegsmaschine an. Was tut man nicht alles für seine Bellizisten, man darf sie nicht kränken, aber sie dürfen mit Dreck werfen. Und auch das darf der Bahamas-Mann Pankow in Konkret schreiben: "Nichts fürchtet der Moslem-Mann neben Alkohol und Ungläubigen mehr als Sex - jedenfalls dessen heterosexuelle Variante..". Nicht nur außerirdische Monster sind diese Moslems, sondern auch noch schwule Säue, also drauf mit den Mega-Bomben. Da muß doch das Herz aller linken Schwulen und Frauen lachen, die es den Linksbellizisten irgendwie abgenommen haben, daß die US-Kriegsmaschine auch ein bißchen zwecks Schwulen- und Frauenbefreiung in der moslemischen Welt angetreten ist. Nun lest mal drüber weg, man kennt ja seine Hardcore-Bellizisten, sie schlagen immer wieder ein wenig über die Stränge, aber lieb sind sie doch. Und wer da endlich aufschreit, der ist der eigentliche Demagoge. So bin ich also jetzt der Demagoge, der selber in Bahamas-Ton verfallen ist. Da hörts aber auf. "Und Tschüss" sagt zum Beispiel Christian Stock vom iz3w, der zu den Bellizisten noch nie "Tschüss" gesagt hat. Die sind eben interessante Gesprächspartner, denen man doch mal zuhören sollte. Die dürfen sich alles erlauben. Da gilt letzten Endes: Ihr seid O.K., wir sind O.K. Wer ihnen aber mal kräftig auf die Finger klopft, der hat sich schon zuviel erlaubt, der nützt damit ja vielleicht dem völkischen Antiimperialismus usw. Und deswegen dürfen sich die eben alles erlauben. Der Krieg als solcher ist eigentlich nicht so wichtig, ein paar tausend Tote hin oder her, die räsonierende Linke hierzulande triffts ja nicht. Wer sich in den Sumpf linker Szene-Politik begibt, kommt darin um und deshalb zu nichts Sinnvollem mehr, ich weiß. Es soll ja auch nicht zur Gewohnheit werden. Also differenziert mal schön weiter, seid ein bißchen netter als Robert Kurz zu den Bellizisten, sie meinenīs ja gut. Rosa Luxemburg hat schließlich auch aus Gründen der Parteiräson Händchen gehalten mit der bellizistischen Sozialdemokratie, oder etwa nicht? Und Tschüss! Robert Kurz |