Startseite
Aktuelles
zurück
Druckversion
Glossar
Deep Link

Felipe Catalani: Klasse und „Volk“ in der Krise der Arbeitsgesellschaft: Faschistische Entwicklungen in Brasilien


Klasse und „Volk“ in der Krise der Arbeitsgesellschaft: Faschistische Entwicklungen in Brasilien1

Felipe Catalani

In den 1990er Jahren haben Ulrich Beck und andere Soziologen in den USA und Europa angefangen, über die „Brasilianisierung“ des Westens zu sprechen. Brasilien schien dann die „Schöne neue Welt“ (im Sinn von Aldous Huxley) zu sein: Die brasilianische Katastrophe hatte einen globalen sozialen Prozess antizipiert. Als Stefan Zweig sein „Brasilien, Land der Zukunft“ während des Zweiten Weltkrieges schrieb, war aber Brasilien der Name einer Utopie. Obwohl eine solche Idee einfach zu verspotten ist, hat sie auch ein objektives Moment: In seinem Klassiker „Visões do Paraíso” [Anschauungen des Paradieses] hat Sergio Buarque de Holanda über die utopischen Phantasien geschrieben, die den Prozess der Kolonisation begleiteten. Der koloniale Raum war immer zukunftsorientiert gewesen – nicht im Sinne des langsamen Fortschritts, aber in dem einer utopischen Apokalypse: Amerika als Offenbarung, ein Ort ohne Gesetz und Eigentum – das Negative des „Nomos der Erde“, das anomische Untergeschoss der Europäischen Ordnung. Natürlich war dieses Paradies auch die Hölle: der Fortschritt als die „ewige Wiederkunft des Gleichen“. Worin liegt dann die Aktualität dieses „Experiments Brasilien“?

Am Anfang der 2000er Jahre hat der Philosoph Paulo Arantes den entscheidenden Essay „Die brasilianische Fraktur der Welt“ geschrieben und den Grundgedanken von Roberto Schwarz aktualisiert, nach dem die Wahrheit sich in der Peripherie offenbart. Am Ende des 20. Jahrhunderts entsteht eine neue historische Gleichzeitigkeit: Die Unterschiede zwischen der ersten und der dritten Welt werden immer geringer. Das bedeutet aber nicht, dass die „nachholende Modernisierung“ in der Peripherie erfolgreich zu einem Ende gekommen ist. Der Modernisierungsprozess der Dritten Welt war zwar am Ende, aber die Peripherie hatte nicht den zivilisatorischen Standard des kapitalistischen Zentrums erreicht: eher umgekehrt. In Ländern wie Frankreich und den USA konnte man jetzt eine krasse Deklassierung und eine soziale Ungleichheit ähnlich den brasilianischen Verhältnissen beobachten. Wenn man aber in diesem Kontext von einer „Rückkehr des Klassenkampfes“ spricht, ist das nur ein Zeichen unserer theoretischen und politischen Hilflosigkeit. Das Ende der westlichen Mittelklasse und die Entstehung etwa der France périphérique (wie es Christophe Guilluy genannt hat) bedeuten nicht, dass eine „neue Arbeiterklasse“ existiert: Solche Begriffe erklären die neue Armut und den neuen sozialen Antagonismus überhaupt nicht. Natürlich bleibt auch der Aufstieg neuer faschistischer Tendenzen ungeklärt.

Brasilien ist ja immer noch eine negative Avantgarde der Welt: Wir müssen noch bestimmen, was das bedeutet; trotzdem ist der Aufstieg Bolsonaros auch ein Beweis dafür. Was wir da sehen, ist kein politisches Symptom einer bloß „verspäteten Nation“, wie Helmuth Plessner früher auf Deutschland hingewiesen hat, um die Nazi-Barbarei zu erklären. Damit meinte er, dass das präfaschistische Deutschland unter einem Mangel an Aufklärung und „politischem Humanismus“ gelitten hat. Über das heutige Brasilien könnte man dasselbe hören, obwohl das Land nach 20 Jahren Diktatur einen sogenannten „Fortschrittszyklus“ (zwischen 1994 und 2016) erlebt hat, zunächst mit Fernando Henrique Cardoso und dann mit Lula und Dilma: unser eigenes Kapitel des „progressiven Neoliberalismus“, um einen Ausdruck von Nancy Fraser zu benutzen, obwohl „progressiv“ hier nur die Fassade einer simulierten sozialen Integration ist (in den USA denkt Fraser an die Identitätspolitik; in Brasilien wäre das auch die Inklusion durch den Konsum der ärmsten Bevölkerung). Nach dem Zusammenbruch dieser zivilisatorischen Fassade der globalisierten Gesellschaften, die den Konsens der „offenen“ und „demokratischen“ Welt nach dem Ende des Kalten Krieges organisiert haben, konnten wir plötzlich überall von der „großen Regression“ hören: So heißt z.B. ein 2017 veröffentlichtes Buch, das Beiträge von verschiedenen berühmten Intellektuellen enthält, die Phänomene wie Trump und Brexit erklären wollten. Auch im Rahmen der deutschen akademischen Kritischen Theorie hat man angefangen, über die Notwendigkeit einer Theorie des sozialen bzw. moralischen Fortschritts zu sprechen (z.B. Rahel Jaeggi, die das Ressentiment als eine Figur dieser Regression analysierte). Denn ohne den Fortschritt als Maßstab könnte man nicht die „Regression“ messen.

Die Idee der Regression hat aber auch den Common sense der Progressisten nach 2018 in Brasilien geprägt. Eine solche Idee enthält allerdings eine indirekte Apologie, die ideologiekritisch zu entlarven ist. Geschichtsphilosophisch hat das Walter Benjamin schon vor fast 100 Jahren gemacht, als er sagte, die Chance des Faschismus bestehe darin, dass „die Gegner ihm im Namen des Fortschritts als einer historischen Norm begegnen.“2 Der Faschismus wäre dann im Verständnis der deutschen Sozialdemokraten die Regression als Ausnahme, die von dem normalen Lauf der Geschichte abweicht. Benjamin sah, dass das freilich nicht dem Standpunkt der „unterdrückten Klassen“ entspricht.3 Es geschieht etwas Ähnliches mit dem Standpunkt der Peripherie des Kapitalismus, der jedoch nichts einfach mit irgendwelcher decolonial theory zu tun hat: Es geht nicht um einen Standpunkt der „Differenz“4, sondern eher, um noch mit den Worten Benjamins zu reden, um den Standpunkt des permanenten Ausnahmezustandes. Damit vermeiden wir die Phrasen über den Mangel an „Fortschritt“, „Demokratie“, „Aufklärung“ usw., die diesen „regressiven Populismus“ zu erklären versuchen. Aber was hat das alles mit Klasse, Volk und Masse zu tun?

Da neue dangerous classes in den „peripherisierten“ Ländern des kapitalistischen Zentrums entstehen, hat der Begriff des „Populismus“ wieder Konjunktur. Manche liberale Interpretationen tendieren zu einer Unterscheidung zwischen dem in die Krise geratenen vernünftigen und „mündigen“ Individuum und der irrationalen und infantilisierten „Masse“, die voller Ressentiment zu einfach von populistischen Führern verführt werden könne. Die Versuche, mit solchen Modellen die brasilianische Situation zu erklären, müssen scheitern: auch die Interpretationsmodelle der neuen antiliberalen Linke, wie z.B. Sahra Wagenknecht und die rossobruni in Italien und Frankreich (darunter auch der oben zitierte Christophe Guilluy). Während die europäische Linke als eine Antwort auf den Rechtspopulismus einen „Linkspopulismus“ erfinden möchte, war die brasilianische Linke (auch die, die in der „Fortschrittsperiode“ das Land regiert hat) schon immer „populistisch“ gewesen, auch wenn das einen anderen Sinn als in Europa und in den USA hat. Wenn in Deutschland das „Volk“ unmittelbar an das nazi-verbundene Völkische erinnert, ist aber das povo brasileiro eine Art soziale und gesellschaftliche Synthese, die irgendwie zukunftsorientiert ist und die von linker Phantasie besetzt ist. Die deutsche Linke verachtet alles, was mit dem „Volk“ zu tun hat (sie verachtet also das Nationale, die Armen und die „Asozialen“); die brasilianische Linksprogressisten dagegen verachten alles, was das Volk nicht ist und dem povo brasileiro nicht entspricht.

Mit dem Aufstieg von Bolsonaro erschien schließlich eine dem „povounähnliche Masse. Eine Masse, die nichts mit dem von der lateinamerikanischen Linken seit den 1960ern geträumten nacional-popular zu tun hat. Diese Masse wurde von linken Mainstream-Ideologen wie Jessé de Souza als anti-demokratischer “white trash” beschimpft, auch wenn sie gar nicht “white” ist. Der brasilianische Linkspopulismus hat plötzlich sein Objekt (das „Volk“) verloren. Um den ideologischen Prozess des faschistischen Aufstiegs in Brasilien nuanciert zu analysieren, müssen wir die theoretischen Diskurse einer „neuen Mittelklasse“ und einer „neuen Arbeiterklasse“ betrachten. Solche Diskurse haben vor ungefähr 15 Jahren als eine Apologie des simulierten ökonomischen Wachstums und des „gesellschaftlichen Fortschritts“ unter der Lula-Regierung gegolten. Hier ist es wichtig zu bemerken, wie diese „neue Mittelklasse” bzw. „neue Arbeiterklasse“, die generell in diesen theoretischen Formulierungen die Träger des sozialen Fortschritts waren, später zu einer Klasse von deplorables wurden – genau wie Hillary Clinton die Wähler Trumps bezeichnet hat: „They’re racist, sexist, homophobic, xenophobic, Islamophobic” – so ist der “basket of deplorables”.5 Aber wie konnte das brasilianische Volk, das angeblich gar nichts mit solchem “white trash” zu tun hatte und viermal eine linksprogressistische Regierung gewählt hat, plötzlich den schlimmsten Faschisten an die Macht bringen? So hat es ein ehemaliger Minister von PT während der riesigen Demonstrationen von 2013 ausgedrückt, die den Umsturz der Präsidentin Dilma Roussef vorbereiteten: Das Volk ist „undankbar“, sagte er. Sie sind „undankbar“, weil sie die linke Verwaltung des Sozialen ablehnten.

Das Wort „neue Mittelklasse“ wurde erstmals in die brasilianische Debatte von einem Ökonomen eingeführt, der unter der PT-Regierung gearbeitet und auch ein Sozialkredit-Programm geplant hat. Linke Intellektuelle verachteten aber diesen Begriff, da die Mittelklasse orgininär mit den konservativen Kräften verbunden ist und einen Widerstand gegen den sozialen Fortschritt darstellt. Einige Soziologen haben dann von einer „neuen Arbeiterklasse“ gesprochen. Natürlich hatte diese neue Arbeiterklasse nichts mit dem alten industriellen Proletariat zu tun, obwohl jene Intellektuelle damit sagen wollten, dass diese neue Klasse (oder das Volk überhaupt) populäre und proletarische Tugenden habe und der Träger von Solidarität, Bewusstsein, Emanzipation, Zukunft, usw. sei. Gleichzeitig bedeute das, dass Brasilien endlich ein modernes Land geworden sei. Diese neue Arbeiterklasse sei so etwas wie die europäische Mittelklasse der Nachkriegsperiode und würde dann die Grundlagen eines Keynesschen Liberalismus zementieren, der soziale Gerechtigkeit, individuelle Freiheit und ökonomisches Wachstum fördern könnte. Dies war der brasilianische „Rooseveltsche Traum“, wie der Soziologe André Singer es nannte.

Das Problem war: Die sozialen objektiven Voraussetzungen dafür existierten nicht mehr, und zwar wegen eines bestimmten globalen gesellschaftlichen Prozesses, der keine Ausnahme duldet. Dieser Prozess heißt: Krise der Arbeitsgesellschaft. Das heißt, dass wir damals schon den brasilianischen Kollaps der Modernisierung erlebten, obwohl eine zukunftsorientierte Temporalität simuliert wurde.Wie vollzog sich diese strukturelle Simulation ökonomisch betrachtet? Es gab eine riesige Commodity-Blase, die vom fiktiven Kapital gespeist wurde.6 Und so gab es viel Geld, das oberflächlich die grausame soziale Anomie neutralisieren konnte. In Brasilien gab es dann sogar von Axel Honneth und Georg Simmel inspirierte Philosophen und Soziologen, die über die Beziehung zwischen Geld, Anerkennung und Emanzipation sprachen, um theoretisch das Programm Bolsa Família zu beurteilen. Aber das Geld war die einzige social glue in einem Land, das keine Gesellschaft in starkem Sinne mehr war (wenn die Definition Durkheims noch Sinn hat). Aber dann gab es kein Geld mehr, und natürlich bildet Geld keine Gesellschaft – rein monetäre Verhältnisse und soziale Anomie bilden ein Paar.7 Die Nationenbildung, der uralte Traum der sogenannten unterentwickelten Länder, der seit immer sehr stark das brasilianische Geistesleben bestimmt hat, war nur noch eine Chimäre. Die Kehrseite dieser artifiziellen sozialen Integration war dann eine radikale soziale Disintegration.

Als Dilma Roussef 2014 für ein zweites Mandat gewählt wurde, waren die Zeichen der ökonomischen Krise schon zu fühlen. 2018 gab es nach offiziellen Daten 14 Millionen Arbeitslose. Aber diejenigen, die sich noch in Arbeit befanden bzw. befinden, hatten nicht mehr jene klassische zukunftsorientierte Beziehung zu ihrer Tätigkeit, die das Erwarten auf etwas Besseres bedeutete. Die materiellen Bedingungen für Geduld und Toleranz waren nicht mehr da – nicht zufällig hat ein Fabrikdirektor von Ford am Anfang der 1970er Jahre gesagt (also als die Krise der Arbeit im kapitalistischen Zentrum angefangen hat): Die Toleranz der Arbeiter gegen Frustration scheint sich zu dämpfen.8 Unter steigender Frustration wird die simulierte Arbeitswelt eine unendliche Quelle für soziale Bosheit, die sich in eine mächtige politische Energie umgewandelt hat. Robert Kurz hat in seinem Text „Das letzte Stadium der Mittelklasse“ scharfsinnig die Tätigkeitsformen dieser „Klasse“ beschrieben, die an der permanenten Schwelle der Arbeitslosigkeit liegt:

„Die problematische und ‚gefährliche‘ Masse der Gesellschaft ist nicht mehr durch ihre ‚Stellung im Produktionsprozeß‘ definiert, sondern durch ihre Stellung in sekundären, abgeleiteten Bereichen von Zirkulation und Distribution. Es handelt sich um dauerhaft Arbeitslose, um Empfänger staatlicher Transferleistungen oder um billige Dienstleister in den Bereichen des Outsourcing, bis hin zu Elendsunternehmern, Straßenhändlern und Abfall-Sammlern. Diese Formen der Reproduktion sind nach juristischen Maßstäben zunehmend irregulär, ungesichert und oft illegal; die Beschäftigung ist unregelmäßig; die Einkommen bewegen sich an der Grenze des Existenzminimums oder fallen sogar darunter.“9

Eine negative politische Energie entsteht aus dieser Situation, die als Hass übersetzt wird. Der Hass kommt dann weder aus irgendeiner Irrationalität, noch aus einer anderen Galaxie, sondern er wird immanent durch die Widersprüche dieser Gesellschaft fermentiert. Und das bedeutet die Rückkehr der Politik als antagonistischer Kampf und Entscheidung – also, als revolutionäre Politik: aber von rechts.10 Der neue Rechtsextremismus lehnt die von der Linken betriebene Politik als Verwaltung ab und will die Zukunft antizipieren. Was heißt dagegen tatsächlich „Fortschritt“ für die Linke? Da die Katastrophe am Horizont liegt, ist Fortschritt: die Zukunft vermeiden. Und die „verlorene Demokratie“ zu retten bedeutet: Politik als Restauration. Die Vergangenheit ist der einzige Horizont der Progressisten (Lula in Brasilien, Welfare State in Europa). Eine zukunftsorientierte Politik wird simuliert, aber was man tatsächlich tut ist: Zeit kaufen. Da die „Krise“ nicht mehr als Krise, sondern als Prozess erlebt wird, muss die „endgültige“ Krise immer weiter vertagt werden. Die Politik wird eine enorme Prophylaxe: Da wir unter einer Frist leben, muss die Zukunft unbefristet verschoben werden. Reinhart Koselleck sagte einmal: „Es liegt im Wesen einer Krise, dass eine Entscheidung fällig ist, aber noch nicht gefallen.”11 In diesem Zusammenhang gewinnt die Politik als Entscheidung von rechts einen Sinn: aber keine Revolution, wie sie die Sozialisten früher erträumt haben, sondern eine Apokalyptik der Gegenrevolution. Faschismus heute bedeutet eben: Beschleunigung der Katastrophe.


  1. Dieser Text wiederholt Argumente, die ich früher in den folgenden Texten entwickelt habe: „Aspectos ideológicos do bolsonarismo” (2018); „A decisão fascista e o mito da regressão: o Brasil à luz do mundo e vice-versa” (2019); „A barbárie e os bárbaros: notas sobre o processo social brasileiro na crise” (2020).^

  2. Walter Benjamin, Geschichtsphilosophische Thesen.^

  3. Vgl. Walter Benjamins Geschichtsphilosophische Thesen: „Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist. Wir müssen zu einem Begriff der Geschichte kommen, der dem entspricht. Dann wird uns als unsere Aufgabe die Herbeiführung des wirklichen Ausnahmezustands vor Augen stehen; und dadurch wird unsere Position im Kampf gegen den Faschismus sich verbessern. Dessen Chance besteht nicht zuletzt darin, daß die Gegner ihm im Namen des Fortschritts als einer historischen Norm begegnen. — Das Staunen darüber, daß die Dinge, die wir erleben, im zwanzigsten Jahrhundert ›noch‹ möglich sind, ist kein philosophisches. Es steht nicht am Anfang einer Erkenntnis, es sei denn der, daß die Vorstellung von Geschichte, aus der es stammt, nicht zu halten ist.^

  4. Die postmoderne “decolonial theory” versteht die Peripherie des Kapitalismus als das „Andere“, als die „Differenz“. Wir verstehen sie als das Negative des kapitalistischen Zentrums (also als dessen Wahrheit).^

  5. https://www.youtube.com/watch?v=PCHJVE9trSM&ab_channel=CBSNews.^

  6. Siehe: Fábio Pitta, „Das Wachstum und die Krise der brasilianischen Wirtschaft als Krise der Arbeitsgesellschaft“, in: exit! Nr. 18, Springe 2021.^

  7. Das ist ein Argument von Caio Prado Jr. über den kolonialen Raum: ohne irgendwelchen “moralischen Zusammenhang” (nexo moral) zwischen den Menschen herrschte in der Kolonie die Warenlogik in ihrer reinsten Form (d.h. mit Gewalt und sozialer Anomie).^

  8. Chamayou, La societé ingouvernable.^

  9. Robert Kurz, „Das letzte Stadium der Mittelklasse” auf exit-online.org. Auch gedruckt erschienen in: Robert Kurz, Roswitha Scholz, Jörg Ulrich: Der Alptraum der Freiheit – Perspektiven radikaler Gesellschaftskritik, Ulm 2005.^

  10. Die „revolutionäre” Politik von rechts hat natürlich kein transzendentes Moment, dass die Gesellschaft tief verändern will. Vielmehr ist sie eine „Revolte in der Ordnung" (João Bernardo), sodass diese Revolte gegen die gesellschaftlichen Normen diese Normen verstärkt. Das in Krise geratene warenproduzierende Patriarchat soll mit Gewalt wiederhergestellt werden, obwohl diese Wiederherstellung nur als Simulation erreicht wird.^

  11. Koselleck, Krise und Kritik, S. 105.^




zurück
Druckversion
Glossar
Deep Link