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Geschlecht, Wert und Arbeit


Roswitha Scholz

DIE THEORIE DER GESCHLECHTLICHEN ABSPALTUNG UND DIE KRITISCHE THEORIE ADORNOS

In den 90er Jahren dominierten im akademischen Feminismus poststrukturalistische Theorien. Marxistische Ansätze waren im Gegensatz zu den 70er und 80er Jahren marginalisiert. Statt nach einem neuen Totalitätsverständnis zu suchen, das neuere Entwicklungen wie den Niedergang des realexistierenden Sozialismus zu erklären imstande wäre, wandte man sich kulturalistischen Konzeptionen zu. Mittlerweile hat sich die Situation jedoch wieder geändert. Mit einer weiteren Zuspitzung der ökonomischen Lage und einer immer stärker hervortretenden "sozialen Frage" stieg auch das Interesse an einer Kritik der "politischen Ökonomie" wieder an. Damit allerdings geraten Sexismus, aber auch Rassismus, wieder einmal in Gefahr, zu "Nebenwidersprüchen" zu verkommen.

Im folgenden möchte ich einige zentrale Momente der Wert-Abspaltungstheorie vorstellen, die ich im zeitgeistigen Kontext der kulturalistischen 90er Jahre als Gegenkonzept entwickelt habe. Diese Theorie knüpft einerseits an die jüngere wertkritische Weiterentwicklung der Marxschen Theorie an und andererseits an die Kritische Theorie Adornos. Adorno hat meines Erachtens vielerlei Ansatzpunkte für eine Kritik des Androzentrismus geliefert, die modifiziert und auf der Höhe der Zeit aufgegriffen werden müssen. Im folgenden soll es deshalb vor allem um den Zusammenhang von Wert-Abspaltungstheorie und Adornos Kritischer Theorie gehen. Freilich kann ich dabei bloß einige ausgewählte Aspekte aufzeigen. Gerade die Kritische Theorie Adornos läßt sich nicht auf 10 Seiten erledigen; er selbst hat auch einmal in Anlehnung an Hegel festgestellt, daß sich eine dialektische Theorie nicht "auf einen Spruch" bringen läßt.

In meinen Ausführungen soll dabei die grundlegende Bedeutung des Geschlechterverhältnisses im warenproduzierenden Patriarchat deutlich werden. Das Geschlechterverhältnis kann auf keinen Fall zum Nebenwiderspruch degradiert werden, wie es in traditionellen Theorien (auch des Marxismus) weitgehend üblich war. Vielmehr handelt es sich bei der von mir behaupteten Wert-Abspaltung um ein zentrales Formprinzip kapitalistisch-patriarchaler Vergesellschaftung. Was darunter zu verstehen ist, möchte ich erst einmal kurz skizzieren, um sodann auf den Zusammenhang mit der Kritischen Theorie Adornos etwas genauer einzugehen. Vorausschickend möchte ich noch sagen, daß ich auf Unterschiede zu anderen feministischen Theorien in Deutschland, die ebenfalls an Adorno anschließen, nur am Rande eingehen kann.

1. Die Wert-Abspaltungstheorie geht im Einklang mit der wertkritischen Weiterentwicklung der Marxschen Theorie anders als traditionelle Marxismen davon aus, daß nicht erst die subjektiv-juristische "Aneignung" des Mehrwerts, sondern viel grundsätzlicher der Wert selber als gesellschaftliches Verhältnis, die abstrakte Arbeit, das heißt der Warenfetischismus, das eigentliche Skandalon der kapitalistischen Vergesellschaftung darstellt. Die Kritik des Mehrwerts nicht verkürzt auf die "private Aneignung", sondern als Kritik eines selbstzweckhaften "automatischen Subjekts" (Marx), muß die Wertform als solche zu ihrem Gegenstand machen. Allerdings reicht diese (negative) Bestimmung eines gesellschaftlichen Formprinzips meines Erachtens nicht aus. Denn ebenso müssen gemäß der Wert-Abspaltungstheorie die weiblichen Reproduktionstätigkeiten, aber auch damit verbundene bzw. assoziierte Gefühle, Eigenschaften, Haltungen, die eben - so die These - vom Wert abgespalten sind, berücksichtigt werden. Die weiblichen Reproduktionstätigkeiten, Kindererziehung, Haushaltstätigkeiten bis hin zur "Liebe" als weiblich konnotiertem Moment der Reproduktion, sind dabei von anderer Form und Qualität als die abstrakte Arbeit der Betriebswirtschaft; deshalb können sie auch nicht mit dem Arbeitsbegriff belegt werden. So geht es bei diesen Tätigkeiten zum Beispiel eher darum, Zeit zu verlieren, als Zeit zu sparen wie in der Sphäre der abstrakten Arbeit für den Markt.

Wenn dabei von einer Struktur Privatheit=Frau, Öffentlichkeit=Mann ausgegangen wird, heißt dies nicht, daß das Patriarchat gleichsam bloß in der Privatsphäre "sitzen" würde. Zum Beispiel waren Frauen schon immer nicht nur für die abgespaltenen Momente der Reproduktion zuständig, sondern auch in der Sphäre der abstrakten Arbeit berufstätig. Aber auch im beruflichen Bereich zeigt sich die Wert-Abspaltung, indem Frauen durchschnittlich weniger verdienen als Männer, sie geringere Aufstiegschancen haben etc. Die Struktur der geschlechtlichen Abspaltung prägt also die Gesamtgesellschaft quer durch alle Sphären und Bereiche.

Dabei stehen der Wert und die Abspaltung in einem dialektischen Verhältnis zueinander. Es gibt keine Hierarchie der Ableitung; beides geht auseinander hervor, das eine ist im anderen enthalten, wobei sich die Abspaltung der Erfassung durch ökonomische Kategorien entzieht. Somit kann die Wert-Abspaltung auch als eine übergeordnete Logik aufgefaßt werden, die die warenförmigen Binnenkategorien übergreift. Insofern impliziert die Wert-Abspaltung auch ein spezifisch sozio-psychisches Verhältnis: bestimmte minderbewertete Eigenschaften, Haltungen und Gefühle (Sinnlichkeit, Emotionalität, Charakter- und Verstandesschwäche usw.) werden in "die Frau" hineinprojiziert und vom männlichen Subjekt abgespalten, das sich als rational, stark, durchsetzungsfähig, leistungsfähig usw. konstruiert. Es gilt somit, hinsichtlich der Struktur des Abspaltungsverhältnisses auch die sozialpsychologische und die kulturell-symbolische Dimension zu berücksichtigen, wobei das warenproduzierende Patriarchat als Zivilisationsmodell aufzufassen ist und nicht bloß als ökonomisches System.

In diesem Zusammenhang stellt die Wert-Abspaltung auch insofern eine Meta-Theorie dar, als nicht davon ausgegangen werden kann, daß ihr die empirischen männlichen und weiblichen Individuen einfach unmittelbar entsprechen. Männer und Frauen gehen weder eins zu eins in dieser Struktur auf, noch können sie sich den entsprechenden Zuschreibungen völlig entziehen.

Auch unterliegt die Wert-Abspaltung als gesellschaftliches Formprinzip wie der Wert selbst dem historischen Wandel; sie muß als historischer Prozeß gedacht werden. Dabei ist festzuhalten, daß die modernen Geschlechtervorstellungen und die ihnen entsprechenden Existenzformen erst im Zusammenhang mit der Institutionalisierung der "abstrakten Arbeit" für den Markt einerseits und der davon getrennten Haushaltstätigkeit andererseits entstanden sind. Die Frau als Hausfrau und den Mann als Familienernährer gab es in vormodernen Zeiten nicht. Überhaupt muß konstatiert werden, daß kulturelle Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit auch außerhalb des modern-westlichen Kontextes erheblich variieren können und sie keineswegs einheitliche Züge aufweisen müssen.

In der Postmoderne zeigt die Struktur der Abspaltung wiederum ein anderes Gesicht als in der "klassischen" Moderne: Die traditionelle Kleinfamilie hat sich nun weitgehend aufgelöst und mit ihr das bisherige moderne Geschlechterverhältnis. Frauen sind nun in vielerlei Hinsicht - zumindest in den westlichen Ländern - mit den Männern gleichgezogen (z.B. was die Bildungsabschlüsse angeht). Im Gegensatz zum alten Hausfrauenideal gelten die nun individualisierten Frauen als "doppelt vergesellschaft" (Regina Becker-Schmidt), sie sind also für Beruf und Familie gleichermaßen zuständig. Jedoch bzw. dementsprechend sind sie im Gegensatz zu Männern bis heute immer noch primär für die abgespaltenen Reproduktionstätigkeiten zuständig, verdienen sie immer noch weniger als Männer, haben sie weniger Aufstiegschancen usw. Wir haben es also in der Ära der Globalisierung nicht mit einer Überwindung, sondern bloß mit einer Verwilderung des Patriarchats zu tun, wenn die Institutionen Arbeit und Familie sich in der Krise des warenproduzierenden Systems zunehmend auflösen, ohne daß neue Formen der Reproduktion an ihre Stelle treten.

Für einen großen Teil der Bevölkerung auch in den sogenannten entwickelten Ländern heißt dies, daß sie vermutlich in Verhältnissen leben müssen, wie sie zumindest z.T. aus den Slums der Länder in der Dritten Welt bekannt sind: Frauen sind für Geld und (Über-)leben gleichermaßen zuständig. Sie werden zunehmend in den Weltmarkt integriert, ohne jedoch die Chance zur eigenen Existenzsicherung zu bekommen. Sie ziehen die Kinder unter Mithilfe von (weiblichen) Verwandten und Nachbarinnen auf. Die Männer kommen und gehen, hangeln sich von Job zu Job und von Frau zu Frau, die sie womöglich noch miternährt (prinzipiell kann es freilich auch umgekehrt sein). Der Mann hat durch das Prekärwerden der Beschäftigungsverhältnisse, verbunden mit der Erosion der traditionellen Familienverhältnisse, nicht mehr die Rolle des Familienernährers inne. Dabei ist das hierarchische Geschlechtermodell jedoch keineswegs verschwunden (vgl. etwa Schultz, 1994). Dies trifft trotz allen Unterschieden, denen es Rechnung zu tragen gilt, heute im Weltmaßstab zu.

2. Horkheimer und Adorno bieten Anschlußmöglichkeiten für die Wert-Abspaltungstheorie gerade in der "Dialektik der Aufkärung". Hierzu einige Zitate, die dies belegen: "Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst des identischen zweckgerichteten Charakters des Menschen geschaffen war, und etwas davon wird noch in jeder Kindheit wiederholt (...) Wer bestehen will, darf nicht auf die Lockung des Unwiederbringlichen hören und er vermag es nur, indem er sie nicht zu hören vermag. Dafür hat die Gesellschaft stets gesorgt. Frisch und konzentriert müssen die Arbeitenden nach rückwärts blicken und liegenlassen, was zur Seite liegt. Den Trieb, der zur Ablenkung drängt, müssen sie verbissen in zusätzliche Anstrengung sublimieren. So werden sie praktisch" (Horkheimer/Adorno, 1973, S.56 bzw. S. 57).

Horkheimer und Adorno gehen dabei bekanntlich im Rekurs auf die "Odyssee" bis in die Antike zurück. Odysseus läßt sich an den Mast binden, um dem Klang der Sirenen widerstehen zu können. Ich halte diesen weiten historischen Rückgang für problematisch und lese die "Dialektik der Aufklärung" vielmehr so, daß sie sich erstrangig auf die Konstitutionsgeschichte der modern-kapitalistischen Gesellschaft und der modernen Subjektivität bezieht, wobei die marxistische Theorie implizit mit der Psychoanalyse verbunden wird.

Andrea Maihofer schreibt dazu meines Erachtens richtig: "Sonst voneinander unabhängig erscheinende Phänomene wie die kapitalistische Warenproduktion, instrumentelle Rationalität, Naturbeherrschung, bürgerlich-patriarchale Herrschaft, >männliche< Subjektivität etc. - werden in einem engen, konstitutiven Entstehungs- und Reproduktionszusammenhang gesehen. Dies ist nicht - wie häufig unterstellt - im Sinne eines schlicht ökonomischen, monokausalen Ableitungszusammenhangs gemeint, dem zufolge alles mit allem zusammenhängt, weil letztlich alles die (funktionale) Erscheinungsform des >Einen< der Ökonomie ist" (Maihofer, 1995, S.111). Der Bezug zur Wert-Abspaltungstheorie ist hierbei evident. Das (männliche) Subjekt spaltet seine Triebe und Gefühle ab; es muß nun kontrolliert und beherrscht sein. Somit besteht eine Dialektik zwischen Herrschaft und Unterwerfung bzw. Selbstunterwerfung.

Gleichzeitig rekonstruieren Horkheimer/Adorno dergestalt jedoch eigentlich auch den kapitalistisch-patriarchalen Geschlechterdiskurs; sie wiederholen also nicht einfach die bürgerlichen Geschlechter-Stereotypen, sondern stellen deren Konstitution ansatzweise kritisch dar. Implizit berücksichtigen sie so auch die kulturell-symbolische Ebene. Sie fassen das kapitalistische Patriarchat also durchaus nicht als ein auf die Ökonomie reduzierbares Zivilisationsmodell auf. Dabei gelangen sie allerdings noch nicht bis zur grundsätzlichen Darstellung und Kritik des Wert-Abspaltungsverhältnisses als dessen konstitutivem Kern. Ihre Ausführungen zum Geschlechterverhältnis haben in erster Linie deskriptiven Charakter.

Problematisch ist in diesem Zusammenhang überhaupt, daß das Tauschprinzip bei Adorno als gesellschaftliche "Grundtatsache" der Moderne gilt, und nicht der Wert, die abstrakte Arbeit, als Produktionsverhältnis (geschweige denn die Wert-Abspaltung als übergreifendes Reproduktionsverhältnis). Es ist also bei Adorno und Horkheimer eine Verkürzung des theoretischen Zugriffs auf die Zirkulation festzustellen, worauf ich hier jedoch nicht weiter eingehen kann. Allerdings rekurrieren sie dabei weit weniger als der traditionellen Marxismus auf die soziologische Kategorie der Klasse, die bei ihnen eher bloß ein Epiphänomen des Tauschs darstellt.

Was dabei nun mit "der Frau" passiert, beschreiben Horkheimer und Adorno folgendermaßen: "Als Repräsentantin der Natur ist die Frau in der bürgerlichen Gesellschaft zum Rätselbild von Unwiderstehlichkeit und Ohnmacht geworden. So spiegelt sie der Herrschaft die eitle Lüge wider, die anstelle der Versöhnung der Natur deren Überwindung setzt" (Horkheimer/Adorno, 1973, S. 95).

Für Horkheimer und Adorno ging es in der "Dialektik der Aufklärung" im Angesicht des Nationalsozialismus um die Frage, "warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art der Barbarei versinkt" (Horkheimer/Adorno, 1973, S. 16). Für sie ist seitdem eine Überwindung des Kapitalismus im Grunde unmöglich geworden. Dies besagt auch das berühmte Bild von der "Flaschenpost".

Als Kinder ihrer Zeit können Horkheimer/Adorno neue barbarische Prozesse im Zuge des "Kollaps der Modernisierung" (Robert Kurz) noch nicht in Augenschein nehmen. Damit können sie freilich auch noch nicht zur Diagnose einer "Verwilderung des Patriarchats" in der Postmoderne kommen.

Sie sehen allerdings die bereits zu ihrer Zeit zunehmende Berufstätigkeit der Frau mit Skepsis und sprechen in diesem Zusammenhang von einer "Dissoziation der Liebe" (Horkheimer/Adorno, 1987, S. 132). Auch hier tut sich eine Differenz zu meiner Wert-Abspaltungskritik auf: die abgespaltene Sphäre, die Familie, ist kein Refugium, kein positives "Anderes", wie es bei Horkheimer/Adorno aufscheint, sondern selbst immanenter Bestandteil des warenproduzierenden Patriarchats.

3. Nun könnte man einwenden, daß es das Geschlechterverhältnis in seiner klassisch-modernen dualistischen Fassung, wie sie Horkheimer und Adorno noch im Auge hatten, heute nicht mehr gibt. Die klassische Unterordnung der Frau existiert nicht mehr. Frauen sind nun "kleine Selbständige" (Irmgard Schultz), die sich prinzipiell gesehen allein duchschlagen müssen. Das Patriarchat als grundlegende Struktur der Gesellschaft, so meinen deshalb manche, sei zu Ende, auch wenn Benachteiligungen von Frauen noch festgestellt werden könnten.

Die Wert-Abspaltungstheorie ist jedoch mit diesen empirisch-historischen Veränderungen nicht irrelevant geworden; sie nimmt dabei die Einsicht Adornos für sich in Anspruch, wie er sie in seinen Vorlesungen zur Einleitung in die Soziologie formuliert hat, "daß auf der einen Seite das Wesentliche...das Interesse an den Bewegungsgesetzen der Gesellschaft (ist), vor allem an Gesetzen, die ausdrücken, wieso es so gekommen ist (...), daß dann diese Gesetze sich modifizieren und daß sie nur so weit gelten, wie sie wirklich auch erscheinen; und dann als eine dritte Stufe, daß es die Aufgabe der Soziologie ist, entweder diese Abweichungen zwischen Wesen und Erscheinung ihrerseits aus dem Wesen zu begreifen, theoretisch zu begreifen, oder aber dann tatsächlich die Courage zu haben, Wesensbegriffe oder Allgemeingesetzlichkeiten, die schlechterdings den Phänomenen inkompatibel, auch dialektisch nicht zu vermitteln sind, preiszugeben" (Adorno, 1993, S. 46 f.).

Was bedeutet dies nun im Kontext der Wert-Abspaltungskritik, eines Kontextes, den Adorno nicht vor Augen hatte? Aus der Perspektive der Wert-Abspaltungstheorie ist es entscheidend, im Sinne Adornos auf einer Dialektik von Wesen und Erscheinung zu bestehen und sich nicht durch empirisch feststellbare Tatsachen, wie die postmoderne Individualisierung von Frauen als nunmehr "doppelt vergesellschafteten", zur Diagnose von einem "Ende des Patriarchats" verleiten zu lassen. Vielmehr ist weiterhin die konstitutive (da niemals positiv überwundene), die Reproduktion nach wie vor übergreifende Wert-Abspaltung als Formprinzip der gesellschaftlichen Totalität in ihrer neuen historischen Brechung zu bestimmen. Diese umfaßt ihrerseits wieder, um es noch einmal zu sagen, in ebenfalls postmodern fortentwickelter Gestalt die materielle, die sozialpsychologische und die kulturell-symbolische Dimension gleichermaßen, und somit auch alle Sphären und Bereiche der Gesellschaft. Dementsprechend müssen die neueren empirischen Veränderungen des Geschlechterverhältnisses aus den Mechanismen und Strukturen der Wert-Abspaltung selbst verstanden werden.

Dabei untergraben vor allem die Produktivkraftentwicklung und die Marktdynamik, die selber auf der Wert-Abspaltung beruhen, ihre eigenen Voraussetzungen, indem sie bewirken, daß Frauen sich ein gutes Stück von ihrer traditionellen Rolle entfernen und ihnen die immer schon dagewesene "doppelte Vergesellschaftung" von Frauen im Zuge von Individualisierungsprozessen nunmehr auch zu Bewußtsein kommt. So wurden etwa seit den 50er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland auch immer mehr Frauen aus den mittleren Schichten in den Erwerbsbereich eingebunden; u.a. auch bedingt durch Rationalisierungsprozesse im Haushalt sind Frauen mittlerweile mit den Männern bildungsmäßig gleichgezogen; auch kann beobachtet werden, daß zunehmend auch Mütter berufstätig sind, es ist eine Konzeptionsplanung aufgrund empfängnisverhütender Mittel möglich geworden usw. (vgl. Beck, 1986). Kurzum: Es besteht seit längerem schon die Tendenz zur verstärkten Integration von Frauen in die "offizielle" (im warenproduzierenden Patriarchat männlich konnotierte) Gesellschaft.

Dennoch sind Frauen auch in den veränderten postmodernen Verhältnissen nach wie vor im Gegensatz zu den Männern für Haushalt und Kinder zuständig, sind sie an den Schalthebeln der Macht in der öffentlichen Sphäre nach wie vor selten zu finden, verdienen sie im Durchschnitt weniger als Männer usw. Es kommt also nicht zu einer Überwindung, sondern nur zu einer Modifizierung der Wert-Abspaltungsstruktur: Die "doppelte Vergesellschaftung" gewinnt eine neue Qualität. Frauen sind nun nicht mehr bloß objektiv "doppelt vergesellschaftet" wie früher, sondern sie sind unter den Bedingungen des krisenhaft verwildernden Patriarchats auch dem Leitbild nach nun nicht mehr bloß auf ein Hausfrau- und Mutterdasein festgelegt.

4. So verstanden ist die folgende Einschätzung von Horkheimer und Adorno aus der "Dialektik der Aufklärung" trotz der Veränderungen immer noch für das Wesen der heutigen Gesellschaft prägend. Ich bringe diese Einschätzung nun, um auf die erkenntnistheoretischen Prämissen der Wert-Abspaltungskritik im Sinne einer Kritik der Identitätslogik überzuleiten: "Der Mann als Herrscher versagt der Frau die Ehre, sie zu individuieren. Die einzelne ist gesellschaftlich Beispiel der Gattung, Vertreterin ihrer Geschlechts und darum, als von der männlichen Logik ganz Erfaßte, steht sie für Natur, das Substratum nie endender Subsumption in der Idee, nie endender Unterwerfung in der Wirklichkeit. Das Weib als vorgebliches Naturwesen ist Produkt der Geschichte, die es denaturiert" (Horkheimer, Adorno, 1987, S. 135).

Für Horkheimer und Adorno war es die instrumentelle Vernunft, die Identitätslogik, die in der Liquidation der "Anderen" im Nationalsozialismus kulminierte. Dabei bringen Horkheimer und Adorno die vorherrschende Identitätslogik grundsätzlich mit der Naturbeherrschung in Verbindung und in diesem Zusammenhang mit dem Tauschrprinzip.

Die Wert-Abspaltungskritik nimmt nun auf der Grundlage von Adornos Denken selbst die Kritik der Identitätslogik für sich in Anspruch, also die Kritik an einem deduktiven Denken, das von oben her Ordnung schaffen will und das Besondere, Kontingente, Differente, Nicht-Eindeutige EINER Logik unterwerfen will. Dabei korrespondiert die Denkform der Identitätslogik bei mir allerdings nicht allein mit dem Tausch oder richtiger: dem Wert. Denn entscheidend ist nicht einfach, daß das gemeinsame Dritte - unter Absehung von Qualitäten - die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitskraft bzw. die abstrakte Arbeit ist, die gewissermaßen hinter der Äuquivalenzform steht, sondern daß diese es ihrerseits noch einmal nötig hat, das als weiblich konnotierte, nämlich die Haushaltstätigkeit, das Sinnliche, Emotionale, analytisch nicht Erfaßbare, Differente, Widersprüchliche auszugrenzen und als minderwertig zu betrachten.

Jedoch ist die Abspaltung des Weiblichen keineswegs deckungsgleich mit dem Nicht-Identischen bei Adorno; stattdessen stellt sie die dunkle Kehrseite des Werts selbst dar. Damit allerdings ist die Abspaltung des Weiblichen als ALLGEMEINES eine Vorbedingung dafür, daß das Lebensweltliche, das wissenschaftlich nicht Erfaßbare, das Kontingente, vernachlässigt wurde und in den männlich konnotierten Bereichen von Wissenschaft, Ökonomie und Politik in der Moderne weithin unterbelichtet blieb. Federführend wurde also ein klassifizierendes Denken, das die besondere Qualität, "die Sache selbst", nicht in Augenschein nehmen kann und damit einhergehende Differenzen, Brüche Ambivalenzen usw. gar nicht wahrzunehmen bzw. auszuhalten vermag.

Für die Kritik des Abspaltungsverhältnisses bedeutet dies auch, der Tatsache Rechnung zu tragen, daß die Wert-Abspaltung als gesellschaftliches Formprinzip innerhalb des warenförmigen Patriarchats eine Geschichte hat, sie nicht bloß dinglich in bestimmten Sphären (Privatheit/Öffentlichkeit) sitzt, und daß sie sich mit einem traditionell-marxistischen Instrumentarium nicht fassen läßt. Diese komplexe Struktur stellt sich also weltweit nicht überall gleich dar, sie kann keinen ontologischen und transkulturellen Charakter beanspruchen. Anders formuliert: Es geht einer adäquaten Theorie der Wert-Abspaltung nicht zuletzt darum, die Grenzen ihrer selbst aufzuzeigen; dies ist ihr in ihrer Vorgehensweise sogar innerstes Gebot. In diesem Zusammenhang geht es auch darum, ganz im Sinne von Adorno darauf hinzuweisen, daß die empirischen Männer und Frauen sich zwar geschlechtstypischen Zuschreibungen niemals völlig entziehen können, allerdings auch nicht völlig in ihnen aufgehen.

5. Umgekehrt halte ich jedoch auch daran fest, daß die verschiedenen Ebenen (etwa die materielle, sozialpsychologische und kulturell-symbolische Ebene) und Bereiche (Öffentlichkeit, Privatheit usw.) nicht nur als reale irreduzibel aufeinander bezogen werden, sondern sie gleichermaßen auch in ihrer objektiven, da heißt inneren Verbundenheit auf der grundsätzlichen Ebene der Wert-Abspaltung als eine Totalität zu betrachten sind, von der aus die Gesellschaft überhaupt als Wesen konstituiert wird, und als deren Erscheinungen jene spezifischen Bereiche, Momente und Ebenen sich "real" darstellen. Was Adorno also in seiner Diktion für die Soziologie postuliert, gilt auch für die Wert-Abspaltungstheorie: "Was man mit interdisziplinärer Kooperation bezeichnet, reicht nicht an Soziologie heran. An ihr ist es, die Vermittlungen der Sachkategorien in sich aufzudecken, deren jede auf eine andere führt. Sie zielt auf die immanente Wechselwirkung der von Ökonomie, Geschichte, Psychologie (...) relativ unabhängig bearbeiteten Elemente; versucht wissenschaftlich die Einheit zu restituieren, die sie an sich als gesellschaftliche bilden und die sie durch Wissenschaft, freilich nicht erst durch sie, immer wieder einbüßen" (GS 5, S. 145, Anmerk.). Oder, um hier noch ein anderes Zitat aus den "Minima Moralia" anzuführen: "Der Gedanke muß über sich hinauszielen, gerade weil er nicht ganz hinkommt" (Adorno, 1983, S. 166).

Totalität im Sinne der Wert-Abspaltung ist somit immer schon eine fragmentierte und gebrochene, mit sich selbst nicht identische Totalität. Es geht somit nicht um eine interdisziplinäre Zusammenschau eklektischer Art, sondern die verschiedenen Momente müssen von vornherein "wesentlich" aufeinander bezogen werden im Sinne der Wert-Abspaltung als einem gesellschaftlichen Formprinzip, wobei diese Kategorie der Wert-Abspaltung - um es noch einmal zu betonen - schon von vornherein immer um ihre Beschränkung weiß, sie sich nicht im Namen einer übergreifenden Ebene absolut setzt und somit durchaus die eigene Wahrheit "partikularer" Ebenen anzuerkennen bemüht ist. In diesem Zusammenhang verwirft sie auch ein traditionelles Basis-Überbau-Schema. Für die Struktur der Wert-Abspaltung sind die sozialpsychologische und die kulturell-symbolische Ebene ebenso konstitutiv wie die materielle.

6. Differenzen dürfen demgemäß sowohl in der Kritischen Theorie Adornos als auch in deren Weiterentwicklung durch die Wert-Abspaltungstheorie nicht schlecht abstrakt gesetzt werden, wie dies in etlichen postmodernen, poststrukturalistischen Theorien geschieht. Diese reproduzieren ganz im Sinne eines traditionellen Ideologieverständnisses nur die schlechte postmodern-kapitalistische Realität, anstatt sie kritisch "auf den Begriff" zu bringen.

In der Postmoderne macht die Struktur der Wert-Abspaltung jenseits ihrer klassischen Form in einem Zersetzungsprozeß noch einmal einen Gestaltwandel durch. Wie ich bereits gezeigt habe, verliert sie nun ihre institutionellen Halterungen, und es findet im Zuge von Globalisierungsprozessen bei einer zunehmend sich verschlechternden ökonomischen Lage jene von mir konstatierte "Verwilderung des Patriarchats" statt. Analog dazu verändert sich in der Postmoderne auch die Begriffsbildung - zumindest die zeitgeistig Furore machende; und zwar nicht nur im Feminismus, der besonders anfällig für postmoderne Theorien ist. Die Begriffe werden nun leicht, seicht und suggestiv. In Deutschland machten demgemäß Konzepte, die sich um Schlagworte wie "Risikogesellschaft", "Erlebnisgesellschaft", "Multioptionsgesellschaft" etc. gruppieren, viel von sich reden. Diese Konzepte bewegen sich meist nur noch auf einer phänomenologischen Ebene, methodologisch und methodisch nicht selten frei schwebend. Die Kontingenzen, Ambivalenzen und Widersprüche blühen, alles gilt als konstruiert und soll nur noch ein Produkt der Sprache, des Diskurses, der Medien usw. sein. Gerade eine postmarxistische Linke in den 90er Jahren fand an derartigen Vorstellungen besonderen Gefallen.

Mit der postmodernen Individualisierung, der Auflösung der Familie und von Nationenverbänden in Teilfamilien, Tribalismen usw. scheint tendenziell auch eine verbindliche Theoriebildung zu verfallen bzw. es haben solche Theorien gute Karten, die das Differente in vielerlei Hinsicht legitimieren und ihm freien Lauf lassen. Deutlich wird nun auch: Es gibt nicht nur einen Zusammenhang zwischen "Identitätslogik und Gewalt" (Regina Becker-Schmidt) und eine "Entwirklichung durch Abstraktion", wie Gudrun-Axeli Knapp einmal gesagt hat, sondern es gibt auch so etwas wie eine "Entwirklichung durch Konkretion", indem dabei selber abstrakt auf Differenzen gepocht wird. Auf einer realgesellschaftlichen Ebene entsprechen derartigen Denkformen die vielfältigen Bürgerkriege rund um den Erdball, die angeblich "ethnisch" bedingt sein sollen, aber auch der sich verschärfende Konkurrenzkampf zwischen den postmodern-kasinokapitalistischen Individuen insgesamt. Der Rekurs auf das Nichtidentische, auf Widersprüche, auf das Ambivalente, Differente usw. ist längst affirmativ geworden, insofern er vor allem in postmodernen Theorien gewissermaßen frei flottierend daherkommt, ohne Beziehung zu einem Begriff, ohne Beziehung zu einem Allgemeinen, zu einem (negativen, zu überwindenden) gesellschaftlichen Wesen, wie dies noch bei Adorno der Fall war.

7. Entgegen philosophiefeindlichen, postmodern-poststrukturalistischen Tendenzen meine ich also, daß der weltgesellschaftlichen Realität heute nur durch ein allerdings zeitgemäßes spekulativ-philosophisches Denken im Sinne einer radikalen Kritik des Wert-Abspaltungsverhältnisses als gesellschaftlicher Grundstruktur beizukommen ist. In der Frontstellung gegen den Positivismus insgesamt und gegen positivistische Systemtheorien wie etwa Talcot Parsons Strukturfunktionalismus hat Adorno vor allem in der erstarrten Gesellschaft der 50er Jahre verständlicherweise auf dem Nichtidentischen gegenüber der Identitätslogik bestanden. Unbeabsichtigt hat er damit dem Beliebigkeitsaffen der heraufziehenden Postmoderne in gewisser Weise Zucker gegeben. Diese aber beruft sich auf das erscheinende Differente, ohne dessen Zusammenhang mit der Identitätslogik kritisch darzustellen und ohne einen Begriff des Verhältnisses von negativem Wesen und Erscheinung der Gesellschaft zu entfalten.

Eine modifizierte Kritische Theorie, die nunmehr die Wert-Abspaltung als gesellschaftliches Formprinzip reflektiert, müßte dabei freilich auch heute die Möglichkeit einer Gesellschaftsveränderung thematisieren. In einer Zeit der "flexibilisierten" Verhältnisse und der "flexibilisierten" neuen Zwangs-Identitäten, die in der "doppelten Vergesellschaftung" von Frauen ihr Vorbild haben, ginge es jetzt aber um die Möglichkeit des Ausstiegs aus der "falschen Möglichkeit", das heißt der scheinbaren Beliebigkeit innerhalb des unüberwundenen Fetischverhältnisses und dessen grundlegender Wert-Abspaltungs-Struktur. Stattdessen müßte die Notwendigkeit des radikalen Bruchs mit diesem wesentlichen Strukturverhältnis selbst in den Mittelpunkt gerückt werden. Im heutigen Patriarchat, wo trotz oder vielleicht gerade wegen der düsteren Krisen-Perspektiven alles Mögliche möglich erscheint (der Geschlechtswechsel, die unbeschränkte Simulation im Medienbereich, der nahezu absolute Eingriff in die "Natur"bausteine durch die Gentechnologie), wäre es nur noch affirmativ, noch einmal wie bisher auf die bloße "Möglichkeit der Möglichkeit" hinzuweisen.

Wenn es denn überhaupt eine Freiheit der Entscheidung bei den postmodernen Individuen geben sollte - und insofern könnte auch von einer "Dialektik der postmodernen Individualisierung" gesprochen werden - , so wäre es gerade die Negation der falschen, nämlich repressiven Freiheit im heutigen gesellschaftlichen Zersetzungsprozeß des warenproduzierenden Patriarchats. Es ginge dabei nicht zuletzt, um wiederum Adorno in Anschlag zu bringen, um das "Eingedenken der Natur im Subjekt".

8. Spätestens seit dem Milleniumswechsel wird deutlich, daß eine im postmodernen Sinne entgrenzte Welt auf dem Boden der unüberwundenen Form der Wert-Abspaltung in vielerlei Hinsicht ein Phantasma ist. Im Weitergang des "Kollaps der Modernisierung" und einer sich zuspitzenden ökonomischen Krise, also innerhalb der "zweiten Natur" selbst, rückt dies immer mehr ins Bewußtsein. Die Konsequenz ist jedoch gerade nicht, daß die Wert-Abspaltung und damit das asymmetrische Geschlechterverhältnis als Wesen der (Welt-)gesellschaft zu Bewußtsein kommen. Vielmehr droht der Sexismus ebenso wie der Rassismus und Antisemitismus im theoretischen Denken und im praktischen Handeln wiederum zum Nebenwiderspruch zu verkommen. Gerade diese Tendenz, das unüberwundene hierarchische Geschlechterverhältnis wieder zu vernachlässigen, zeigt indes die unterschwellig weiterwirkende Kraft des vermeintlich schon zu Ende gegangenen Patriarchats auch noch in seiner Zersetzungs-Gestalt.

Der zentrale Stellenwert der Wert-Abspaltung als gesellschaftliches Formprinzip und des entsprechenden Geschlechterverhältnisses meint nun allerdings nicht, daß dieses zum sogenannten Hauptwiderspruch erhoben werden soll. Ganz im Sinne Adornos kann die Theorie der Wert-Abspaltung sich nach meinen bisherigen Ausführungen nämlich auch selbst nicht absolut als "Logik des Einen" setzen. In ihrer Kritik der Identitätslogik bleibt sie sich vielmehr treu und kann nur bestehen, indem sie sich selbst relativiert , ja wo es nötig ist, sich sogar dementiert. Und dies meint auch, daß die Theorie der geschlechtlichen Abspaltung anderen Formen der sozialen Benachteiligung gewissermaßen theoretisch gleichberechtigt Platz einräumen muß.

Oder anders formuliert: Gerade als sich selbst relativierende und als dennoch auf sich selbst pochende Bestimmung ist auf dem Begriff der Wert-Abspaltung als gesellschaftlichem Wesensprinzip zu bestehen, konträr zum vulgärmaterialistisch-androzentrischen Rollback im ersten Dezennium des neuen Jahrtausends. Und zwar als einem Begriff, der jeder Vorstellung einer als entgrenzt gedachten Welt schon immer widerspricht. Diesen zunächst einmal in mancherlei Hinsicht vielleicht kryptisch anmutenden Aussagen kann ich hier jedoch nicht weiter nachgehen.

9. In bezug auf die Kritische Theorie Adornos bleibt für die Theorie der Wert-Abspaltung festzuhalten, daß Adorno das Problem der gesellschaftlichen Form im Unterschied zum traditionellen Marxismus erkannt hat, wenngleich diese Formproblematik im Hinblick auf das Geschlechterverhältnis bei ihm eher deskriptiv beschränkt formuliert wird. Zugleich hat er den Versuchungen des Arbeiterbewegungs-Marxismus widerstanden und gewissermaßen intuitiv gespürt, daß die Ebene der gesellschaftlichen Form nicht soziologistisch im Klassenverhältnis aufgeht.

Dabei ist Adorno jedoch auf der Ebene des Tausches stecken geblieben, sodaß er nicht dazu gelangen konnte, den Wert als Produktionsverhältnis und die Wert-Abspaltung als Grundform der Reproduktion explizit in Augenschein zu nehmen. In einer hinsichtlich des Geschlechterverhältnisses noch vornehmlich deskriptiven Weise hat die Kritische Theorie von Adorno und Horkheimer, in der die Zirkulation als soziales Grundverhältnis mißverstanden wird, dennoch einen Zusammenhang von gesellschaftlicher Form und Geschlechterverhältnis rekonstruiert, der für die theoretische Erfassung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Sinne der weiter entwickelten Theorie der Wert-Abspaltung eine entscheidende Voraussetzung bildet.




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